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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille
Autoren: Andreas Schmidt
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getroffen hatte. Danach Filmriss. Sie spürte
eine Hand, die sie zärtlich streichelte, und wandte den Kopf
zur Seite. Stefan lächelte, aber in seinem Gesicht stand Sorge
geschrieben. »Da bist du ja wieder«, sagte er
leise.
    »Ja.« Das
Nicken tat weh. Sie verzog das Gesicht. »Da bin ich wieder.
Und ich glaube, ich habe einiges verpasst.« Der Schlauch
ließ sie undeutlich reden. Erst jetzt bemerkte sie den
Infusionsständer, der neben ihrem Bett stand.
    »Das kann man so
nicht sagen.« Kalla, der sich am Fußende aufgebaut
hatte und mit dem Namensschild an der verchromten Bettstange
spielte, grinste. »Du hast dich einfach durchgetan, als es
spannend wurde. Aber gut, jetzt bist du ja wieder an Bord. Herzlich
willkommen.«
    Heike sammelte ihre
Kräfte. Sie streckte den Arm aus und zog sich am Galgen
über dem Krankenbett hoch. Stefan stellte ihr die Lehne
aufrecht, sodass sie im Bett sitzen konnte. »Und jetzt will
ich alles hören«, forderte sie.
    Stefan zog sich einen
Stuhl heran und setzte sich verkehrt herum darauf. »Das ist eine lange
Geschichte, aber ich versuche, es auf das Wesentliche zu
beschränken. Jeanette Klinke hat tatsächlich die drei
Morde begangen, um ihrem Geliebten den Rücken freizuhalten.
Liebe macht blind, sagt man ja immer. Und wir sind zur Hütte
gefahren, weil ich eine Idee hatte. Plötzlich wusste ich, dass
die Klinke hinter den Morden stecken musste. Auf der Fahrt nach
Wermelskirchen hast du mit Kalla telefoniert, der so nett war, auch
auf einen Sprung vorbeizuschauen. Nachdem Jeanette Klinke uns die
Morde gestanden hatte, zückte sie eine Waffe und wollte uns
auch aus dem Weg räumen. Mit unserem Wissen hätten wir
sie lebenslang hinter Gitter bringen können, und das wollte
sie natürlich vermeiden. Pech nur, dass Kalla etwas
später an der Hütte ankam.«
    »Ich hatte mich
verfahren - und das als Profi.« Kalla schnaubte
beschämt. »Darfste auch keinem
erzählen.«
    »Was aber auch
gut so war. Denn wir haben Kalla unser Leben zu verdanken. Er hat
durchs Fenster geschaut und gesehen, dass wir mit einer Waffe
bedroht wurden.«
    »Ist sonst nicht
meine Art, in fremde Fenster zu gucken, das müsst ihr mir
glauben. Aber sie stand mit dem Rücken zum Fenster und hatte
mich nicht bemerkt. Als sie die Waffe hob und auf euch zielte, habe
ich die Scheibe des Fensters eingeschlagen, an dem sie mit dem
Rücken zu mir stand. Deshalb hat sie mich nicht gesehen -und
ihr wohl auch nicht, so dick bin ich dann wohl gar nicht.« Er
grinste breit, bevor er fortfuhr. »Nachdem ich das Fenster
eingeschlagen habe, musste es schnell gehen. Ich musste sie
außer Gefecht setzen, so zielte ich und habe sie mit meiner
Pistole angeschossen. Gott sei Dank bin ich ein grauenhafter
Schütze und habe nur ihren Arm getroffen. Sie war verwundet
und konnte euch nichts mehr anhaben. Der Rest war kinderleicht. Ich
bin zu euch rein, habe den Notarzt und die Polizei gerufen,
während Stefan die Frau in Schach hielt und sich um dich
gekümmert hat. Ulbricht und seine Jungs kamen raus und haben
das reife Obst gepflückt.
    Seitdem sitzt Frau
Klinke. Ihr Versuch, euch aus dem Weg zu räumen, war ein Satz
mit X, war wohl nix.« Der vollleibige Taxifahrer kicherte
amüsiert.
    »Woher hattest
du die Waffe?« Heike konnte es nicht glauben. »Als du
mich vorgestern Abend angerufen hast, um mich zu warnen, habe ich
mir die Pistole von einem Freund besorgt. Ihm gehört auch der
Waffenschein, aber dieser Freund hat mir schon viel zu lange einen
Gefallen geschuldet. Deshalb zögerte er nicht, als ich ihn
bat, mir seine Knarre zu leihen. Ich wollte mich nur damit
schützen, und er weiß, dass ich damit keinen
Blödsinn machen würde, deshalb hat er mir die Pistole
auch geliehen.« Kalla legte den massigen Kopf schräg.
»Du hast mir doch am Telefon erzählt, dass wir zu
Mitwissern geworden sind. Ich hänge doch an meinem
Leben.«
    »Ja«,
nickte Heike und brachte ein schwaches Lächeln zustande.
»Das sehe ich.« Sie drehte den Kopf zu Stefan.
»Und warum hattest du es so eilig, zur Hütte zu fahren,
nachdem wir in Beyenburg niemanden angetroffen
hatten?«
    »Ich habe eins
und eins zusammengezählt, mehr nicht. Erinnerst du dich noch
daran, was Jeanette Klinke gefragt hat, als wir sie spätabends
noch besucht haben? Sie sagte, ohne dass wir etwas davon
erwähnt hatten, dass ihr Mann nichts mit den drei Morden zu
tun hatte. Mit drei Morden, verstehst du?« Stefan grinste wie
ein Honigkuchenpferd. »Woher wusste sie, dass es drei
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