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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara
Autoren: Das Affenhaus
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oder? Herrje,
was denken die sich eigentlich, wie ich das in einem Zeitungsartikel
unterbringen soll?»
    John und
Osgood hatten erleichtert einen Blick gewechselt, als sie ihre Sitznummern für
den Rückflug erhielten. John wusste nicht, wie Osgood über den heutigen Tag
dachte - sie hatten noch keine Minute für sich allein gehabt -, aber bei ihm
war etwas in Bewegung geraten.
    Er hatte
mit den Menschenaffen geredet, eine richtige Unterhaltung geführt. Er hatte
sie auf Englisch angesprochen, und sie hatten in der amerikanischen
Gebärdensprache ASL geantwortet, was umso bemerkenswerter war, als es bedeutete,
dass sie zwei Menschensprachen beherrschten. Bei Bonzi, einem Affenweibchen,
waren es sogar drei: Sie konnte außerdem mittels Computer kommunizieren, indem
sie eigens dafür entworfene Lexigramme benutzte. John staunte über die
Komplexität ihrer «Muttersprache» - während des Besuchs hatten die Bonobos ihre
Fähigkeit bewiesen, sich gezielt zu artikulieren, ganz gleich, ob es um eine
Joghurtsorte oder das Auffinden versteckter Gegenstände ging - sogar dann, wenn
sie einander nicht sehen konnten. Er hatte in ihre Augen geschaut und erkannt,
dass fühlende, intelligente Wesen zurückschauten. Das war etwas ganz anderes,
als einen Blick ins Gehege eines x-beliebigen Zoos zu werfen, und es veränderte
sein Weltverständnis so grundlegend, dass er noch keine Worte dafür fand.
    Dass
Isabel Duncan sie bereitwillig eingelassen hatte, bedeutete noch lange nicht,
dass die Affen es ihr gleichtaten. Nachdem Cat nach Blake Hall verbannt worden
war, wurden Osgood und John in ein Verwaltungsbüro geführt, wo sie warten
mussten, während die Affen befragt wurden. Man hatte John im Vorhinein gesagt,
dass die Bonobos die endgültige Entscheidung trafen, wer in ihr Heim kommen
durfte, und auch, dass sie als launenhaft bekannt waren: In den letzten zwei
Jahren hatten sie nur der Hälfte der angereisten Besucher Zutritt gewährt.
Unter dieser Voraussetzung schien es John ratsam, etwas zu tun, um seine Chancen
zu erhöhen. Er hatte die Vorlieben der Bonobos online recherchiert und jedem
einen Rucksack mitgebracht, vollgepackt mit Lieblingsspeisen und -spielzeug -
Flummis, Fleecedecken, Xylophone, Spielfiguren, Naschereien und noch alles
Mögliche, von dem er glaubte, dass es ihnen gefallen könnte. Dann hatte er
Isabel Duncan per E-Mail gebeten, den Bonobos auszurichten, dass er ihnen
Überraschungen mitbringen werde. Trotz dieser Vorbereitungen standen John
Schweißperlen auf der Stirn, als Isabel von der Befragung zurückkehrte und ihm
mitteilte, dass die Affen nicht nur erlaubten, dass Osgood und er sie besuchten,
sondern darauf bestanden.
    Sie
führte sie in den Beobachtungsbereich, der durch eine Glasscheibe von den Affen
getrennt war. Dann verschwand sie in einem Flur, erschien auf der anderen Seite
der Glasscheibe und übergab den Affen die Rucksäcke. Osgood und John sahen zu,
wie sie die Geschenke auspackten. John stand so dicht an der Trennscheibe, dass
er mit Nase und Stirn daranstieß. Er war dermaßen in den Anblick der Tiere
vertieft, dass er, als die Schokolinsen zum Vorschein kamen und Bonzi
hochsprang, um ihn durch das Glas zu küssen, vor Schreck fast hintenübergekippt
wäre.
    Obwohl
John wusste, dass jeder Bonobo andere Vorlieben hatte (Mbongo aß zum Beispiel
gern Frühlingszwiebeln, und Sam liebte Birnen), war er erstaunt, wie
individuell, wie differenziert, wie beinahe menschlich sie tatsächlich waren: Bonzi, die unbestrittene
Matriarchin, war ruhig, selbstsicher und bedachtsam, gleichzeitig unverschämt
scharf auf Schokolinsen. Sam, das älteste Männchen, wirkte kontaktfreudig und
charismatisch und sich seiner Anziehungskraft voll bewusst. Jelani, ein
heranwachsendes Männchen, war ein unverfrorener Angeber mit grenzenloser
Energie, dem es besonderen Spaß machte, Wände hochzuspringen und sich mit einer
Rückwärtsrolle fallen zu lassen. Die trächtige Makena war Jelanis größte
Verehrerin, hatte aber auch Bonzi schrecklich gern und verbrachte viel Zeit
damit, sie zu lausen; ruhig und konzentriert zupfte sie in ihren Haaren, mit
dem Ergebnis, dass Bonzi kahler war als die anderen. Lola, das Junge, sah
unbeschreiblich niedlich aus, war aber auch frech - John beobachtete, wie sie
eine Decke unter Sams Kopf wegriss, während er ein Nickerchen machte, dann
schutzsuchend zu Bonzi flitzte und Böse Überraschung! Böse
Überraschung! signalisierte. (Isabel zufolge war es ein
schwerwiegendes Vergehen,
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