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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales
Autoren: Christina Irmisch
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Autos, auch wenn die anderen Wagen noch immer den Blick nahmen.
    »Ich brauche eure Hilfe nicht!« Dieses Mal klang Kates Stimme tatsächlich ein wenig fester. Fester, als sie gedacht hätte, und die Männer blieben hinter ihr stehen. Auch Kate musste anhalten und auf eine Lücke im Verkehr warten, um die Straße überqueren zu können.
    »Ach so!« Die Stimme des Schwarzhaarigen klang übertrieben verwundert. Selbst ohne ihn anzublicken, konnte Kate sein falsches Lächeln hören. »Sag das doch gleich!«
    Im selben Moment riss die Schlange aus Autos vor Kate auseinander und gab die Sicht auf ihren Astra frei.
    Sie erstarrte.
    Drei weitere Männer befanden sich auf der anderen Straßenseite, zwei von ihnen flankierten ihren Wagen links und rechts, Johnny saß lässig auf der blauen Motorhaube. Sein Lächeln hatte nichts mehr mit dem fröhlichen Lächeln im Café gemeinsam; es war hämisch und kalt.
    »Ups«, erkannte Kate die Stimme des Schwarzhaarigen hinter sich. »Ist das dein Wagen?«
    Sie reagierte auf der Stelle. Sie fuhr zu dem Mann herum, stieß ihm mit voller Wucht ihren Fuß gegen das Schienbein und rannte los.
    Er fluchte auf, auch wenn Kates Aktion ihm kaum Schmerz zu bereiten schien.
    »Kleines Miststück!«, zischte er und lief den anderen hinterher, die Kate nur Sekunden später gefolgt waren. »Die Kleine kriegen wir!«
    Kate war nie zuvor so schnell gerannt. Ihre Lungen brannten und sie schien kaum noch Luft zu bekommen, aber sie rannte einfach immer weiter, ohne auf ihre Füße zu achten oder den Weg, den sie einschlug.
    Die Schritte hinter ihr wurden lauter. Wieso nur hatte sie das Gefühl, dass die Männer sie eigentlich schon längst hätten einholen können?
    An der nächsten Straßenkreuzung musste sie einen flüchtigen Augenblick stehenbleiben, um sich für einen Weg zu entscheiden, als sich erneut eine Hand auf ihre Schulter legte.
    »Nicht so schnell!« Es war der Braunhaarige von den dreien. »Das ist die falsche Richtung!«
    »Lass mich los !« Kate versuchte sich aus dem Griff zu winden, aber die Finger gruben sich noch fester in den Stoff ihres Mantels. In einiger Entfernung konnte sie die restlichen Männer der Gruppe sehen, allen vorweg Johnny, welche sich den dreien viel zu schnell näherten.
    »Mach nicht so ein Theater!« Die Stimme des Braunhaarigen war nur ein Zischen, aber Kate wollte nicht hören, auch wenn sich seine Finger nun schmerzhaft in ihre Schulter bohrten.
    Im gleichen Augenblick hörte sie, wie sich hinter ihrem Rücken ein Auto näherte, und der Druck um ihre Schulter ließ schlagartig ein wenig nach.
    »Hey!« Die Stimme, die aus dem Wagen drang, klang alt und kratzig, aber dennoch schneidend genug, dass die Männer ein wenig zurückwichen.
    »Lasst eure Finger von der Frau!«
    Die Augen des Braunhaarigen verengten sich ein Stückchen, dann ließ er Kate so abrupt los, als hätte er einen Stromschlag bekommen.
    »Steig ein!«, rief ihr der Alte zu, und Kate stolperte über die leere Straße zur Beifahrertür. Die Männer standen noch immer auf dem Bürgersteig, doch statt wegzurennen, funkelten sie den alten Mann nur böse an.
    Dieser wartete ungeduldig, bis Kate auf dem Sitz des Jeeps Platz genommen hatte, und drückte aufs Gas, noch bevor die Beifahrertür richtig ins Schloss gefallen war.
    Erst jetzt merkte Kate, wie sehr sie fror – sie war pitschnass und vom Regen bis auf die Haut durchnässt und zitterte am ganzen Körper. Ob es von der Kälte oder dem Schock kam, konnte sie nicht sagen.
    »Hey, alles klar mit dir?« Die Stimme des Alten war nicht mehr schneidend, sondern ernsthaft besorgt.
    Kate blickte ihn an. Sein schmales, faltiges Gesicht wurde von einem akkurat geschnittenen, grauen Bart umrahmt, aus dem nur noch wenige, dunkle Haare herausstachen. Die braunen Augen sahen sie nicht an, sondern ruhten unablässig auf dem Pflaster der Straße.
    Kate nickte. »Ja.« Auch ihre Stimme zitterte.
    In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken nur so umher. Sie brauchte eine ganze Weile, bis sich ihr Puls wieder beruhigt hatte und die Luft nicht mehr nur stoßweise aus ihren Lungen drängte. Doch der Schock saß noch immer viel zu tief, als dass sie sich Gedanken darum machte, wohin der Mann mit ihr fuhr. Das Einzige von der Fahrt, woran sie sich später erinnerte, waren die steinernen Fassaden der Häuser, die als graue Schleier am Auto vorbeirauschten, und der dunkle Streifen am Himmel, der sich allmählich in die Dämmerung verwandelte und sich über Settle legte.
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