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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales
Autoren: Christina Irmisch
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Kate hätte nie gedacht, dass man selbst mit dem Auto so lange brauchen würde, um das Zentrum der Stadt zu durchqueren, aber vielleicht waren es auch nur wenige Minuten und ihr kam es lediglich wie eine Ewigkeit vor.
    Wie lange sie nun auch wirklich brauchten, irgendwann hielt der Alte seinen Jeep schließlich vor dem Durchgang zu einer kleinen Seitengasse an und stellte den Motor ab.
    »Komm«, forderte er Kate auf und wartete auf dem Bürgersteig, bis sie das Auto umrundet hatte.
    »Mein Gott, Mädchen!«, sagte er kopfschüttelnd, als sie, zitternd und noch immer vor Wasser triefend, vor ihm stand. Er legte seinen Arm behutsam um ihre Schulter und führte sie langsam die kleine Gasse hinunter.
    Der Weg führte, auf der rechten Seite von einer niedrigen, begrünten Mauer begrenzt, an einer Reihe kleiner Einfamilienhäuser entlang, vor denen jeweils ein schmaler Vorgarten lag.
    Nach drei Häusern machte der Mann Halt und öffnete das hüfthohe Gartentor, hinter dem ein grob gepflasterter Weg begann und bis zur Haustür führte. Kurz bevor der Alte die Stufen zu seiner Terrasse erreichte, ließ ein Bewegungsmelder die Lampe an der Außenwand aufleuchten und gelbes Licht überflutete den Weg bis zu den kahlen Rosenbüschen am Zaun.
    Mit einem kurzen Knacken öffnete sich das Schloss und der Mann trat ein. Hinter der Tür drehte er sich kurz zur Seite und schaltete das Flurlicht ein. Dann wandte er sich zu Kate um.
    »Komm rein!«, rief er ihr zu und blickte hinauf zum Himmel, der in der Zwischenzeit vollkommen dunkel geworden war, und auf die dicken Tropfen, die im Licht der Außenlampe noch immer zu Boden fielen. »Oder möchtest du den ganzen Abend im Regen stehen?«

Durch die Nacht

    Kate zögerte einen Moment, dann folgte sie dem Mann die Stufen hinauf und hinein in das wohlig warme Wohnzimmer.
    Es war ein gemütlicher, kleiner Raum. Eine Theke grenzte den Wohnbereich von der Küche ab, und am Tage konnte man durch eine niedrige Fensterfront den ganzen Garten überblicken. Im Augenblick jedoch war das Einzige, was Kate erkennen konnte, das Licht aus dem Zimmer, das sich in den Glasscheiben spiegelte, und dahinter ein kleines Stück geschnittenen Rasens.
    Der Mann hängte seine abgenutzte, grüne Regenjacke an einen Haken neben der Tür und blieb dann mitten im Raum stehen, als wüsste er nicht genau, wie er anfangen sollte.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er schließlich noch einmal.
    Kate nickte. Sie wandte sich zu dem Mann um und versuchte zu lächeln. Es gelang ihr nicht wirklich.
    »Danke!«
    Der Alte winkte ab. »Das war selbstverständlich.« Er machte einige Schritte auf Kate zu und streckte seine Hand aus. »Gib mir doch wenigstens deine Jacke, damit sie trocknen kann.«
    Kate tat wie geheißen, und der Mann hängte sie neben seine eigene. Dann ging er auf die Küchenzeile zu und füllte etwas Wasser in einen verzinkten Kessel.
    Er hielt ihn in die Höhe. »Du auch einen Tee?«
    Kate nickte nur.
    Der Mann wandte sich wieder der Theke zu, stellte den Herd an und ließ das Wasser kochen.
    »Du bist neu hier«, sagte er so leise und ohne den Kopf zu heben, dass Kate nicht einmal sicher war, dass er mit ihr gesprochen hatte.
    Sie zögerte. Sie hatte keine Ahnung, ob sie zum zweiten Mal an diesem Tag einen Fehler begehen würde, indem sie dem Mann vertraute, und warf ihm einen prüfenden Blick zu.
    Er schien es zu merken. »Du kannst mir vertrauen«, meinte er nur und sah wieder hinab auf die Arbeitsplatte. »Ich habe andere Hobbys, als junge Frauen durch die Stadt zu jagen. «
    Kate seufzte leise. »Ja«, sagte sie also nur matt. »Ich komme eigentlich aus London.«
    Der Alte brummte etwas. »Aber jetzt bist du hier.«
    Auf diese einfache Feststellung wusste Kate keine Antwort.
    Es blieb eine Weile still, und der Mann drehte kurz den Kopf, um Kate anschauen zu können.
    »Setz dich ruhig«, sprach er, als er sah, dass die junge Frau noch immer stand, und nickte Richtung Sofa.
    Sie nahm Platz, und wieder herrschte Schweigen, bis der Wasserkessel zu pfeifen begann und die Stille durchbrach.
    Der Alte goss wortlos zwei Tassen Tee auf, stellte sie zusammen mit Zucker und einem Kännchen Milch auf ein Tablett und setzte es auf dem hölzernen Couchtisch ab. Einen der Becher reichte er Kate hinüber, die ihn mit einem höflichen Dank entgegennahm. 
    »London ist weit weg«, meinte der Alte schließlich, nachdem er Kate eine ganze Weile eingehend gemustert hatte.
    »Ziemlich.«
    »Und du hast nicht vor, in
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