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Bittere Pille

Bittere Pille

Titel: Bittere Pille
Autoren: Andreas Schmidt
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ich bin
beim KK 11. Wir haben beruflich betrachtet nichts, aber auch gar
nichts miteinander zu
tun.«         
    »Und trotzdem
haben Sie es in den letzten Jahren immer wieder mit uns
ausgehalten«, lächelte Heike.
    »Welche Wahl
hatte ich denn?« Ulbricht seufzte. »Aber Sie haben
recht. In unserem Behördenstaat ist einfach alles
reglementiert. Manchmal ist das gut so, manchmal stehen uns diese
Vorschriften nur im Weg. Sie hingegen …« Er winkte
müde lächelnd ab. »Sie machen sowieso, was Sie
wollen, Hauptsache, es kommt eine heiße Story fürs Radio
dabei heraus.«
    »Das liegt in
der Natur der Dinge«, antwortete Heike. »Aber
wir werden
Ihnen helfen, die Bürokratie zu umgehen, soweit das in unserer
Macht steht. Allerdings dürften wir jetzt auch auf der Liste
des Mörders stehen. Immerhin verfügen wir inzwischen
über das gleiche Wissen wie Peter Born. Und, ehrlich gesagt,
sehr wohl fühle ich mich mit diesem Wissen nicht. Aus diesem
Grunde werden wir alles daran setzen, den Mörder zu finden, ob
mit oder ohne Ihre Hilfe.«
    »Klingt
ansatzweise vernünftig.«
    Stefan war
aufgestanden und machte Anstalten zu gehen. An der Tür
angelangt, gähnte er. »Ich habe Sie womöglich mit
der Frühsendung geweckt, und jetzt muss ich dringend ins Bett,
Schlaf nachholen. Aber vielleicht habe ich ja im Bett die
entscheidende Idee.«
    Heike sprang auch auf
und nickte. »Lassen Sie ihn, Kommissar. Er ist wirklich gut
im Bett.« Sie folgte Stefan, der bereits auf dem Gang des
Präsidiums auf sie wartete. Als Heike sich darüber
bewusst wurde, was sie gesagt hatte, errötete sie. Vorsichtig
steckte sie den Kopf noch einmal in Ulbrichts Büro. Er
saß an seinem Schreibtisch und grinste sie süffisant an.
Er schwieg.
    »Nicht so, wie
Sie meinen. Er hat im Bett die besten Ideen.«
    »Schon gut, ist
angekommen, verdammt noch mal. Und jetzt ab mit Ihnen.«
Ulbricht grinste. »Ich warte auf Seilers
Ideen.«

66
    Beyenburg, 14:05
Uhr
    An Schlaf war nicht zu
denken. Stefan würde wohl erst wieder zur Ruhe kommen, wenn
der Mörder gefasst war. Auf Heikes Drängen hin fuhren sie
noch einmal zum Haus der Klinkes, und Stefan fügte sich in
sein Schicksal. Auf dem Weg nach Beyenburg telefonierte Heike mit
Kalla. Wie sie erleichtert feststellte, lebte er noch und erfreute
sich offensichtlich bester Gesundheit. Sie berichtete ihm auch von
Stefans Besuch in Brechtmanns Hütte bei
Wermelskirchen-Dhünn.
    »Den Besuch
hätte er sich verkneifen sollen, um keine schlafenden Hunde zu
wecken«, sagte Kalla. »Brechtmann ist verschwunden, an
der Mosel untergetaucht und hat seinen Duzfreund Müller
rechtzeitig gewarnt. Schöner Mist.«
    »So sieht es
leider aus.« Heike seufzte.
    »Dann
müssen wir die Hütte von Brechtmann
durchsuchen.«
    »Er hat eine
Wohnung in bester Lage in Barmen«, erinnerte Heike
ihn.
    »Genau. Und
jeder wusste, wo der ehrenwerte Herr Doktor wohnte. Mensch Heike,
denk mal nach! So wie es aussieht, war die Hütte in
Wermelskirchen sein Versteck. Hier tauchte er ab, um sich zu
erholen, aber auch, wenn ihm die Luft in Wuppertal zu dick
wurde.
    So wie neulich. Geh
mal davon aus, dass er seine geheimsten Unterlagen weder in der
Klinik Wiesenhang noch in seinem Privathaus in den Barmer Anlagen
aufbewahrt. Die Hütte im Bergischen ist doch das ideale
Versteck!«
    »Keine
Einwände. Wir werden uns die Hütte
vorknöpfen.«
    Stefan, der dem
Gespräch einseitig gelauscht hatte, beschrieb Kalla den Weg
dorthin. Sie verabredeten sich für später.
    Heike unterbrach die
Verbindung und steckte das Handy zurück in ihre Tasche.
»Jetzt sehen wir erst mal bei den Klinkes vorbei«,
murmelte sie.
    Beyenburg schien in
einem verträumten Dornröschenschlaf dahinzudämmern.
Der spitze Kirchturm von Maria Magdalena glänzte in der Sonne.
Ein Duft von Blüten hing in der Sommerluft. Stefan lenkte den
Käfer auf das Anwesen von Reinhardt Klinke. »Die
Vögel sind ausgeflogen«, stellte er fest.
Tatsächlich stand keines der Autos im Carport. »Ich
frage mich, was Klinkes Frau treibt. Im Autohaus habe ich sie nicht
gesehen, und die beiden scheinen auch nur noch nebeneinanderher zu
leben. Wie eine glückliche Ehe sah mir das, was wir gestern
Abend erlebt haben, jedenfalls nicht aus.«
    Sie stiegen aus und
gingen auf den Eingang zu. Stefan legte den Finger auf den
Klingelknopf und lauschte mit andächtiger Miene Big Ben. Im
Haus tat sich nichts. »Beide Autos sind
weg.«
    »Dann haben wir
hier nichts verloren«, entfuhr es Stefan.
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