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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara
Autoren: Das Affenhaus
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Isabel und griff nach seinem Arm.
    Mbongo
streckte ihn ihr folgsam hin. Isabel nahm seine Hand und strich mit den Fingern
darüber. Obwohl im Labor den Winter über ununterbrochen Luftbefeuchter liefen,
war die Luft hier weitaus trockener als im Kongobecken, der angestammten
Heimat der Bonobos.
    «Das
dachte ich mir», sagte sie. Sie drückte einen Klacks Lubriderm in ihre Hand und
massierte es in seine lange, knochige Hand.
    Plötzlich
drehten die Bonobos alle zugleich das Gesicht in Richtung Flur.
    «Was ist
los?» Isabel sah überrascht von einem zum anderen.
    Besuch, gab Bonzi
zu verstehen. Die übrigen Affen rührten sich nicht, den Blick auf die Tür
gerichtet.
    «Nein,
kein Besuch. Der Besuch ist gegangen. Der Besuch ist weg», sagte Isabel.
    Die Affen
starrten unentwegt in den Flur. Sams Fell sträubte sich, bis ihm buchstäblich
die Haare zu Berge standen, und ein Kribbeln wie winzige Spinnen kroch Isabel
über Hals und Kopfhaut. Sie stand auf und schaltete den Fernseher auf stumm.
    Schließlich
hörte sie es - ein leises Knistern.
    Sam zog
die Lippen zurück und kreischte: «Whah! Whah! Whah!» Bonzi nahm Baby Lola unter
einen Arm, packte mit dem anderen einen hängenden Feuerwehrschlauch und schwang
sich auf das niedrigste der Podeste, die in unterschiedlicher Höhe von den
Wänden vorstanden. Makena sprang zu ihnen und klammerte sich ängstlich grinsend
an die anderen Weibchen.
    Das
Knistern hörte auf, doch die Augen von Mensch und Affen blieben auf den Flur
gerichtet. Kurz darauf wurde das Knistern von einem gedämpften Rütteln
abgelöst.
    Sam
blähte die Nasenlöcher. Er drehte sich zu Isabel hin und signalisierte drängend Besuch, Rauch.
    «Nein,
kein Besuch. Es ist sicher bloß Celia», sagte Isabel, konnte aber die
Anspannung in ihrer Stimme nicht unterdrücken. Nach so kurzer Zeit konnte
Celia mit dem Kaffee noch nicht wieder da sein. Außerdem wäre sie einfach reingekommen.
    Sam stand
auf und stolzierte ein paar Schritte auf zwei Beinen.
    Die
Weibchen schwangen sich auf ein höheres Podest und drückten sich an die Wand.
Mbongo und Jelani flitzten auf allen vieren kreuz und quer durch den Raum.
    Isabel
trat durch die Trenntür hinaus, die das Allerheiligste der Bonobos vom Rest des
Labors abgrenzte, und blieb stehen, um sich zu vergewissern, dass sie hinter
ihr verschlossen war. In den acht Jahren täglicher Begegnung hatte sie ein
solches Verhalten bei den Bonobos noch nie erlebt. Ihre Aufregung war
ansteckend.
    Sie
knipste das Licht an. Der Flur sah aus wie immer. Das Geräusch, was immer es
war, war nicht mehr zu hören.
    «Celia?»,
rief Isabel zaghaft. Keine Antwort.
    Sie ging
auf die Tür zu, die auf den Parkplatz führte. Als sie einen Blick über die
Schulter warf, sah sie Sam stumm am Eingang zum Gruppenzimmer vorbeisausen, ein
dunkler, muskulöser Schatten.
    Isabel
griff nach dem Türknauf, dann zog sie die Hand zurück. Sie blieb dicht vor der
Tür stehen, berührte sie fast mit der Stirn.
    «Celia?
Bist du...»
    Die
Explosion sprengte die Tür aus dem Rahmen. Isabel wurde nach hinten
geschleudert und zusammen mit der Tür von einer sich auftürmenden Wand aus
Feuer durch den Flur gefegt. Sie fühlte sich dabei schwerelos und unbeteiligt,
analysierte das Vorkommnis, als betrachte sie schnell aufeinanderfolgende
Teilbilder einer Videosequenz. Weil keine Zeit zu reagieren blieb, registrierte
sie.
    Als sie
mit dem Rücken gegen die Wand krachte, stellte sie fest, dass ihr Schädel sich
früher zu regen aufhörte als ihr Gehirn. Die Tür kam dicht an sie gepresst zum
Stillstand und klemmte sie in aufrechter Position ein, und Isabel beobachtete
nüchtern, dass ihre linke Gesichtshälfte - die Seite, die sie eben der Tür
zugewandt hatte - die Hauptwucht des Aufpralls abbekam. Als sich ihre Augen mit
Sternen füllten und ihr Mund mit Blut, speicherte sie diese Umstände ebenfalls
ab. Sie sah hilflos zu, wie der Feuerball sich an ihr vorbei- und auf die Affen
zuwälzte. Als die Tür schließlich nach vorn kippte und sie freigab, brach sie
auf dem Boden zusammen. Sie konnte nicht atmen, schien aber kein Feuer gefangen
zu haben. Ihr Blick wanderte zu der leeren Türöffnung.
    Schattenhafte
Gestalten in schwarzer Kleidung und Sturmhauben schwärmten beängstigend leise
herein und verteilten sich.
    Brechstangen
wurden geschwungen, lautlos flog Glas in alle Richtungen. Erst als sich eine
der schwarzen Gestalten kurz neben ihren Kopf kniete und riesige Wulstlippen
das Wort «Scheiße!» formten,
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