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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales
Autoren: Christina Irmisch
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herunter und Kai baute einen Joint.
    „Mach lieber das Fenster auf“, warnte ihn Simon und öffnete es selbst. „Wenn die das riechen, schmeißen die uns raus.“
    Plötzlich zitterten die Leuchtstoffröhren. Erst dachte Simon, es liege an den Drogen. Da wurde es schlagartig dunkel. Stromausfall. „Scheiße!“
    Kais Feuerzeug flackerte auf. „Ich drück mal auf Blau.“
    Der Sozialarbeiter am anderen Ende der Leitung hörte sich gelangweilt an: „Das passiert hier öfter. Nehmen Sie die Taschenlampe aus dem Schrank neben der Tür und gehen Sie in den Keller. Da ist der Sicherungskasten.“

    Im Strahl der Taschenlampe suchten sie sich ihren Weg durchs Treppenhaus. In der Dunkelheit sah Simon Gestalten. Sie schälten sich von den Wänden und schmolzen wieder hinein.
    „Kai? Siehst du das auch?“
    Der lachte: „Bei dir schlägt das Zeug schon an. Ich merk noch gar nichts.“
    „Prima. Etwas Schöneres kann ich mir nicht vorstellen. Nachts auf LSD bei Stromausfall in einem Irrenhaus.“
    Auf den Fluren herrschte Stimmgewirr mit gelegentlichen Schreien. In Simons Ohren klang das regelrecht dämonisch. Er war froh, als sie den Keller erreichten – auch wenn er wenig Lust hatte, ihn zu betreten.
    Zu seiner Erleichterung befand sich der Sicherungskasten direkt neben der Tür. Kai kippte den Schalter um, und die Lichter im Gebäude flackerten auf.
    Simon atmete tief durch. Er wollte ins Büro zurück, aber Kai war schon dabei, den Keller zu erkunden. In mannshohen Regalen stapelten sich zahlreiche Akten. „Vielleicht finden wir hier was zu dieser Kannibalensache.“
    Wenn sie schon mal hier waren, konnte Simon auch suchen helfen. Die Akten waren sowohl chronologisch als auch nach Stockwerk geordnet. „Erster Stock, zweiter, dritter … nichts zum Vierten.“
    „Die sind bestimmt unter Verschluss.“
    Ein wenig enttäuscht traten die beiden den Rückweg ins Büro an.

    Im vierten Stock erwartete sie eine Überraschung. Die Glastür stand offen! Einer der Ärzte hatte wohl vergessen abzuschließen.
    Zwar protestierte Simon vehement, doch Kai ließ sich nicht davon abbringen, das Stockwerk zu betreten. Immerhin hatte er den Elektroschocker dabei.
    Zögernd folgte Simon ihm in den Flur.
    Diese Tür hält mich nicht lange auf.
    Simons Puls raste. „Lass uns von hier verschwinden!“
    Kai dachte nicht daran. Für ihn war die Eroberung des vierten Stockwerks ein Sieg über Konrad. Halblaut rief er: „Hallo! Hat hier jemand Hunger?“
    Niemand antwortete. Zum Glück, dachte Simon und erschrak. Am Ende des Flures sah er eine menschliche Gestalt. „Komm schon, Kai! Wir müssen zurück und Bescheid sagen, dass die Tür offen steht.“
    Kai war kurzsichtig, aber zu eitel, eine Brille aufzusetzen. Erst nach ein paar Schritten sah er den Kerl ebenfalls.
    „Das ist keiner der Ärzte, oder?“
    Lautlos kam er auf sie zu, blieb aber im Schatten. Nein, der Schatten blieb bei ihm. Wo er den Fuß hinsetzte, wich das Licht.
    Kai flüsterte: „Siehst du das auch?“
    Simon nickte stumm und starrte in die glühenden Augen des Schattenmannes. Sie hypnotisierten ihn regelrecht.
     Das Gespenst erreichte sie und streckte seine Hand nach Kai aus. Sofort zog der den Elektroschocker hervor und verpasste der Geistererscheinung einige Volt. Für einen Moment umhüllte ihn schwarzer Nebel. Dann war der Spuk vorbei und der gruselige Mann wie vom Erdboden verschluckt.
    Panisch rannten sie zurück ins Treppenhaus.
    Im Büro drückte Simon auf Rot: „Die Tür zum vierten Stock ist offen! Kommen Sie schnell!“

    Sie hatten Konrad aus dem Bett geschmissen. Aber das war nicht das Schlimmste. Der Tisch im Büro stand voller Bierflaschen, im Aschenbecher lag ein Joint und die beiden jungen Männer glotzten aus geweiteten Pupillen wie zwei Rehe vor einem heranrasenden Schwertransporter.
    Konrad schnappte nach Luft: „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“
    Erschwerend kam hinzu, dass eine der Patientinnen aus dem ersten Stock Kai verpetzt hatte. Sie fühlte sich durch seine postkoitale Ignoranz gekränkt.
    Summa summarum: Dies war ihr letzter nächtlicher Arbeitstag.

Ralf Groß

    Und sie hinterlassen niemals Fußspuren.

    Roman

    Leseprobe

Sie hatten die Autobahn bereits einige Zeit verlassen und fuhren auf einer kleinen Landstraße in die Berge. Während Richard den Wagen steuerte, saß Anke neben ihm, mit einem Notebook auf den Knien, tippte ab und zu einige Zeilen ein, hielt hier und da inne, um eine konzentrierte Denkpause einzulegen, um
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