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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition)
Autoren: Alice Gabathuler
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Wir haben es trotzdem getan, denn es geht um dead.end, das Spiel, von dem alle sprechen, weil es so unglaublich anders sein soll. Das Spiel, das alle testen wollen, aber nur ein paar wenige testen dürfen. Wir sind dabei, weil wir bei dem Wettbewerb um die Teilnahme unter den ersten sechs Teams waren. Ich glaube, wir hätten so ziemlich alles unterschrieben.
    Der Hüne drückt mich auf einen Stuhl hinter einer Tischreihe, zwischen den Manga-Jungen und einen dieser Männer, die mein Vater sein könnten, sich aber als ewigeJugendliche geben. Im Falle meines Sitznachbarn äußert sich das in einem rostroten Hemd mit offenem Kragen, unter dem ein schwarzes T   -   Shirt hervorschaut, ausgewaschenen Jeans und Bikerboots. Gelockte Haare fallen ihm in die Stirn, die affige Brille erinnert an Bono von U2. Das Namensschild vor ihm weist ihn als Dr. Samuel Hendriksson aus. Psychologe, tippe ich.
    Ich frage mich, ob die Schilder verkehrt herumstehen, und drehe meines um, aber auch auf der anderen Seite steht mein Name. Greti Berger, Black Lizzards. Ich stelle das Namenstäfelchen zurück und werfe einen Blick auf das Schild des Manga-Jungen. Mo Zanetti, Cargo44.
    Das Blitzlichtgewitter lässt nach. Rahel Huber nimmt auf dem für sie reservierten Stuhl in der Mitte des Podiums Platz, stellt sich als Mitarbeiterin der Firma Cupid Arcade und Projektleiterin der Operation Countdown vor und begrüßt die Anwesenden im Namen des Unternehmers Edgar Maurus Weymann, den Inhaber der Firma Cupid Arcade, »der, wie Ihnen sicher bekannt ist, die Öffentlichkeit meidet«. Mit einer eleganten Armbewegung deutet sie auf uns. »Jedes Spiel ist nur so gut, wie es bei der Zielgruppe ankommt. Im Fall von dead.end bei Jugendlichen ab sechzehn. Drei Vertreter dieser Altersgruppe, die eine Teilnahme bei unserem Spieltest gewonnen haben, werden Sie heute kennenlernen. Greti Berger, 17, Tessa Mayer, auch 17, und Mo Zanetti, 18.«
    Ich fühle mich wie im Zoo und verkrieche mich hinter meine Lara-Croft-Maske, doch auch sie kann nicht verhindern, dass mein Gesicht rot anläuft. Der Mann nebenmir ist tatsächlich Psychologe, so viel bekomme ich am Rande noch mit. Er hat ein paar Bücher geschrieben und wird die Operation Countdown begleiten.
    Ein Journalist mit Dreitagebart, Vogelnestfrisur und Kleidern, die jene des Psychologen oberspießig aussehen lassen, hebt die Hand.
    »Nicht jetzt, Herr Halder«, schmettert ihn Rahel Huber ab. »Sie können Ihre Fragen nach dem offiziellen Teil stellen.«
    Halder? Ich schaue genauer hin und erkenne den Moderator von Free World TV, dem Online-Fernsehsender. Halder ist Carlos’ Held. Carlos behauptet, keiner ist so cool wie er. Wie der TV-Star unbeeindruckt und entspannt seine Beine streckt und die Hände hinter dem Nacken verschränkt, ist tatsächlich ziemlich cool.
    Rahel Huber lässt sich davon nicht beirren. »Ein Schweizer Unternehmen, das mit den globalen Playern mithalten kann?«, leitet sie ihre vorbereitete Rede ein. »Ja, mehr noch: ein Schweizer Unternehmen, das auf dem Gebiet der Computerspiele zu den tonangebenden Entwicklern gehören wird? Wenn man Ihnen das vor ein paar Jahren gesagt hätte, hätten Sie mitleidig gelächelt.« Stolz schaut sie in die Runde und verkündet das, was die Medienvertreter bestimmt schon in ihren Unterlagen gelesen haben. »Meine Damen und Herren: Mit dead.end wird Cupid Arcade ganz weit oben auf der Liste der einfluss- und erfolgreichsten Spieleentwickler stehen.«
    Wenn Rahel Huber über die ausbleibende Reaktion auf ihren Paukenschlag enttäuscht ist, lässt sie es sich nichtanmerken. Sie setzt ihre Ansprache fort, benutzt dabei Wörter und Phrasen wie innovativ, noch nie dagewesen, den Markt entscheidend verändern; den ganzen PR-Kram eben, bevor sie endlich zu dem kommt, weswegen die Presse hier ist.
    »Die Herausforderung beim Entwickeln von dead.end lag nicht nur in der einzigartigen Grafik. Es ging vor allem auch darum, ein Spiel zu erschaffen, das den Nerv der heutigen Jugend trifft – spannend, herausfordernd, ein Nervenkitzel, der seinen Ursprung in einer durchaus vorstellbaren Zukunft hat. Gleichzeitig soll es eine klare Absage an sinnlose Ballerspiele sein.«
    Die Hände der Medienleute schnellen in die Höhe, doch Rahel Huber geht über diesen offensichtlichen Wunsch nach einer Fragerunde hinweg, indem sie einfach weiterredet.
    »Ob uns das gelungen ist, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Vierundzwanzig Jugendliche zwischen sechzehn und zwanzig
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