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Black Jack: Bei Anruf Mord!

Black Jack: Bei Anruf Mord!

Titel: Black Jack: Bei Anruf Mord!
Autoren: Christiane Heggan
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Bedienung ein, wie sie es während ihrer gesamten High-School-Zeit getan hatte. Sie wusste, wie sehr ihre Mutter ihre Hilfe schätzte, besonders jetzt, wo ihr Mann im Alter von 73 Jahren gestorben war.
    „Kann ich ein andermal kommen, Mama? Ich habe heute Abend noch eine Menge Wäsche zu machen.“
    „Bring sie mit. Ich kümmere mich darum.“
    Kelly lachte. Ihre Mutter gab wirklich nie auf. „Lass mir etwas Schwertfisch übrig“, sagte sie, als sie in ihre Straße einbog. „Ich komme morgen vorbei.“
    „Warte …“
    „Ich muss Schluss machen, Mama. Ich bin zu Hause. Ich liebe dich.“ Sie schaltete das Handy aus, warf es in ihre Handtasche und konzentrierte sich auf die Parkplatzsuche. Um diese Tageszeit war das genauso frustrierend wie die Quälerei durch den Verkehr.
    Nachdem sie zwei Mal um den Block gekurvt war und einer ihrer Reifen fast einem gigantischen Schlagloch auf der Pine Street zum Opfer gefallen wäre, fand Kelly endlich einen Platz auf der Second Street, in den sie im Handumdrehen ihren Wagen hineinrangierte. Sie warf ihre Handtasche über die Schulter, schloss die Tür des Käfers und ging zur Delancey Street, einer ruhigen, schmalen Straße mit Kopfsteinpflaster, die mitten im historischen Viertel von Philadelphia lag.
    Kelly hatte das unscheinbare zweistöckige, im Stil der 1860er Jahre erbaute Haus vor zwei Jahren gekauft. Für die Anzahlung hatte sie jeden Cent zusammengekratzt und für die Restsumme ein Darlehen aufgenommen. Abgesehen von einigen Mittdreißigern waren alle ihre Nachbarn älter und wohnten schon seit Jahren hier. Die meisten von ihnen hatte sie bei einem Straßenfest kurz nach ihrem Einzug kennen gelernt. Sie hatte sich hier wohl gefühlt und sicher – bis die Attentate begonnen hatten.
    Um sich aufzumuntern, rief sie sich ins Gedächtnis, dass – abgesehen von dem Streifenwagen, der ihr gefolgt war – in den letzten Tagen nicht viel passiert war. Sie hatte nicht einmal einen Bußgeldbescheid bekommen. Vielleicht hatten ihre Quälgeister endlich die Lust an dem Spiel verloren.
    Noch ehe sie diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, kam ihr Haus in Sicht, und wie vom Donner gerührt blieb sie stehen.
    Die kleine Tanne, die ihre Mutter ihr zum Einzug geschenkt hatte, war ausgerissen worden. Die Zweige hingen schlaff über dem Rand des Terrakotta-Topfes, der vor der Eingangstür stand.
    „Verdammt!“ Kelly legte die kurze Strecke bis zu ihrem Haus im Laufschritt zurück und starrte hilflos auf die zerrissenen Wurzeln und verkümmerten Zweige. In ihren Augen schimmerten Tränen. Wer konnte so etwas Grausames tun? Wer zerstörte nur ein so schönes Lebewesen so rücksichtslos? Sie hockte sich hin und strich über einen der kleinen Äste.
    Ohne aufzustehen ließ Kelly ihre Blicke über die verlassene Straße schweifen. Sie wäre dem Bastard nur allzu gern gegenübergetreten. Aber dazu war er wahrscheinlich zu feige. Vermutlich versteckte er sich in der Dunkelheit, beobachtete sie und amüsierte sich über ihre Reaktion.
    „Wer du auch bist“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „pass auf, dass ich dich nicht erwische.“
    Mit der Tanne in der einen und dem Schlüssel in der anderen Hand öffnete Kelly die Haustür und schaltete das Flurlicht ein. Ausnahmsweise wirkte das ungemütliche Chaos, das bei der Renovierung in den vergangenen Monaten entstanden war – Leitern, Farbtöpfe, weiße Overalls, die überall herumlagen – sofort beruhigend, ja geradezu tröstlich. Mit einem kleinen Seufzer trat sie die Tür mit dem Absatz ihres Stiefels zu und legte sofort die Sicherheitskette vor, ehe sie in den hinteren Bereich des Hauses ging.
    Wie in allen Häusern aus dieser Zeit führte ein Korridor ins Wohnzimmer, und von dort gelangte man in einen kleinen Garten, in dem im Sommer Fleißige Lieschen und Geranien und im Herbst gelbe Chrysanthemen blühten. Gegenüber dem Essplatz war eine Kochnische, die Kelly meistens dazu benutzte, um Kaffee zu kochen und die Mahlzeiten aufzuwärmen, die ihre Mutter ihr mitbrachte.
    Das Wohnzimmer mit seinen honiggelben Wänden und dem hochglanzpolierten Parkettboden war ihr Refugium. Hier standen ein Chintzsofa, Stühle und Beistelltische aus Eichenholz, auf denen alte Familienfotos aufgereiht waren. Der Kamin vor der Sitzgruppe war aus Ziegelsteinen gemauert und eingerahmt von deckenhohen Bücherregalen. Ein Fernsehgerät und ein alter Teppich, mit der Zeit und durch intensive Benutzung fadenscheinig geworden,
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