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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug
Autoren: Gudenkauf
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drücken. Der Stuhl rutscht ein kleines Stück von der Tür weg. Ich mache das Gleiche noch einmal mit dem anderen Stuhlbein, und auch das bewegt sich einen Zentimeter. Abwechselnd schiebe ich das Lineal gegen das eine und das andere Bein, bis ich sehe, dass der Stuhl kippelt, aber zum Glück nicht umfällt, sondern nur wenige Zentimeter von der Tür entfernt auf allen vier Beinen landet. Vorsichtig drehe ich am Türknauf. Er bewegt sich. Die Tür stößt gegen den Stuhl, wird von ihm aber nicht mehr blockiert. Ich muss sie nur ganz aufdrücken, und schon bin ich raus aus dem Schrank und wieder bei P. J. im Klassenzimmer.

WILL
    »Keine Bewegung«, ertönte eine Stimme hinter Will. »Lassen Sie die Waffe fallen, nehmen Sie die Hände hinter den Kopf und drehen Sie sich langsam um.«
    »Ich versuche nur, meine Enkelkinder zu finden«, erklärte Will, während er tat, was man ihm befohlen hatte.
    »Mein Gott«, sagte der Officer, als er Will erkannte. »Mr Thwaite, was zum Teufel tun Sie hier?« Es war Kevin Jarrow, einer der Teilzeit-Officer in Broken Branch. Will wollte seine Hände herunternehmen, doch Jarrow hielt die Pistole weiter auf ihn gerichtet. »Behalten Sie die Hände oben«, befahl er.
    »Ich versuche nur, Augie und P. J. zu finden«, setzte Will an. »Augie hat meine Tochter aus dem Inneren der Schule angerufen. Sie hat einen Schuss gehört.« Will schaute Jarrow flehentlich an. »Ich habe es nicht mehr ertragen. Ich musste herausfinden, was hier vor sich geht.«
    »Genau das versuchen wir auch gerade, und dabei können wir keine Störungen von außen gebrauchen. Meine Güte, ich hätte Sie erschießen können.« Jarrow beugte sich vor und hob Wills Gewehr vom Boden auf. Er leerte die Kammern und ließ die Patronen in seine Jackentasche gleiten.
    »Wirklich, Kevin, ich habe nichts Böses gewollt. Aber ich muss meine Enkel da rausholen.« Will ließ zu, dass Officer Jarrow ihn abtastete. Zufrieden, weil Will keine weiteren Waffen dabeihatte, begleitete Jarrow ihn zum Streifenwagen, ließ ihn auf dem Rücksitz Platz nehmen und befahl ihm, sich nicht von der Stelle zu rühren. »Ich will Sie nicht in Handschellen legen, Mr Thwaite, aber wenn es sein muss, werde ich es tun. Ich muss mich auf die Vorgänge in der Schule konzentrieren und kann meine Zeit nicht damit verschwenden, den Babysitter für Sie zu spielen. Verstanden?«
    Will nickte kläglich. »Tut mir leid.«
    Jarrows Stimme wurde weicher. »Halten Sie sich einfach von weiterem Ärger fern. Wir tun alles, was wir können, um alle heil und gesund aus der Schule herauszuholen.« Er drückte die Wagentür energisch ins Schloss und ließ Will alleine zurück, der hilflos versuchte, aus den Fenstern zu schauen, die dick mit Schnee bedeckt waren und so keinen freien Blick auf die Schule zuließen.
    Wills Handy vibrierte. Als er sah, dass es Marlys war, war er versucht, den Anruf zu ignorieren, aber er wusste, das konnte er seiner Frau nicht antun. Sie war genauso verängstigt und hungerte nach Informationen wie er. Er wusste nur nicht, wie er ihr erklären sollte, dass er eben beinahe wegen bewaffneten Einbruchs in die Schule verhaftet worden wäre, aber keinerlei Informationen über ihre Enkelkinder hatte. Er versuchte Selbstbewusstsein in seine Stimme zu legen und nahm das Telefon ans Ohr. »Hallo.«
    »Dad?«, erklang die tränenerfüllte Stimme, und Wills Magen zog sich zusammen. »Bitte sag mir, dass es Augie und P. J. gut geht.«

MRS OLIVER
    Mrs Oliver zog den schweren Tacker langsam zu sich; sein Gewicht unter ihrer Hand war irgendwie tröstlich. Sie nahm an, dass das hier ihre letzte Chance war. Wenn sie den Mann nur für eine Sekunde ablenken könnte, würde Officer Barrett ihre Waffe ziehen und diesem entsetzlichen Tag – und vielleicht sogar diesem entsetzlichen Mann – ein Ende bereiten können.
    Unter großer Anstrengung stützte Mrs Oliver sich erst auf ihre Ellbogen, dann auf die Knie. Ihr erster Gedanke war, den Tacker so hart wie möglich gegen die Hand des Mannes zu schlagen, damit er die Waffe losließ, aber sie war nicht sicher, ob ihre Kraft dazu ausreichte.
    »Stuart«, flehte Officer Barrett, »lass P. J. gehen. Du musst keine unschuldigen Menschen töten, um zu bekommen, was du willst. Du willst Selbstmord begehen? Dann richte die Waffe gegen deinen eigenen Kopf. Du musst nicht darauf warten, dass ich dich erschieße.«
    Alles passierte so schnell, dass Mrs Oliver nicht einmal zucken konnte. Der Mann drehte sich um und
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