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Bitteres Blut

Bitteres Blut

Titel: Bitteres Blut
Autoren: Willi Voss
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Sonntagsschule gelernt haben dürftest, der liebe Gott zuständig.«
    »Und für Sachen, wie wir sie vorhaben, Hildebrandt. Wir sollten sie informieren.«
    »Damit sie uns wieder einen Knüppel zwischen die Beine haut?« Lorinser schüttelte den Kopf. Er verstand zwar Steinbrechers Angst vor einem weiteren Desaster, fürchtete jedoch auch, von der unter Druck stehenden Vorgesetzten wieder mal zurückgepfiffen zu werden. »Ich habe nicht vor, über unsere Feierabendaktivitäten zu berichten. Falls wir Pech haben, meine ich. Können wir uns darauf einigen?«
    »Na ja«, sagte Steinbrecher zögerlich, »eine Bank überfallen wir ja nicht.«
    »Wäre auch saublöd, oder? Jetzt, da sie geschlossen sind.«

    Die Isabella hatte Lorinser so postiert, dass er die Einfahrt zum Gelände des Reit- und Fahrvereins und die Anbindung des Moordamms nach Lembruch überblicken konnte. Steinbrecher,der, je länger die Überwachung dauerte, immer unruhiger geworden war, stand schon wieder unter der Eiche und schüttelte die Resttropfen seines Harns ins taunasse Gras. Vornübergebeugt, das Kinn an der Brust, schlurfte er über den mit Unkraut bewachsenen Split, blieb vor der geöffneten Beifahrertür stehen und stützte sich mit beiden Armen auf dem Dach des Wagens ab.
    »Wir hätten wenigstens an Kaffee denken sollen«, nörgelte er ins Irgendwo der Nacht. »Und Zigaretten habe ich auch keine mehr.« Sein Kopf tauchte im Türausschnitt auf. »Weißt du, was ich glaube?« Er ließ sich auf den Sitz fallen. »Ich glaube, das war ’n Schuss in den Ofen. Die hätten längst hier sein müssen, wenn sie den Porsche tatsächlich hätten beiseite schaffen wollen. Vielleicht haben sie ihn auch ganz woanders versteckt und längst aufgeladen. Wenn, sind wir ganz schön angeschissen.«
    »Bei den Nazis hätten sie dich jetzt an die Wand gestellt. Wegen Wehrkraftzersetzung.«
    »Und du hättest schon zehn Jahre KZ hinter dir. Wegen deiner blöden Sprüche.«
    »Friedenspfeife?« Lorinser wedelte mit der Zigarettenpackung. »Eine ist noch in der Packung.«
    Steinbrecher griff zu, als fürchtete er, das Angebot könnte zurückgenommen werden.
    »Wir teilen natürlich«, knurrte er, sein Feuerzeug aus der Brusttasche zerrend. »Willst du die erste Hälfte?«
    »Lass mal. Ich hab noch Shit und Tabak und dreh mir ’ne Tüte.«
    »Die Kifferei kann dir noch den Hals brechen, mein Junge.«
    »Nicht das Kiffen, die Typen, die ’n Geschiss draus machen.«
    »Du bist Bulle, Mensch! Bulle auf dem platten Land!«
    »Und wahrscheinlich ganz dicht am Stoff«, sagte Lorinser und deutete mit dem Kinn in Richtung der in den Nachthimmel ragenden Windkraftwerke, von deren Köpfen es in regelmäßigen Abständen rot aufblitzte. »Kann ganz gut sein, dass da zwischen dem vielen Mais Cannabis gepflanzt ist.«
    »Auf toter Erde voller Schweinescheiße?« Das Gas des Feuerzeugs flammte auf und warf seinen flackernden Schein auf Steinbrechers müdes Gesicht. »Da ist kein Leben mehr drin, kein Wurm, nichts. Und im Frühjahr«, fuhr er fort, als die Flamme erloschen war und die Glut der Zigarette vor seinem Mund erblühte, »wenn sie die Äcker damit fluten, besorgst du dir besser ’ne Gasmaske. – Wir sollten wirklich langsam die Platte putzen. Es ist fast ein Uhr. Wenn du mich fragst, liegen die längst in ihren Betten und lachen sich ’n Ast.«
    »Oder auch nicht«, sagte Lorinser und deutete auf den Moordamm, über dem plötzlich Lichtreflexe tanzten.
    Das Gespann stand quer im Hof. Die Front des Mercedes dicht vor dem Tor des Pferdestalles, der Hänger – ein offener Autotransporter – stark eingeschlagen mit dem Rücken zum Strohschuppen. Aus einer Höhe von etwa drei Metern torkelten wie von Geisterhand geworfen Strohballen nach unten und landeten, ein dumpfes Geräusch verursachend, auf dem betonierten Boden. Eine schattengleiche Gestalt beugte sich über die Ballen und zerrte sie in Richtung der schwach angeleuchteten Tanksäule, begleitet von den Klängen der Arie des Leporello, die leise, aber durchaus hörbar aus der offenen Heckklappe des Mercedes in die Nacht rieselte.
    »Bist du eigentlich bewaffnet?«, flüsterte Steinbrecher, der im Schutz eines Busches neben der Hofeinfahrt kauerte.
    »Nein, nur erleuchtet«, gab Lorinser leise zurück.
    »Vom Haschischdampf, oder wie?«
    »Ich hätte schon heute Mittag mitkriegen können, dass der Porsche unter dem Stroh steckt. Ich stand nur einige Meter daneben.«
    »Ich habe andere Sorgen. Was, wenn die was
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