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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara
Autoren: Das Affenhaus
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heißgeliebten Cheeseburger, den er Hughes
abgeschwatzt hatte. Sekunden später fielen Erwachsene und Kinder «Affe! Affe!»
schreiend über das Auto her und versuchten, die Arme durch die Fenster zu
schieben. Darauf tauchte Mbongo auf den Rücksitz ab, Dr. Hughes machte die
Fenster zu, und das, gefolgt von Bonzis Lenkversuch, bedeutete das Ende für
Ausflüge in die Öffentlichkeit.
    Die
Bonobos vermissten den Kontakt zur Außenwelt (obwohl sie, wenn sie gefragt
wurden, mit Überzeugung angaben, dass der elektrische Doppelzaun und der
Graben um ihren Außenspielplatz dazu dienten, Menschen und Katzen aus- statt
Bonobos einzusperren), darum brachten Isabel und die anderen jetzt die
Außenwelt per Video zu ihnen herein. Die örtlichen Ladenbesitzer hatten nichts
dagegen, zum Videovergnügen der benachbarten Affen gefilmt zu werden.
    «Versuch
ein paar Demonstranten zu überfahren, wenn du schon mal unterwegs bist», sagte
Isabel. «Da draußen ist keiner.»
    «Wirklich?»,
sagte Isabel. Fast ein Jahr lang hatte sich vor der Tür täglich eine Schar
Demonstranten eingefunden; sie hielten stumm anklagend Transparente in die
Höhe, auf denen Menschenaffen abgebildet waren, die entsetzliche Qualen
erdulden mussten. Weil die Demonstranten offensichtlich keine Ahnung von der
Arbeit in einem Sprachlabor hatten, hatte Isabel sie immer ignoriert.
    Celia
klappte den Monitor der Kamera aus und drückte den Schalter, um den Akkustand
zu prüfen. «Larry-Harry-Gary und Grüne-Haare-Freak hab ich vor dem Essen gesehen,
aber als ich später rausging, eine qualmen, waren sie weg.»
    «
Das sagt das Mädchen mit knall-pinken Haaren?»
    «Nicht
knallpink», sagte Celia und befingerte eine Engelslocke vor ihrem Ohr.
«Fuchsie. Und gegen seine Haarfarbe hab ich nichts. Ich finde bloß, er selbst
ist ein Saftarsch.»
    «Celia!
Deine Ausdrucksweise!» Isabel warf den Kopf herum und sah erleichtert, dass
Bonzi wieder ins Fernsehzimmer gegangen war und so diese Gelegenheit verpasst
hatte, ihren Wortschatz zu erweitern. «Du musst achtsamer
sein. Das ist mein Ernst.»
    Celia
zuckte die Achseln. «Wieso? Sie haben mich doch nicht gehört.»
    Isabels
Blick wanderte wieder zu Celia. Sie fand die Körperkunst der Praktikantin
faszinierend und abstoßend zugleich. Ein labyrinthischer Strudel aus nackten
Frauenfiguren und Meerjungfrauen ergoss sich von ihren Schultern und breitete
sich bis über die Unterarme aus, Lockenmähnen und Brüste waren verschlungen mit
den schuppigen Gliedmaßen und Schwänzen von Höllengeburten. Vereinzelte
Pferdehufe und Totenköpfe mit Gänseblümchenaugen ergänzten das in Rosarot,
Gelb, Lila und gespenstischem Blaugrün gehaltene Gesamtkunstwerk. Isabel war
nur acht Jahre älter als Celia, aber ihre Form der Rebellion hatte darin
bestanden, die Nase in Bücher zu stecken und mittels Stipendien so weit und so
schnell wie möglich von zu Hause wegzukommen.
    «Okay.
Ich bin weg», erklärte Celia und klemmte sich die Videokamera unter den Arm.
Isabel machte sich wieder über das Geschirr her.
    Celias
Schritte entfernten sich im Flur, eine Sekunde später ging die Tür des
Haupteingangs knarrend auf. Isabel fuhr hoch. «Warte! Hast du überhaupt einen
gültigen Führer...»
    Die Tür
knallte zu. Isabel klemmte sich eine Flasche Lubriderm unter den Arm und ging
zu den Affen, um sich das Ende des Films anzugucken.
    Sam hatte
den Flummi wieder in seinen Besitz gebracht, Mbongo schmollte in seinem Nest,
ein Bild des Jammers. Er trug seinen neuen Rucksack auf dem Rücken, der so
eingefallen war, dass das Fehlen des Flummis offensichtlich war. Mbongos
Schultern waren nach vorn gekrümmt, und er hatte die Arme um die Brust
geschlungen. Isabel kniete sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf die
Schulter.
    «Hat Sam
sich seinen Flummi wiedergeholt?», fragte sie, indem sie gleichzeitig sprach
und signalisierte. Mbongo starrte unglücklich geradeaus.
    «Brauchst
du Umarmen?», fragte Isabel.
    Er
antwortete nicht gleich. Dann signalisierte er aufgeregt: Kuss
Umarmen, Kuss Umarmen.
    Isabel
schmiegte sich an ihn und nahm seinen Kopf in beide Hände. Sie küsste ihn auf
die knittrige Stirn und brachte seine langen schwarzen Haare in Ordnung. «Armer
Mbongo», sagte sie und drückte ihn an sich. «Ich sag dir was. Morgen hol ich
dir einen neuen Flummi. Aber trag den nicht mit den Zähnen. Okay?»
    Der
Bonobo zog lächelnd die Lippen zurück und nickte eifrig.
    «Brauchst
du Öl? Zeig mir deine Hände», sagte
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