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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille
Autoren: Andreas Schmidt
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dieser Einöde konnten wir
ungestört sein. Geschützt vor neugierigen Blicken und
unbehelligt von Mitmenschen, die nichts von unserem Glück
wissen durften.«
    »So wie Ihr
Mann, Frau Klinke?«
    Nicken. »Ja, so
wie Reinhardt. Er würde es nicht ertragen können, dass
ich ihn mit seinem besten Freund betrüge - betrogen
habe.« Sie schnäuzte in ein Taschentuch.
    »Wie lange ging
das schon so?«
    »Seit ein paar
Jahren. Anfangs liebte ich Christoph, weil er die Fähigkeit
besaß, mir zuzuhören. Reinhardt hingegen…«
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Er hatte nur noch
sein Autohaus im Kopf, arbeitete Tag und Nacht. Für meine
Sorgen und Ängste hatte er schon lange kein Ohr mehr. Viel zu
lange. Und dann kam das Wochenende in Österreich. Wir waren zu
viert dort. Christoph mit seiner Frau Karin, sie lagen gerade in
Scheidung, trotzdem war sie mit von der Partie, Reinhardt und
natürlich ich. Wir hatten uns eine Hütte in den Bergen
gemietet, sie hatte sogar ein wenig Ähnlichkeit mit dieser
Hütte hier. Wir hatten viel getrunken, und irgendwie kamen wir
uns immer näher. Karin schlief in einem anderen Zimmer, die
beiden hatten sich schon lange nichts mehr zu sagen. Und Reinhardt
war völlig betrunken. Wir hatten gestritten, und er hatte mich
beschimpft. Eigentlich ist er nicht so, aber wie gesagt, er war
betrunken. So kam es, wie es kommen musste. Ich ging zu Christoph.
Er war noch wach und hatte unseren Streit mitgehört. Christoph
zeigte Verständnis für meine Lage. Wir redeten die halbe
Nacht miteinander, und nie zuvor hatte ich einen Mann
kennengelernt, der so viel Verständnis zeigte und zudem ein so
guter Zuhörer war wie Christoph. Und im Morgengrauen schliefen
wir miteinander. Das war der Zeitpunkt, als ich meine Ehe mit
Reinhardt innerlich für gescheitert
erklärte.«        
    »Innerlich?« Heike
runzelte die Stirn. 
    »Ja, nur
innerlich. Wie gesagt, Reinhardt hätte es nicht ertragen, wenn
er erfahren hätte, dass ich mit seinem besten
Freund…« Sie brach ab. »Die beiden verband eine
lange Männerfreundschaft. Da wollte ich doch nicht
dazwischenstehen. Also ertrug ich meinen Alltag und zog mich mehr
und mehr von Reinhardt zurück. Wir sprachen kaum noch
miteinander. Und Sex hatten wir auch keinen mehr. Ich glaube, er
geht zu einer Prostituierten, denn er ist auch nur ein Mann, wenn
Sie verstehen? Vielleicht hat er auch eine Geliebte, ich weiß
es wirklich nicht. Jedenfalls hat er mich seit dem
verhängnisvollen Wochenende in den Alpen nicht mehr
angerührt.«
    »Wie lange
sollte das noch so weitergehen?«, fragte Stefan.
    »Nicht mehr
lange. Wir wollten aus dem Alltag ausbrechen. Wir wollten unsere
Zelte in diesem Land abbrechen. Es hätte nicht mehr lange
gedauert. Aber leider ist uns das Glück versagt
geblieben.«
    »Was wollten Sie
heute hier?«
    »Eigentlich war
ich hier, um auf Christoph, auf Dr. Brechtmann, zu warten. Aber er
kam nicht. Ich habe mehrfach versucht, ihn anzurufen, doch er hatte
sein Handy abgeschaltet.« Sie zückte ein Taschentuch und
schnäuzte sich. »Was hat er überhaupt an der Mosel
gemacht?«
    »Wir hatten
gehofft, dass Sie uns diese Frage beantworten können«,
erwiderte Heike. »Bislang gibt es nur einen recht vagen
Hinweis. Wie wir wissen, hat er in der Klinik Produkte von MM
Pharma verwandt, einem Hersteller von
Arzneimitteln.«
    »Was ist daran
verboten?« Trotz, unterschwellige Aggression schwang
plötzlich in Jeanette Klinkes Stimme mit. Plötzlich
schien sie ein anderer Mensch zu sein. Sie reagierte offensiv, wie
Stefan feststellte. Damit hatte er fast gerechnet. Von jetzt an war
also Vorsicht geboten.
    »Natürlich
ist der Einsatz von Medikamenten der MM Pharma keine
Straftat«, antwortete Heike. »Allerdings setzte Dr.
Brechtmann Medikamente ein, die noch keine Zulassung hatten.
Dafür bekam er viel Geld von MM Pharma, wussten Sie
das?« Als keine Reaktion folgte, fuhr Heike fort:
»Seine Patienten wurden unfreiwillig zu Versuchspersonen, und
das sowie Korruption sind Dinge, die illegal sind. Er hat das
Bundesgesundheitsministerium unterwandert. Wären die Leute in
Bonn dahintergekommen, hätte das weit reichende Konsequenzen
gehabt, Frau Klinke.«
    »Dann suchen Sie
die Schuldigen im Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte!« Jeanette Klinke blickte auf. Ihre Augen
versprühten Funken.
    »Sie scheinen
sich aber gut auszukennen.« Stefan zog anerkennend die
Mundwinkel nach oben. Gleich würde er sie da haben, wo er sie
schon zu
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