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Bitte sagen Sie jetzt nichts

Bitte sagen Sie jetzt nichts

Titel: Bitte sagen Sie jetzt nichts
Autoren: Loriot
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Lampenfieber ergeben, komischerweise tut es das nicht, sondern ich zweifle und mache es dann so gut, wie ich kann, und ich weiß, besser hätte ich es nun nicht machen können. Und wenn es nicht reicht, habe ich Pech gehabt, und das tut mir natürlich leid hinterher. Aber diesen Kitzel des Lampenfiebers kenne ich eigentlich nicht mehr, wohl weil ich nicht selber auftrete. Ich glaube, wenn ich wie ein Sänger oder Schauspieler live auf der Bühne stehen müsste, hätte ich das Lampenfieber genauso. Aber im Film, wo eine Aufnahme wiederholbar ist, ist das Lampenfieber eigentlich nicht angebracht.
    von Boehm Hat damals in Stuttgart die Liebe zur Musik begonnen?
    Loriot Nein, viel früher. Als ich so sechs Jahre alt war und bei meiner Großmutter lebte -meine Mutter war gestorben -, spielte sie mir ab und zu auf ihrem Klavier Mozart vor, auch Puccini und Bach. Da fing es an. Als ich dann wieder in eine Familie kam - mein Vater heiratete wieder entdeckte ich die Plattensammlung meines Vaters, ich war damals neun oder zehn, und er hatte meistens Tenöre oder jedenfalls Opern-Solos gesammelt. Es gab ein Grammophon, das man noch aufziehen musste, und da ging es dann weiter. Als ich mir den Blinddarm entfernen lassen musste, und damit eine längere Leidenszeit verbunden war, durfte ich mir zum Trost etwas aussuchen. Da wünschte ich mir, in die Oper gehen zu dürfen. In die Carmen in der Staatsoper Berlin. Das war der Beginn meiner Opernleidenschaft.
    von Boehm Musik bedeutet Ihnen überhaupt sehr viel.
    Loriot Mehr als Zeichnen.
    von Boehm Spielen Sie ein Instrument?
    Loriot Nein, leider nicht. Mein sonst so pädagogisch fabelhafter Vater hat einen Fehler gemacht - er holte mich, als ich vielleicht so sechs, sieben Jahre alt war, zu sich und fragte: Möchtest du Klavier spielen lernen? Und ich sagte: Nein. Er sagte: Danke, das wollte ich nur wissen. Und ich ging wieder weg. Da hätte er sagen müssen: Pass mal auf, Junge, ich zwinge dich jetzt mal zu etwas. Sei nicht böse, aber ich zwinge dich mal. Und das hat er nicht getan. Aber wer weiß, vielleicht ist es völlig überflüssig, Klavier spielen zu können. Ich sehe ja, ich habe großen Spaß an der Musik, auch wenn ich nicht selber Klavier spiele.
    von Boehm Wenn ich gar nichts darüber wüsste und Sie mich jetzt gefragt hätten: »Was glauben Sie, welche Oper inszeniere ich gerade?«, hätte ich vermutlich auf Mozart getippt. Oder Wagner, na ja, das wäre der zweite Gedanke gewesen, weil Sie jedes Jahr in Bayreuth und ein großer Wagner-Fan sind. Aber eigentlich hätte ich Mozart gesagt. Warum eigentlich nicht? Sie inszenieren Martha von Flotow.
    Loriot Ein bisschen abwegig, meinen Sie? Dazu ist Folgendes zu sagen: Ich wurde gefragt, welche Oper ich inszenieren möchte, und da hätten viele nahegelegen. Von Wagner über Verdi zu Puccini zu Mozart. Nur, wichtig waren für mich zwei Sachen. Es musste eine Oper in deutscher Sprache sein, damit ich ein bisschen von dem einbringen kann, was ich selber mache. Dazu ist die Sprache wichtig. Wagner scheidet aus verständlichen Gründen aus. Wenn ich jetzt gesagt hätte, ich inszeniere den Ring des Nibelungen, hätte man gedacht, das ist Parodie, das ist Loriot und Wagner, das ist natürlich irgendein Unsinn. Sie wären voll auf dem falschen Dampfer gewesen. Das hätte ich niemandem antun können. Weber war zu ernst, Lortzing zu bekannt, und bei Mozart gibt es so hervorragende Inszenierungen, und zudem sind bei ihm die Heiterkeit und die Komik bereits so musikalisch festgelegt, dass ich da keinen Raum für mich sah.
    von Boehm Also ist Mozart der Humorist in der Musik?
    Loriot Ja. Der Humor ist bei ihm schon da. Und ich hätte mich nur noch Mozart beiordnen können, ich hätte mich nur noch ein bisschen an ihn klammern können und sagen: Komm, nimm mich doch mit. Und das wäre falsch gewesen. Darum - wenn sich das Publikum vielleicht daran gewöhnt haben könnte, dass ich auch Opern inszeniere, dann kann ich auch mal Mozart inszenieren, ohne dass jeder nun etwas ungeheuer Komisches erwartet. Und nun blieb bei unseren Überlegungen die Martha übrig. Als Oper in deutscher Sprache, die man noch nicht so genau kennt. Und es ist keine heilige Kuh, die man möglicherweise dort schlachtet. Es ist ein sehr schönes Stück Entertainment, eine schöne heitere Oper, an der man noch ein bisschen etwas machen kann, und darum habe ich sie gewählt.
    Was mich an der ganzen Arbeit sehr belastet, ist die ungeheure Erwartungshaltung des
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