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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition)
Autoren: Alice Gabathuler
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fühlen werde.
    Er hat das aus mir gemacht.
    Ich schaue hoch und sehe ihm ins Gesicht.
    Das …
    Das ist er nicht.
    Das ist nicht der Matchbox Boy, auch wenn er ihm sehr ähnlich sieht. Er hat dieselben dichten, leicht gewellten Haare, nur kürzer, denselben breiten Mund, die gleiche schmale Nase, identische Augen. Strahlend blau und tief wie ein bodenloser Pool oder das Meer in Sardinien. Der Typ, der in einem verwitterten Korbsessel vor mir sitzt und mich beobachtet wie ein Tier in einem Forschungslabor, könnte für andere als Matchbox Boy durchgehen. Nicht für mich. Ich weiß, dass er es nicht ist. Dafür gibt es nur eine Erklärung, auch wenn ich sie nicht wirklich verstehe.
    »Wo ist dein Bruder?« Die Wörter kommen leise und stockend, nicht kalt und hart, wie ich es möchte.
    Die Matchbox-Boy-Kopie antwortet nicht.
    »Das feige Weichei traut sich wohl nicht.«
    Meine Stimme klingt immer noch nicht kalt genug, abersie wird klarer und härter. Das Blau der Augen wechselt die Farbe. Es erinnert an einen aufkommenden Sturm.
    »Holt er sich den Kick lieber im Internet?«
    Ich schaue in tiefes Grau und bohre weiter, eisig kalt, dem Nerv entgegen.
    »Willst du ihn nicht holen? Er kann ja deine Hand halten, wenn er sich so sehr vor mir fürchtet, dass er dich vorschicken muss.«
    Wie ein Blitz schlägt der Schmerz in den dunkelgrauen Sturm. Mitleidlos blicke ich direkt in diese Hölle, die mir nur allzu vertraut ist, denn lange Zeit war sie das Erste, in das ich am Morgen im Spiegel geblickt habe.
    »Warum ist er nicht hier?«
    »Sag du es mir.«
    »Weil er eine feige Sau ist.«
    »Falsch.«
    Seine Stimme ist jetzt so kalt wie meine. Sein Eis kracht gegen meins. Der Aufprall hält die Zeit an.
    Es ist vorbei.
    Zwischen zwei Herzschlägen begreife ich, was diese Nachricht bedeutet.
    Der Matchbox Boy ist tot.
    Deshalb ist sein Bruder hier, mit diesem Sturm in den Augen und der Gnadenlosigkeit eines Racheengels.
    In meinem Eis bildet sich ein Riss.
    »Denk nicht einmal im Traum daran, um Hilfe zu schreien«, sagt er. »Ich bin der Erste, der dich hört, ich bin der Erste, der bei dir ist, und ich habe nichts zu verlieren.«

Ich drehte den Sound auf. »Love The Way You Lie«, sang ich zusammen mit Rhianna. Das Leben war perfekt. Nun, beinahe perfekt, doch über das beinahe wollte ich nicht nachdenken. Dazu ging es mir gerade zu gut. Wohlig rekelte ich mich auf meinem Liegestuhl und gab mich Fantasien hin, in denen fordernde Hände über meinen von der Sonne erhitzten Körper glitten.
    Die Hände, die mir die Kopfhörer aus den Ohren rissen, gehörten keinem heißen Supertypen, sondern Leonie.
    »Hey!«, schrie ich. »Was soll das?«
    »Der Typ schlägt seine Freundin!« Leonie schaute mich entgeistert an. »Wie kannst du diesen Song mögen?«
    »Und wie kannst du mir …«
    »Jori möchte mal so richtig drangenommen werden«, unterbrach mich Dany und fuhr sich mit den Fingern über die Lippen, genau wie Rhianna im Clip zu Love The Way You Lie. »Von einem ganzen Kerl, nicht wahr?« Sie blinzelte mir verschwörerisch zu.
    »Aber doch nicht von so einem kranken Macker!«
    Leonie schüttelte sich vor Ekel. Das war nicht gespielt, sondern typisch Leonie. Sie lebte in einer rosa Wolke und träumte von der großen Liebe, dem Mr Right, für densie sich ihre Unschuld aufhob. Ganze Kerle machten ihr Angst. Ich hätte gerne einen davon in meinem Bett gehabt.
    Als könnte Dany Gedanken lesen, zog sie mich mit Tobias auf. »Dabei ist Toby-Boy doch sooo süüüß.«
    Wir sprangen gleichzeitig hoch. Ich mit einem »Na warte!«, Dany unter lautem Quietschen. Sie war schneller als ich. Ich sprintete hinter ihr her, jagte sie über den Rasen, um Büsche und Blumenrabatte herum, mitten durch die Sprinkleranlage und zurück zum Pool, wo ich sie erwischte, ins Wasser stieß und ihr nachhechtete.
    Wir tauchten beide gleichzeitig auf.
    »Süüüß«, prustete sie.
    Ich spritzte ihr einen Schwall Wasser ins Gesicht. Sie spritzte zurück. Nach einer wilden Schlacht schwang sie sich elegant auf den Beckenrand und half mir hoch.
    »Dir ist was verrutscht«, sagte ich.
    Dany schaute an sich hinunter. »Ups!« Lachend zupfte sie ihr Bikinioberteil dahin zurück, wo es hingehörte.
    »Irre ich mich, oder sind die gewachsen?«, fragte ich.
    »Neidisch?«, zog sie mich auf.
    Ganz ehrlich? Ja. Ihre Möpse waren größer als meine, und die bessere Form hatten sie auch, so richtig schön rund und prall.
    »Auf die Wassermelonen da?« Ich verdrehte
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