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Black Jack: Bei Anruf Mord!

Black Jack: Bei Anruf Mord!

Titel: Black Jack: Bei Anruf Mord!
Autoren: Christiane Heggan
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dem Duft von Sandelholz, um die Motten zu vertreiben.
    Leise bewegte Kelly sich zwischen Drachenköpfen, perlenbestickten Kostümen und gefiedertem Kopfschmuck. Doch als sie am anderen Ende des Raums angelangt war, erstarrte sie wie vom Donner gerührt. Im Schein einer Glühbirne warteten drei Männer, von denen sie zwei nicht kannte. Der dritte aber war Matt Kolvic, Beamter im Polizeipräsidium von Philadelphia.
    Mit zitternden Fingern hatte Kelly ihr Handy aus der Handtasche gefischt und im Polizeipräsidium angerufen. Sie wollte keine Hilfe holen, sondern mit Nick McBride von der Mordkommission reden, mit dem sie oft zusammen arbeitete. Nick war Matt Kolvics bester Freund und würde wissen, was zu tun war. Sie hatte es so eilig, die Verbindung herzustellen, dass sie gegen einen der Festwagen stolperte und das Handy fallen ließ.
    Die drei Männer wirbelten gleichzeitig mit gezogenen Pistolen herum. Das Letzte, an das Kelly sich danach erinnerte, war der stechende Schmerz, als eine der Kugeln sie im Brustkasten traf, und der schwächer werdende Duft von Sandelholz.
    Vierundzwanzig Stunden lang hatte sie zwischen Leben und Tod geschwebt. Der Arzt, der sie operiert hatte, war nicht sehr zuversichtlich gewesen.
    „Die Kugel hat eine Schlagader getroffen. Sie hat eine Menge Blut verloren“, hatte Dr. Brady ihrer Familie erklärt. „Ihre Lebenszeichen sind ganz schwach, und ihr Herzschlag ist unregelmäßig. Die nächsten vierundzwanzig Stunden sind entscheidend.“
    Am zweiten Tag war sie dann außer Lebensgefahr, und am dritten ging es ihr wieder so gut, dass sie Besuch empfangen und die Fragen der Polizisten beantworten konnte. Man sagte ihr, dass ein Streifenwagen in der Nähe gewesen war, als die Schüsse fielen. Die beiden Männer, die sie nicht kannte, gehörten einem organisierten Verbrecherring an, den die Polizisten seit Monaten zu sprengen versucht hatten. Der dritte, Detective Matt Kolvic, arbeitete als verdeckter Ermittler.
    Er war bei dem Schusswechsel getötet worden.
    Die Geschichte hatte tagelang die Schlagzeilen beherrscht. Während Kellys Chef sie öffentlich wegen ihrer Courage gelobt hatte, war man im Polizeipräsidium von Philadelphia anderer Meinung. In einer Pressekonferenz, die Kelly von ihrem Krankenbett verfolgte, hatte der Polizeichef seinem Ärger über die Presse Ausdruck verliehen und gesagt, dass ein ausgezeichneter Polizist wegen eines übereifrigen Reporters ums Leben gekommen war.
    Das Läuten des Telefons riss Kelly aus ihren Gedanken. Da sie keine Lust zu reden hatte, vergrub sie den Kopf ins Sofakissen und beachtete das Klingeln nicht.
    Beim vierten Läuten schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Sekunden später füllte Victorias erregte Stimme den Raum. „Kelly, bitte nimm den Hörer ab, wenn du da bist. Es geht um Jonathan. Er … er ist verschwunden.“
    Mit einem Satz war Kelly beim Telefon. „Ich bin hier. Was meinst du damit … verschwunden?“
    „Wir wollten uns in der LaFarge-Tanzschule treffen, wegen Phoebes Aufführung heute Abend, aber er ist nicht gekommen.“
    Da Kelly wusste, wie vergesslich Victorias Ehemann sein konnte, wenn er arbeitete, versuchte sie, zuversichtlich zu klingen. „Vielleicht ist er im Büro aufgehalten worden. Du weißt doch, wie er ist, wenn er viel zu tun hat …“
    „Er ist nicht in seinem Büro.“ Victorias Stimme war schrill geworden. „Er ist heute Morgen nach Miami geflogen und bisher nicht zurückgekommen.“
    Die Panik in Victorias Antwort reichte aus, um Kelly in Alarmbereitschaft zu versetzen. Fürs Erste vergaß sie die eigenen Probleme und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
    „Wo bist du?“
    „Im Geschäft.“
    „Bleib dort. Ich bin gleich da.“

2. KAPITEL
    K elly stellte den VW auf einem kleinen Parkplatz in der Manning Street ab, nahm das Ticket vom Parkplatzwächter in Empfang und ging mit schnellen Schritten zum Rittenhouse Square. Der Platz, der vor mehr als hundert Jahren zwischen der 18. und der Walnut Street angelegt und nach dem Präsidenten der American Philosophical Society benannt worden war, gehörte zu den nobelsten Adressen der Stadt. Luxusapartments, Hotels und elegante Boutiquen säumten einen kleinen Park und bildeten eine exklusiven Bezirk, der jedes Jahr Tausende von Besuchern anzog.
    Viktorias Antiquitätengeschäft, das sie passenderweise „Alles von Gestern“ genannt hatte, befand sich auf der Westseite des Platzes zwischen einer Zweigstelle der Stadtbibliothek und einem Teesalon. Der
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