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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales
Autoren: Christina Irmisch
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er sie mit seinen Blicken zärtlich zu berühren schien. Nun war er ihr ganz nah. Er fotografierte Details. Ihre Füße, ihre Hände, Flügel und ihr Gesicht. Es schien, als würde Richard ein intimes Verhältnis zu seinem „Modell“ aufbauen. Ein Hauch von Eifersucht schlich sich heimlich und langsam in Ankes Hinterkopf.
    Als Richard den Film wechselte, wurde es schlagartig dunkel und es fing unvermittelt an zu regnen. Er schraubte hastig ein Blitzgerät auf seine Kamera und fotografierte weiter. Dicke und schwere Tropfen prasselten auf die Statue und zersprangen auf ihrem Haupt und ihren Schultern. Es bildeten sich zwei Rinnsale, die an ihren Wangen herunterliefen. Und wenn ein Blitz ihr Gesicht erhellte, schien es, als weine sie bittere Tränen.
    Ein Blitz schlug in ihrer unmittelbaren Nähe ein, direkt gefolgt von einem hellen Donnerknall.
    Richard packte eilig die Kamera in den Rucksack. Als er aufstand und den Rucksack aufnahm, stand Anke schon neben ihm.
    „Komm!“, sagte sie, nahm ihn bei der Hand und lief mit ihm in Richtung Friedhofsausgang.
    Ihre Hand war warm und ein ebenso warmes Gefühl durchströmte auf einmal seinen Körper. Er drückte ihre Hand ein wenig fester und sie erwiderte seinen Druck. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und ein Kribbeln überzog seine ganze Haut. Als sie am Wagen ankamen, waren sie nass wie die Katzen. Er schloss die Wagentür auf und als sie einsteigen wollte, fasste er sie, drehte sie zu sich um und küsste sie. Sie erwiderte seinen Kuss heftig und leidenschaftlich, als hätte sie nichts anderes erwartet. Sie schloss ihre Arme um ihn, drückte ihn fest an sich, während der Regen an ihren Körpern herunterfloss.
    Als ein weiterer Blitz in ihrer Nähe einschlug, sagte Richard:
    „Komm!“
    Sie stiegen in den Wagen und fuhren ins Dorf. Während der kurzen Fahrt umklammerte sie seinen rechten Arm und legte ihren Kopf an seine Schulter.
    Vor dem einzigen Hotel am Dorfplatz hielten sie an, nahmen schnell ihre Taschen aus dem Kofferraum und beeilten sich, ins Hotel zu kommen. Sie stellten ihre Taschen vor der kleinen Theke im schmalen Eingangsbereich des Hotels ab und schauten sich um.
    Rechts hinter der Theke ging eine schmale Treppe hinauf zu den Zimmern, links befand sich ein kleines Restaurant mit nicht mehr als sieben Tischen. Die komplette Einrichtung war im Stil der italienischen fünfziger Jahre und seit dieser Zeit schien sich hier auch nicht viel geändert zu haben.
    Eine ältere etwas untersetzte Dame, auch sie schien ein Relikt aus dieser Zeit zu sein, trat aus dem kleinen Hinterzimmer, an die Theke und musterte die Beiden mit entsetzten Blicken.
    „Mein Gott, Sie sind ja völlig durchnässt. Kommen Sie, geben Sie mir nur ihren Ausweis. Ich bringe Sie schnell auf ein Zimmer, das Sie sich trocknen können. Den Rest mache ich schon.“
    Sie nahm einen Schlüssel vom Haken und führte die beiden die Treppe hinauf bis ins Dachgeschoss. Dort öffnete sie die Tür zu einem sehr kleinen Zimmer mit Dachschrägen, in dem nicht viel mehr Platz war, als für das Doppelbett und eine Nachtkonsole daneben.
    „Sie haben Glück. Das ist das einzige noch freie Zimmer. Normalerweise ist hier nicht viel Betrieb, aber gerade heute haben wir haben eine Fahrradgruppe im Haus. Machen Sie sich erst einmal trocken und ruhen Sie sich ein wenig aus. Ab neunzehn Uhr ist auch unser Restaurant geöffnet. Mein Mann ist ein ausgezeichneter Koch.“
    Sie schloss die Tür hinter sich und plötzlich waren sie wieder allein.
    Anke stand vor ihm. Ihr nasses Kleid klebte an ihr. Transparent malte sich ihr graziler Körper darauf ab. Sie sah ihn durchdringend, mit ihren grünen, stechenden Augen an. Dann löschte sie das Licht…

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