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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition)
Autoren: Alice Gabathuler
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Pfeife an. Ein süßer Geruch erfüllte den Raum. »Und, gefällt es dir in Susannas Krämerladen?«
    Nick blies eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. Im letzten Moment verkniff er sich eine zynische Antwort und murmelte ein einigermaßen anständiges Ja.
    Er hörte, wie Carla fröhlich »Tschüss« in Richtung Wohnzimmer rief und dann schwungvoll die Haustür hinter sich zuschlug.
    »Du kannst jederzeit zu mir oder Susanna kommen, wenn du ein Problem hast.«
    Nick hob den Kopf und schaute seinen Onkel an.
    »Danke.« Das sagte man wohl nach so einem Angebot.
    Er saß noch eine Weile mit Martin im Wohnzimmer, bis er das Gefühl hatte, lange genug ausgeharrt zu haben, um nicht unhöflich zu erscheinen.
    In seinem Innern brodelte es, als er langsam die Treppe hinaufging, doch er unterdrückte den Drang, die Stufen hochzustürmen, seine Zimmertür zuzuschlagen und etwas gegen die Wand zu werfen. Cool bleiben, befahl er sich, einfach cool bleiben! Verdammt. Er brauchte weder einen Babysitter noch einen Psychiater! Seine Hände ballten sich zu Fäusten, er vergrub sie unter seinen verschränkten Armen und wippte mit dem Oberkörper vor und zurück, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Immer noch angespannt öffnete er das Fenster. Ganz in der Nähe hatte jemand die Musik viel zu laut aufgedreht, er hörte eine Frau lachen, irgendein Idiot ließ seinen Automotor aufheulen. Da draußen war das Leben, das richtige Leben. SeinZimmer kam ihm vor wie eine Gefängniszelle, deren Wände unaufhaltsam zusammenrückten. Er musste raus.
    Bevor er ins Wohnzimmer trat, holte er tief Luft und zählte langsam bis drei. »Ich geh noch kurz weg. Ist das in Ordnung?«
    Martin schaute ihn eine Ewigkeit lang über den Rand seiner Brille an. »Wir haben eine Abmachung, Nick. Denk daran.«
    »Kein Problem«, entgegnete Nick.
    Die Abmachung. Sie war ein Teil der Auflagen vom Jugendamt. Er bekam eine letzte Chance und damit ihm das auch klar war, waren Regeln aufgestellt worden.
    »Das ist ganz wichtig«, hatte Frau Sulser erklärt. Das Wort Heimaufenthalt hatte sie auch fallen lassen, um ihm deutlich bewusst zu machen, dass die Lage ernst war. Wenn er jetzt irgendwas verbockte, war die Sache gelaufen.
    »Um elf Uhr bist du zu Hause«, sagte Susanna.
    »Geht klar«, versprach er.
    Aufatmend zog Nick die Haustür hinter sich zu, zündete eine Zigarette an und ging los. Langsam und ohne Ziel schlenderte er durch die leeren Straßen. Buchs war ein Kaff. Tiefste Provinz, öd und eintönig wie die Wüste Gobi. Vor allem nachts. Das war keine Stadt, das war ein schlechter Witz. Nick warf die Kippe auf den Boden und trat sie aus. Vor zwei Jahren hatte er sich wegen einer ziemlich üblen Geschichte für eine Weile nicht in Chur blicken lassen können und war ein paar Mal in Buchs ausgegangen. Auch damals war nicht viel los gewesen, aber er hatte ein Mädchen kennen gelernt. Kristen. Er machtesich zum Deppen, um sie für sich zu gewinnen. Sie ließ ihn abblitzen. Stellte klar, dass sie ihn für ein arrogantes Arschloch hielt. In seinem Frust hatte er das Motorrad ihres Freundes in einem Kanal versenkt und sich dann von Buchs ferngehalten.
    Nick zog eine neue Zigarette aus der Schachtel. Kristen. Wer brauchte schon eine Kristen? Es gab jede Menge anderer Mädchen. Doch die Erinnerung an sie trieb ihn zur alten Fabrik. Sie stand noch, war sogar weiter ausgebaut worden. Auch das Zoom war noch da, von Weitem erkennbar am grellen Neonschriftzug. Zögernd näherte sich Nick dem Lokal, unsicher, ob es wirklich eine gute Idee war, sich hier blicken zu lassen.
    Er sah vor dem Eingang ein paar Typen in Lederjacken und blieb stehen. Das versenkte Motorrad fiel ihm ein. Er wollte keinen Ärger und drehte um. Was hatte Carla gesagt, wo sie hinging? Ihm fiel ein, dass sie vor ein paar Tagen das Manhattan erwähnt hatte, die Disco beim Bahnhof. Versuchen konnte er es ja.
    Ein drei Jahre alter Sommerhit dröhnte ihm entgegen, als er dort ankam. Ein paar verirrte Seelen hingen an der Bar, ansonsten war der Raum leer und roch nach abgestandenem Rauch. Das hier war schlimmer als Hintertimbuktu an einem schlechten Tag. Nichts wie weg!
    Die Motorradtypen waren aus dem Nichts aufgetaucht. Sie standen da, eine breite Front, an der es kein Vorbeikommen gab. Ärger war das Letzte, das Nick jetzt brauchen konnte. Er versuchte das Unmögliche, zog den Kopf ein, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging direkt auf die Gruppe zu. Wenn er viel Glück hatte, wolltenihn die
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