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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition)
Autoren: Alice Gabathuler
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war Nick nicht ganz klar.
    Tatsache war, dass Albert Bergamin seinen Sohn elegant abgeschoben hatte, nicht ohne Nick vorher klarzumachen, was er von ihm hielt. Einen nichtsnutzigen Kerl, Junkie, Kriminellen, Abschaum der Gesellschaft hatte er ihn bei seinem einzigen Besuch im Spital genannt. Unwillkürlich legte Nick seine Hand auf den Gips am Arm.
    Martin klopfte seine Pfeife aus, steckte sie in den Mund und griff nach den Streichhölzern auf dem Tisch. »Natürlich haben uns deine Eltern auch darum gebeten.«
    Natürlich, dachte Nick. Als ob sein Vater das Wort bitten überhaupt kannte! »Ihr müsst das nicht tun.«
    Kleine Rauchwolken stiegen aus Martins Pfeife. Susanna schaute Nick an. »Wir haben das doch besprochen. Alle waren sich einig. Also lass uns das Beste daraus machen.«
    Später führte sie ihn in sein Zimmer. Der kleine Raum unter dem Dach gefiel Nick auf Anhieb, obwohl er nur halb so groß war wie sein Zimmer zu Hause. Ein Bett, ein kleiner hölzerner Tisch, ein Kleiderschrank und ein Bücherregal waren die einzigen Möbelstücke in dem hellen Raum mit den abgeschrägten Wänden.
    »Es ist noch ziemlich leer«, sagte Susanna. »Wir haben uns gedacht, dass du es dir mit der Zeit selber einrichten kannst.«
    Nick schaute verlegen auf seine Tasche. Er hatte nur ein paar Anziehsachen und seinen iPod mitgebracht.
    »Ich lass dich dann mal allein«, sagte Susanna.
    Nick öffnete seine Tasche und begann, seine mitgebrachte Kleidung im Schrank zu verstauen. Als er seinen schwarzen Lieblingspullover in ein leeres Fach legte, fiel ihm seine Mutter ein. Musst du dich immer anziehen, als ob du zu einer Beerdigung gehst? Schnell schloss Nick den Schrank.
    »Kann ich reinkommen?«
    Er öffnete die Zimmertür und blickte direkt in die strahlend blauen Augen seiner Cousine.
    »Ich dachte mir, dass du vielleicht Gesellschaft brauchen kannst.«
    Wie konnten blaue Augen eine solche Wärme ausstrahlen? Er starrte sie an und suchte nach Worten.
    »Ich kann auch ein anderes Mal kommen«, meinte sie.
    »Wolltest du heute nicht noch weg?«, war das Einzige, das ihm einfiel.
    Wortlos schob sie sich an ihm vorbei und setzte sich auf sein Bett.
    »Ich finde es gut, dass du jetzt bei uns wohnst.«
    »Mmm«, murmelte er.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte sie.
    »Klar.« Er setzte sich auf den Tisch, bemüht darum, so lässig und teilnahmslos wie möglich zu wirken.
    »Brauchst mich nicht anzulügen.«
    Er zuckte zusammen.
    »Musst aber nichts sagen, wenn du nicht willst.«
    »Bist du immer so?«, fragte er.
    »Wie, so? «
    »Na, so direkt.«
    »Eigentlich schon. Finn sagt, das nervt.« Sie grinste. »Und du?«, fragte sie.
    »Ich? Ich lüge immer.«
    »Hab ich mir fast gedacht.« Nun lachte sie.
    »Na ja, bei dir könnte ich eine Ausnahme machen.« Es war ihm einfach so herausgerutscht, aber er meinte es ernst.
    »Oh, da hab ich aber Glück. Ich steh nicht so auf Lügner.« Sie schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Mist, tut mir leid. Das war wohl ein bisschen zu direkt.«
    »Passt schon.« Er drehte ihr verlegen den Rücken zu.
    Sie stand auf. »Also, dann geh ich jetzt kurz weg. Willst du mitkommen?«
    »Besser nicht«, sagte Nick.
    »Na dann«, meinte sie, »ich seh dich morgen.«

4
    S usannas Augen waren vom Weinen gerötet, Martins Gesicht wirkte alt und grau. Die beiden standen neben seinem Bett und schauten ihn an wie einen Fremden.
    »Warum, Nick? Warum? Was hast du mit Carla gemacht?«, fragte Susanna.
    Wie konnte er ihr antworten? Er hatte keine Ahnung, was passiert war.
    »Ist sie wirklich weg?«
    Sie schlang die Arme eng um ihre Schultern, als wäre ihr kalt. »Das weißt du doch«, sagte sie.
    »Nein!«
    Das war es ja. Niemand sagte ihm irgendwas. Weder der Bulle noch die Krankenschwestern noch der Arzt, der ihn untersucht hatte.
    »Du bist am Freitagabend mit ihr weggegangen. Ihr wart spurlos verschwunden, bis sie dich heute bei der Bahnhofsunterführung gefunden haben. Allein. Was hast du mit ihr gemacht?« Martin drückte ihn aufs Bett und sah ihm in die Augen, als erwarte er, dort die Antwort auf seine Fragen zu finden.
    Nick hätte am liebsten geschrien. Er musste etwas sagen, sonst würde er losheulen.
    »Die Polizei war hier.«
    »Ja«, sagte Martin. Seine Stimme klang hart und kalt. »Wir haben eine Vermisstenanzeige aufgegeben.«
    »Warum?«
    »Was denkst du denn?«, fuhr ihn Martin an. »Drei Tage lang hatten wir kein Lebenszeichen von euch. Drei Tage, hörst du?«
    Ja, Nick hörte es. Aber er
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