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Black Jack: Bei Anruf Mord!

Black Jack: Bei Anruf Mord!

Titel: Black Jack: Bei Anruf Mord!
Autoren: Christiane Heggan
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Kelly hatte den Ratschlag nicht befolgt. Sie wollte die Sache nicht noch verschlimmern oder als Hysterikerin angesehen werden, die sich gleich in der obersten Etage beschwerte. Außerdem war sie nach mehr als sechs Jahren, in denen sie auch in ziemlich heiklen Fällen recherchiert hatte, solche Drohungen gewohnt, egal, ob sie ernst gemeint waren oder nur einschüchternd sein sollten. Derlei Vorfälle konnten sie schon lange nicht mehr erschüttern.
    „Irgendwann werden sie die Lust an dem Spielchen verlieren“, hatte Kelly zu Victoria gesagt.
    Als sie in die 17. Straße einbog, klingelte ihr Handy. Nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel holte sie das Telefon aus ihrer Tasche, ohne die Augen von der Straße zu wenden. „Hallo, Mama.“
    Sie hörte ein glucksendes Lachen am anderen Ende der Leitung. „Eines Tages“, sagte Connie Robolo, „werde nicht ich das sein, sondern irgendein Komitee, um dir mitzuteilen, dass du wieder mal den Pulitzerpreis gewonnen hast. Und was wirst du dann sagen?“
    Kelly lächelte. „Ich weiß immer, wenn du es bist. Du bist so vorhersehbar wie der Sonnenaufgang.“
    „Ich hätte nicht angerufen, wenn du dich sofort nach deinem Arzttermin wie vereinbart gemeldet hättest.“ Und ohne Kelly die Chance auf eine Antwort zu geben, fügte sie hinzu: „Was hat Dr. Brady denn gesagt? Bist du in Ordnung? Verheilt die Wunde ordentlich? Ist er meiner Meinung, dass es nicht gerade der Genesung dient, wenn du die Wohnung tapezierst – nur fünf Wochen, nachdem sie dich niedergeschossen haben? Oder hat er über diese Nebensächlichkeiten kein Wort verloren?“
    Kelly war an diese Art Verhör gewöhnt. Obwohl sie, die ältere von zwei Geschwistern, in zwei Wochen ihren 36. Geburtstag feiern würde, sorgte sich ihre Mutter um sie, als wäre sie noch ein kleines Mädchen.
    „Das sind die Risiken, wenn man in eine italienische Familie hineingeboren wird“, hatte ihre Großmutter ihr einmal gesagt. „Ob es dir nun passt oder nicht – du wirst niemals ein vollkommen unabhängiges Leben führen können.“ Sie hatte ja so Recht gehabt!
    Aus den Augenwinkeln beobachtete sie den Rückspiegel und bemerkte, dass der Streifenwagen das Warnlicht eingeschaltet hatte und in westlicher Richtung auf die Spruce Street einbog. Sie atmete erleichtert auf und war dankbar für den Notfall, der die Beamten daran hinderte, sie weiter zu verfolgen.
    „Ich habe ihm alles gesagt, was du mir befohlen hast, ihm zu sagen, Mama“, antwortete Kelly.
    „Werd ja nicht frech“, sagte Connie streng. „Antworte lieber auf meine Frage.“
    „Dr. Brady war fast zufrieden mit meinem Zustand.“
    „Was soll das heißen? Was ist los mit dir?“
    „Nichts. Aber er lässt mich auch die nächsten beiden Wochen nicht zur Arbeit gehen.“
    Connie Robolo machte ein missbilligendes Geräusch. „Wenn es nach mir ginge, würdest du überhaupt nicht zum
Globe
zurückgehen. Niemals.“
    Jetzt geht das wieder los, dachte Kelly. Die Einleitung zur „Warum-suchst-du-dir-nicht-einen-sichereren-Job“-Predigt. Kelly hatte sie schon Dutzende Male gehört, aber nie war sie so nachdrücklich gewesen wie seit dem Tag, an dem sie angeschossen worden war. Es war ebenso verführerisch wie zwecklos, über die Bemerkung hinwegzugehen. „Ich weiß, Mama. Das hast du mir schon im Krankenhaus gesagt.“
    „Hörst du mir denn überhaupt zu?“ Und da Connie noch keinen Tag hatte verstreichen lassen, ohne ihre Ansichten zu verkünden, fügte sie hinzu: „Ich verstehe nicht, warum du dir nicht irgendwo anders einen netten sicheren Job suchen kannst. Einem Mädchen mit deiner Intelligenz und deiner Bildung sollte das doch nicht schwer fallen. Du könntest alles tun, was du willst.“
    „Ich tue doch, was ich will, Mama. Ich könnte natürlich auch als Trapezkünstlerin zum Zirkus gehen – wie Onkel Stefano“, witzelte sie.
    „Meine Tochter, die Artistin.“ Im Hintergrund vernahm sie eine vertraute Stimme. „Hast du das gehört, Kelly?“ fragte Connie über das Scheppern der Töpfe und Pfannen hinweg. „Benny macht dein Lieblingsgericht – Schwertfisch alla Calabrese. Er sagt, du sollst zum Essen kommen.“
    Einen Moment lang schwankte Kelly. Sie war gern im San Remo, dem italienischen Restaurant im Süden Philadelphias, das seit drei Generationen im Besitz der Robolos war. Jetzt führte es ihre Mutter allein mit Benny, ihrem langjährigen und ergebenen Stellvertreter. Manchmal, wenn im Restaurant Hochbetrieb herrschte, sprang Kelly als
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