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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition)
Autoren: Chuck Wendig
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Schütze. Der aus dem Geschäft. Komplett mit blutigem Mund und einer Grillgabel, die aus seinem Hals ragt.
    »Und? Wie fühlt es sich an?«
    »Wie fühlt sich was an?«, fragt sie, obwohl sie weiß, was er wissen will.
    »Weich nicht aus. Dein zweiter Mord.« Wieder funkelt Bosheit in seinen Augen. »Oder der dritte, falls du dein totes Baby mitzählen willst.«
    Das trifft sie wie eine Faust. Sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen, lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und schaut weg, starrt hinaus über den grauen Ozean, über die schaumgekrönten Wellen.
    Der Schütze zuckt mit den Schultern. »Ich nehme mal an, das Baby zählen wir nicht mit.«
    »Du brauchst einen Namen«, sagt sie, um das Thema zu wechseln. »Vielleicht hast du kein Gesicht, aber ich will, dass du einen Namen hast.«
    »Werde ich Ben sein? Louis? Mama?«
    »Ich nenn dich nicht Mama, du beschissener Perverser!«
    »Ach nein? Wann hast du sie eigentlich zum letzten Mal gesehen?«
    Sie macht sich nicht die Mühe, etwas zu sagen. Er – oder sie oder es – kennt die Antwort.
    »Ich sollte dich den Unbefugten nennen«, sagt sie schließlich. »Denn das ist es, was du machst. Du dringst unbefugt ein. Ich sollte vor meinem Tod durch die Dunkelheit treiben, alles scheißfriedlich – und dann kommst du daher. Betrittst unbefugt mein geistiges Grundstück. Gefällt mir eigentlich: der Unbefugte. Na bitte!«
    »Tu nicht so, als würdest du mich nicht hereinbitten.«
    »Ich mache nichts dergleichen.«
    Der Schütze lächelt. Eine Krähe landet auf der im Hals steckenden Grillgabel.
    »Außerdem«, fährt der Unbefugte fort, nur dass es jetzt nicht mehr der Schütze ist, der spricht, sondern die Krähe, die auf dem Gabelgriff hockt. Immer noch mit Bens Stimme. »Du bist nicht tot. Du hast nur einen Schock.«
    »Ich bin nicht tot?«
    »Noch nicht. Vielleicht bald. Vorher wartet noch Arbeit auf dich. Wir können dich nicht so einfach vom Haken lassen, kleines Fischlein. Dieses Treffen ist nur unsere bescheidene Art dir mitzuteilen, dass wir froh sind, dich wiederzuhaben.«
    »Ihr hättet Kuchen mitbringen sollen«, sagt sie.
    »Nächstes Mal vielleicht.«

DREI

Nur eine Fleischwunde
    Sie muss ihre Aussage bei drei verschiedenen Polizisten machen, und jeder davon drängt sie, doch endlich in den gottverdammten Rettungswagen zu steigen.
    Während sie auf dem Bordstein sitzt und qualmt wie eine Lungenkrebsfabrik, erzählen die Polizisten ihr, dass siemöglicherweise eine Gehirnerschütterung hat. Und dass der Streifschuss an der Seite ihres Kopfes – eine haarlose Linie geteilten Fleischs, eine brennende Furche, die die Kugel durch ihre Kopfhaut gezogen hat – sich entzünden könnte.
    Miriam sagt ihnen, dass sie nicht in den Rettungswagen steigen wird.
    Sie werde nicht ins Krankenhaus fahren.
    Es gehe ihr prima.
    Sie hat keine Krankenversicherung, und sie hat nicht das Geld, das Fehlen einer solchen auszugleichen. Das letzte Mal, als sie im Krankenhaus war, wurde sie von einer Rechnung erschlagen, die so viele Nullen hatte, dass sie glaubte, in Pearl Harbour zu sein. (Diese Rechnung – und all die andern, die ihr folgten – landete im Müll.)
    Die Aussage, die sie macht, ist gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Eigentlich erzählt sie ihnen alles – sogar den Teil, als sie Peggy geohrfeigt hat –, nur nicht den Schlamassel mit den übersinnlichen Visionen. Es ist nicht so, dass es Miriam zuwider wäre, Leuten das mitzuteilen. Aber sie hatte es schon in der Vergangenheit versucht, und es stellte sich heraus, dass Cops sich nicht viel aus der Ich-hatte-eine-übersinnliche-Vision-Verteidigung machen.
    Es gab keinen Grund, Wespennester durch die Gegend zu treten.
    Stattdessen erzählt sie ihnen, dass sie die Ausbeulung der Waffe in der Hose gesehen hat und sah, wie der Mann die Glock zog. Nichts von dem, was passiert war, widerspricht ihrer Geschichte.
    Peggy will keine Anzeige erstatten, will nicht mal mit ihr reden oder sie sehen. Das ist für Miriam okay.
    Sie versucht, mehr über den Schützen zu erfahren. Aber niemand weiß irgendetwas. Oder sie reden nicht. So oderso, sie fühlt sich, als sei sie in Ignorant City. Bevölkerung: Miriam.
    Stunden später ist sie endlich frei. Sie geben ihr die alte Ermahnung mit auf den Weg: »Verlassen Sie den Bundesstaat nicht, für den Fall, dass wir noch Fragen haben.«
    Miriam hört sie. Aber sie hört nicht wirklich hin.
    Sie braucht noch eine Zigarette.
    Sie will nach Hause.
    Wenn sie nur
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