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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara
Autoren: Das Affenhaus
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anstrengend. Isabel versuchte mitzuhalten, aber als sie in die Toilette
wankte und ihrem geröteten trunkenen Gesicht im Spiegel begegnete, da sah sie
etwas, das furchterregender war als die Gorillamaske bei der Monsterjagd: Sie
sah eine jüngere Version ihrer Mutter, zerfurcht und blass. Isabel war ungeübt
im Umgang mit Make-up und hatte es irgendwie fertiggebracht, sich Lippenstift
auf die Wange zu schmieren. Haarbüschel standen wie trockene Zweige von ihrer
Frisur ab. Sie kippte den Rest ihres dritten Glenda Bendah ins Waschbecken, sah
zu, wie die bläulichen Eiswürfel im fließenden Wasser schmolzen, und wollte
sich hinausschleichen, bevor es für sie noch peinlicher wurde. Peter, der
nicht nur Dr. Hughes' Nachfolger, sondern auch Isabels Verlobter war, entdeckte
sie im Foyer, wo sie zusammengesackt gegen die Wand lehnte, auf Strümpfen, die
hochhackigen Schuhe baumelten an einem Daumen. Als sie Peter sah, brach sie in
Tränen aus.
    Er
kauerte sich neben sie. Befühlte ihre Stirn, Besorgnis im Blick. Er ging nach
oben und kam mit einem feuchten, kalten Tuch zurück, das er ihr an die Wangen
drückte.
    «Schaffst
du's auch wirklich allein?», fragte er ein paar Minuten später, als er sie in
ein Taxi setzte. «Lass mich doch mitkommen.»
    «Es geht
schon», sagte sie und beugte sich blitzschnell aus dem Taxi, um sich zu
übergeben. Der Fahrer beobachtete es alarmiert im Rückspiegel. Peter hob die
Hosenbeine an, um zu prüfen, ob seine Schuhe was abbekommen hatten, und kam
näher, um Isabel gründlicher in Augenschein zu nehmen. Er zog die Stirn in
Falten, und seine Augenbrauen bildeten ein schräges V. «Ich komme mit dir»,
beschloss er dann. «Warte, ich hole meinen Mantel.»
    «Nein
wirklich, mir geht's gut.» Sie schämte sich maßlos und kramte beschäftigt in
ihrer Handtasche nach einem Papiertaschentuch. Sie konnte es nicht ertragen,
dass er sie so sah. «Bleib du hier», beharrte sie und wies mit einer Hand in
die ungefähre Richtung, wo die Feier im Gange war. «Wirklich. Mir fehlt
nichts. Bleib und begrüß das neue Jahr.»
    «Im
Ernst?»
    «Ja,
sicher.» Sie schniefte, nickte und straffte die Schultern.
    Er
betrachtete sie noch einen Moment und sagte: «Du musst viel Wasser trinken. Und
nimm vor dem Schlafengehen eine Tylenol.»
    Sie
nickte. Sogar in betrunkenem Zustand merkte sie, dass er überlegte, ob er sie
küssen sollte. Das wollte sie ihm ersparen, zog energisch die Tür zu, wobei
sie ihr Taftkleid einklemmte, und winkte dem Fahrer loszufahren.
    Isabel
hatte keine Ahnung, was sich abgespielt hatte, nachdem sie gegangen war. Zu
diesem Zeitpunkt hatte die Feier noch nicht das Stadium erreicht, wo
Sturzbetrunkene mit Lampenschirm auf dem Kopf Polonaise tanzen, steuerte aber
mit Sicherheit darauf zu - unterdrückter Kummer, ein unerschöpflicher
Alkoholvorrat und der Unmut einiger weniger über Peters Ernennung schufen eine
eigenartige explosive Atmosphäre. Peter arbeitete erst seit einem Jahr im
Labor, und es gab einige, die fanden, der Posten hätte an jemanden vergeben
werden sollen, der schon länger an dem Projekt beteiligt war.
    Fast
zwanzig Stunden später fühlte sich Isabel immer noch elend. Sie stützte sich
auf der Anrichte ab und warf erneut einen flüchtigen Blick auf Celia, deren
von der Schulter bis zum Handgelenk reichende Tattoos in voller Pracht zu sehen
waren, weil sie ein ärmelloses orangefarbenes «Peace»-Shirt über einem
violetten BH trug - im Januar. Es hätte Isabel keineswegs gewundert, wenn
Celia sich auf der Party im Taktieren geübt hätte. Ein bisschen Tanz hier, ein
bisschen Flirterei dort. Vielleicht hatte sie sich sogar um Schlag zwölf an
Peter herangemacht, um sich einen Mitternachtskuss zu angeln.
    Isabel
seufzte. Eigentlich konnte sie Celia keinen Vorwurf machen: Die Kollegen
wussten noch nichts von ihrer Beziehung mit Peter. Er hatte ihr erst vor ein
paar Tagen einen Heiratsantrag gemacht, nach kurzem, leidenschaftlichem Werben
- Isabel hatte sich noch nie so schnell und so heftig verliebt -, doch aus
verschiedenen Gründen, darunter ein erbitterter Sorgerechtsstreit mit seiner
Ex-Frau und das Bangen, wie die Abteilung es aufnehmen würde, hielt er es für
das Beste, die Sache geheim zu halten, bis sie zusammenziehen würden. Davon
abgesehen konnte Peter Celia nicht leiden, wovon diese aber offenbar nichts
ahnte.
    «Was
ist?» Celia unterbrach ihre Tätigkeit, Gemüseschalen vom Boden der Spüle zu
klauben, und sah an ihrem Arm hinunter.
    Isabel
merkte,
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