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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition)
Autoren: Alice Gabathuler
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Befragung begann.
    »Mir doch egal.« War es eigentlich nicht. Nur seine Eltern nannten ihn Nicolas. Nick hasste es, wenn man ihn so ansprach, aber die Absicht des Bullen war zu offensichtlich.
    Caduff schaute ihn an. »Ich werde dich befragen, so oder so. Wir können es uns einfach oder schwer machen. Ich bin für die einfache Variante. Es geht um deine Cousine und ich weiß, dass dir ihr Verschwinden nicht egal ist.«
    Schweigend starrte Nick auf den Schreibtisch.
    »Nick, wann hast du Carla Egger zum letzten Mal gesehen?«
    »Am Freitagabend.« Er sah Carla vor sich, wie sie ihm auf der Tanzfläche zulachte, und konnte nicht weitersprechen.
    »Geht es etwas genauer?«, fragte Caduff.
    »Wir sind ins Zoom gegangen. So um halb zehn. Haben was getrunken und getanzt. Plötzlich ist mir übel geworden und Carla hat mich nach draußen gebracht.«
    »Und dann?«
    »Dann bin ich weggetreten.«
    »Warum? Hast du schon im Zoom Drogen konsumiert?«
    »Nein. Ich habe nur ein Bier getrunken.«
    Caduffs Blick verriet, dass er ihm nicht glaubte.
    »Woran kannst du dich erinnern?«
    »Nur an einen Trip. Ich war auf Drogen.«
    »Weißt du, was für Drogen das waren?«
    Nick erinnerte sich an gefrorenes Wasser, an das Gefühl zu ersticken.
    »Nein. Ich habe so etwas noch nie erlebt.«
    Bedächtig zog Caduff ein Blatt aus der Akte, legte seine Hand ans Kinn und überflog die Informationen auf dem Papier.
    »Wann hast du die Tickets nach Berlin gekauft?«
    »Was?«
    »Eine einfache Frage, Nick. Noch einmal. Wann hast du die Tickets nach Berlin gekauft?«
    »Ich habe gar keine Tickets gekauft.«
    »Wo seid ihr in Berlin abgestiegen?«
    Hörte der Typ schlecht?
    »Ich war nicht in Berlin.«
    »Das glaube ich dir nicht. Es gibt eindeutige Beweise dafür, dass du dort warst.«
    Das hier war ein Albtraum. »Ich war nicht in Berlin«, wiederholte Nick. »Ich kann nicht dort gewesen sein. Ich meine, ich müsste doch wissen, dass ich die Tickets gekauft habe!«
    Caduff ging nicht auf seinen Einwand ein. »Warst du früher schon mal in Berlin?«
    Das Nachdenken fiel Nick schwer.
    »Ja«, sagte er, »als Kind. Mit meinen Eltern.«
    »Du wohnst im Moment nicht bei deinen Eltern, ist das richtig?«
    Das weißt du doch, dachte Nick. Er zwang sich, die Frage ruhig zu beantworten. »Nein, ich wohne bei meinem Onkel und meiner Tante.«
    »Carlas Eltern?«
    »Ja, Carlas Eltern.«
    Nick merkte, dass er immer lauter geworden war. Die letzten Worte hatte er geschrien.
    »Und jetzt?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Haben dir die Eggers nichts gesagt?«
    »Doch.« Nick presste seine Lippen zusammen.
    »Das Jugendamt hätte dich gerne sofort in ein Heim eingewiesen, nach all dem, was passiert ist, doch wir brauchen dich hier, bis die Sache geklärt ist. Das bedeutet, dass wir dich wieder in die elterliche Obhut übergeben werden.«
    Nick schloss die Augen.
    »Hast du mich verstanden? Du wohnst die nächste Zeit wieder zu Hause.«
    Ja, er hatte verstanden. Während Caduff auf die Akte schaute, wischte sich Nick schnell die Tränen aus den Augen.
    »Hast du eine Ahnung, warum dich die Eggers nicht mehr bei sich haben wollen? Sie könnten dir auch vertrauen und dir glauben.«
    Diese Frage hatte Nick fast die ganze Nacht wach gehalten. Es tat weh, darüber nachzudenken, darüber redenwollte er schon gar nicht. Abgesehen von der blöden Prügelei war es doch gar nicht schlecht gelaufen!
    »Zeit für eine kurze Pause«, sagte Caduff. Sein Stuhl machte ein quietschendes Geräusch, als er ihn nach hinten schob. »Bin gleich wieder da.«

7
    D ie Prügelei. Die wäre gar nicht passiert, wenn Nick nicht diesen Arzttermin in Chur gehabt hätte. Die Bewährungsprobe, wie Martin es genannt hatte. Nick hatte sie gründlich versiebt.
    Er arbeitete in Susannas Laden. Nach langem Überlegen hatte er ihr den Vorschlag gemacht, die Holzregale bunt anzumalen. Verschiedene Farben für verschiedene Themenbereiche. Nicht unbedingt eine weltbewegende Idee, aber sie hatte begeistert reagiert und ihn gleich in ein Malergeschäft geschleift, wo sie zusammen die Farben aussuchten. Nun stand er in ihrem kleinen Büro und strich ein Gestell nach dem anderen. Er mochte den Geruch der Farben, die Ruhe, die ihn bei der Arbeit überkam, und Susannas zufriedenen Gesichtsausdruck, wenn sie ins Büro schaute. Mit gleichmäßigen Bewegungen führte er den Pinsel über das Holz und hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass er sich an dieses neue Leben gewöhnen könnte. Als die ersten drei Regale in
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