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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition)
Autoren: Alice Gabathuler
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der Zeitpunkt dafür ideal gewesen, denn Tobias war mit seinen Eltern in den burmesischen Dschungel entschwunden. Oder war’s der thailändische? Auf jeden Fall Dschungel und exklusiv.
    »Was unternehmen wir heute Ab…?«
    Danys Kinnlade fiel nach unten, ihre Augen weiteten sich. Schamlos starrend, schaute sie auf etwas hinter mir. Ich drehte mich um. Über den Rasen kam ein Typ auf uns zu. Groß, kräftig gebaut, aber nicht massig, sondern auf eine genau richtige Art muskulös. Sein perfekter Körper steckte in einem roten T   -   Shirt, verwaschenen Jeans und Converse-Turnschuhen. Lässig schlenderte er in unsere Richtung. Als er näher kam, verfing sich mein Blick zuerst in seinen dunklen, leicht gewellten Haaren und blieb dann an seinen meerblauen Augen hängen, in denen etwas lag, das mir die Haare auf den Armen aufstehen ließ. Etwas Wildes, Verwegenes, hinter dem man einen Abgrund ahnen konnte. Dieser Typ war der geheimnisvolle Fremde, von dem ich geträumt hatte. Ein ganzer Kerl.
    »Fallen die neuerdings auf Wunsch vom Himmel?«, flüsterte Dany.
    »Entschuldigt, ich habe geklingelt … und als keiner aufmachte … na ja, da sah ich das offene Gartentor und …«
    Er war also nicht vom Himmel gefallen und Reden war überhaupt nicht seine Stärke, aber er sah einfach umwerfend gut aus mit seinen dunklen Haaren, den meerblauen Augen und einem Körper, von dem Tobias nur träumen konnte. Dany drückte ihren Rücken durch, was ihren Vorbau noch beeindruckender aussehen ließ, und lächelte ihn an.
    »Wo du schon mal hier bist …«
    Es klang nach einer eindeutigen Einladung. Der Typ schlug sie aus, indem er seinen Blick mir zuwandte.
    »Ich suche Helene de la Luz.«
    Dany grinste. »Du bist dann wohl ihr Mann für gewisse Stunden.«
    Er sah sie verwirrt an. »Wenn ihr keinen Poolreiniger und Gärtner braucht, verziehe ich mich wieder.«
    Poolreiniger? Gärtner? So einen hatten wir doch. Franz machte das. Ich wollte den Typen darüber aufklären, dass es sich hier um einen Irrtum handelte, doch dann fiel mir auf, dass wir Franz schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatten. Dabei wuselte er sonst jeden Tag über das Grundstück und grummelte Pflanzen, Rasen und Pool an.
    »Warte!«, sagte ich. Ich griff nach meinem Handy, rief Helene an und fragte, ob sie etwas über einen neuen Poolreiniger und Gärtner wusste.
    »Oh, er ist also gekommen!«, rief sie so begeistert, dass ich mich fragte, ob Dany mit ihrer Bemerkung richtig gelegen hatte.
    »Ja.«
    »Wunderbar. Stell ihn ein!«
    Ich machte Helene darauf aufmerksam, dass wir für diesen Job Franz hatten.
    »Nicht, während ich bei euch wohne«, antwortete sie. »Ich habe den Giftzwerg beurlaubt.«
    Ich fragte nicht, ob meine Eltern ihre Einwilligung dazu gegeben hatten. Ich widersprach ihr auch nicht. Der Typ sah einfach zu gut aus. Und er passte genau in meine Pläne für den Sommer. Tante Helene war zu alt für ihn. Er gehörte mir.
    »In Ordnung Frau de la Luz«, sagte ich zu Helene, in einem Tonfall, der ihr klarmachte, dass ich sie und ihr kindischesNamensspiel durchschaut hatte. »Aber nur, wenn du die Verantwortung dafür übernimmst.«
    »Aber sicher doch, Schätzchen«, flötete sie.
    Helene würde für nichts die Verantwortung übernehmen, das wusste ich. Ich wusste aber auch, dass meine Eltern sie ihr geben würden und nicht mir. Also wünschte ihr einen schönen Tag und klickte sie aus der Leitung.
    »Ist gut«, sagte ich zu dem ganzen Kerl. »Kannst gleich anfangen. Ich zeig dir das Gartenhaus und den Geräteschuppen.«
    Auf dem Weg dorthin malte ich mir aus, wie er mich ins Halbdunkel zerren, an sich ziehen, leidenschaftlich küssen und dabei seine Hände über meinen Körper gleiten lassen würde. Aber ihn interessierten nur die Arbeitsgeräte. Vielleicht, dachte ich, vielleicht gefällt ihm auch einfach Dany besser als ich. Ich presste die Lippen zusammen und drückte den aufsteigenden Neid nach unten, zurück in meinen Magen, wo ich ihn der brodelnden Säure zum Fraß vorwarf. Was sonst immer funktionierte, klappte diesmal nicht. Der Neid zersetzte sich nicht. Er fraß sich in den Magenwänden fest, und als mir Dany beim Zurückkommen einen vielsagenden Blick zuwarf, hätte ich sie beinahe angepflaumt. In letzter Sekunde gewann ich die Kontrolle über meine Gefühle zurück.
    »Und, hast du ihn schon verführt?«, flüsterte sie.
    »Aber sicher doch«, wiederholte ich Helenes Worte und versuchte, meine Stimme rauchig klingen zu lassen.
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