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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition)
Autoren: Alice Gabathuler
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Restaurant. Erst vor der Tür traute er sich einzuatmen. Eine Scheißidee, seine Tante so was zu fragen! Er brauchte dringend eine Zigarette. Den vertrauten Geschmack kosten, nichts denken, einfach den Rauch einziehen, ganz tief, und dann langsam ausatmen. Er zündete sich eine Zigarette an und lief los. Aber die Gedanken ließen sich nicht abschütteln. Versager. Zu nichts zu gebrauchen. Erst flog er aus einer Schule nach der anderen und dann aus seiner Familie. Er erinnerte sich an Susannas Worte beim Frühstück. Wir packen das schon.
    »Na, steigst du nun ein oder nicht?«, riss ihn eine ärgerliche Stimme aus seinen Gedanken. Verwirrt schaute Nickauf. Wenige Meter vor ihm stand ein Bus. Ein dicker Kerl, der sich aus der Tür lehnte, winkte ungeduldig mit der Hand.
    »Der Fahrer lässt fragen, ob du eine spezielle Einladung brauchst.«
    Steig ein, das wird nie was!, schoss es Nick durch den Kopf. Er warf die Kippe auf den Boden, trat sie aus und wollte einsteigen. Aber er zögerte. Nur für einen Augenblick. Einen Augenblick zu lange; der Bus fuhr ohne ihn ab. Er sah ihm hinterher und zuckte mit den Schultern. Abhauen konnte er immer noch.
    Vielleicht wäre es für alle besser gewesen, er hätte damals den Bus genommen. Nick lachte bitter auf.
    »Was ist denn so lustig?«
    Er hatte die Krankenschwester nicht ins Zimmer kommen hören. Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm deutlich, was sie von ihm hielt.
    »Nichts«, sagte er schnell.

6
    D er Polizist tauchte am nächsten Morgen pünktlich um acht Uhr in Begleitung eines Arztes auf. Er stellte eine Tasche auf den Stuhl neben Nicks Bett und kam gleich zur Sache.
    »Ich will ihn mitnehmen«, sagte er zum Arzt, ohne Nick auch nur anzusehen.
    »Und ich habe Ihnen gesagt, dass ich ihn lieber noch einen weiteren Tag zur Beobachtung hierbehalten würde«, meinte der Arzt.
    »Wir haben genug Zeit verloren. Sagen Sie mir einfach, ob es geht oder nicht.«
    »Es sollte gehen, aber …«
    »Das muss reichen«, unterbrach ihn der Polizist.
    »Sie könnten ihn hier befragen.«
    »Nein.«
    Der Polizist öffnete die mitgebrachte Tasche und zog ein paar Kleider heraus. Unterwäsche und Socken zuerst, dann ein Paar Jeans, ein T   -   Shirt und einen Pullover. Den schwarzen, den seine Mutter nicht ausstehen konnte. Der Bulle musste die Sachen bei Eggers geholt haben. Nickverdrängte den Gedanken an sie. Ein paar gute Wochen in seinem Leben. Die Hoffnung auf eine Zukunft. Und die riesengroße Enttäuschung darüber, wie schnell sie ihn verurteilten und aufgaben. Glaub mir, wir kommen schon klar mit dir, hatte Susanna gesagt. Nein, er wollte nicht mehr an die Eggers denken!
    »Anziehen!«, befahl der Polizist.
    Nach den Sachen, die er angehabt hatte, als sie ihn eingeliefert hatten, fragte Nick nicht. Er kannte die Antwort. Sie waren bestimmt in einem Labor, wo sie gründlich untersucht wurden. Er hatte Angst vor der Auswertung. Wenn es Tickets gab und Internetseiten, dann würden sie auch auf seiner Kleidung etwas finden.
    Auf der kurzen Fahrt zur Polizeistation schwieg der Polizist. Nick musterte ihn von der Seite. Irgendwie sah er nicht aus wie ein typischer Bulle, aber das hieß noch überhaupt nichts. Genau diese Sorte erwies sich oft als die härteste. Vielleicht war das sogar gut. Wenn jemand Carla finden konnte, dann so einer.
    Der Polizist führte ihn in ein enges Büro, stellte wortlos einen Stuhl vor Nick hin und deutete ihm, sich zu setzen.
    »Ich bin Josef Caduff«, stellte er sich endlich vor. »Du bist ja nicht zum ersten Mal bei der Polizei. Das spart uns eine Menge Fragen.«
    Er legte eine Akte auf den Tisch und musterte Nick. »Willst du ein Glas Wasser? Du siehst nicht gut aus.«
    Im Spital hatte er den harten Kerl rausgehängt und jetzt spielte er den Gutmütigen. Nick kannte solche Spiele. Früher hatte er manchmal mitgespielt und es öfters geschafft, sein Gegenüber zu ärgern, aber jetzt ging es um Carla.
    »Fangen Sie an«, sagte er. Caduff zuckte mit den Schultern und tippte etwas in seinen PC. Dann fragte er nach Nicks Personalien. Während sie das langwierige Prozedere durchgingen, sah sich Nick im Raum um. Auf dem Schreibtisch stapelten sich Ordner, Klarsichthüllen und loses Papier, zwischen PC und Tastatur stand eine schmutzige Tasse, in der Zimmerecke verdorrte einsam eine Pflanze. Keine Bilder an der Wand oder auf dem Tisch, nichts Persönliches.
    »Wie soll ich dich anreden? Nicolas oder Nick?«, erkundigte sich Caduff, bevor er mit der eigentlichen
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