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Die Liebe des Highlanders

Die Liebe des Highlanders

Titel: Die Liebe des Highlanders
Autoren: Karen Marie Moning
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Prolog
    Schottische Highlands
    1518
     
    »MacKeltar ist ein gefährlicher Mann, Nevin.«
    »Was geht dir diesmal im Kopf herum, Mutter?« Nevin sah aus dem Fenster und beobachtete, wie sich das von der frühen Morgensonne beschienene Gras unter ihrer Hütte im Wind bewegte. Besseta, seine Mutter, war Hellseherin, und wäre er so dumm, sich umzudrehen und ihrem Blick zu begegnen, würde sie das als Ermutigung deuten und ihn wieder in eine verwirrende Unterhaltung über Voraussagen verwickeln. Der Verstand seiner Mutter war nie besonders scharf gewesen; nun wurde er mit jedem Tag trüber, war von unheilvollen Fantasien umnebelt.
    »Meine Eibenstöcke haben mich gewarnt, dass der Laird eine ernste Gefahr für dich darstellt.«
    »Der Laird? Drustan MacKeltar?« Nevin sah erschrocken über die Schulter. Seine Mutter saß am Tisch neben dem Herd, straffte den Oberkörper und warf sich in die Brust, weil sie endlich die Aufmerksamkeit ihres Sohnes gewonnen hatte. Jetzt habe ich es doch getan, dachte er und seufzte im Stillen. So sicher, wie sich seine lange Robe hin und wieder in Dornen verfing, wurde er jetzt in ein Gespräch verstrickt, und es war große Raffinesse vonnöten, sich daraus zu befreien, ohne dass der uralte Streit ausbrach.
    Besseta Alexander hatte so vieles in ihrem Leben verlo ren, dass sie sich eisern an das klammerte, was ihr noch geblieben war - an Nevin. Er unterdrückte den Wunsch, die Tür aufzureißen und in die klare Ruhe des Highland-Morgens zu fliehen; er wusste, dass seine Mutter ihn bei der nächsten Gelegenheit erneut in die Ecke treiben würde.
    Er sagte sanft: »Drustan MacKeltar ist nicht gefährlich für mich. Er ist ein nobler Laird, und es ist eine große Ehre für mich, dass man mich zum geistlichen Führer seines Clans erwählt hat.«
    Besseta schüttelte den Kopf; ihre Lippen bebten. Ein Speicheltropfen schäumte in ihrem Mundwinkel. »Du hast den beschränkten Blick eines Priesters. Du kannst nicht sehen, was ich sehe. Es ist wirklich schrecklich, Nevin.«
    Er schenkte ihr sein beruhigendes Lächeln, eines, mit dem er trotz seiner Jugend die gequälten Herzen zahlloser Sünder beschwichtigen konnte. »Möchtest du nicht aufhören, mein Schicksal mit Hilfe deiner Eibenstöcke und Runen vorherzusagen? Jedes Mal, wenn ich eine neue Anstellung bekomme, bemühst du deinen Zauber.«
    »Was für eine Mutter wäre ich, wenn ich kein Interesse an deiner Zukunft hätte?«, rief sie.
    Nevin warf eine blonde Haarsträhne nach hinten, ging zu ihr und küsste sie auf die runzlige Wange. Dann verschob er mit der Hand die Eibenstöcke auf dem Tisch und brachte das mysteriöse Muster durcheinander. »Ich bin ein geweihter Priester, ein Mann Gottes. Und dennoch sitzt du hier und betreibst Hellseherei.« Er nahm ihre Hand und tätschelte sie besänftigend. »Du musst den alten Glauben aufgeben. Wie kann ich Gottes Wort erfolgreich bei den Dorfbewohnern verkünden, wenn meine eigene, geliebte Mutter heidnische Rituale durchführt?«, neckte er sie.
    Besseta entriss ihm ihre Hand und sammelte die Stöcke ein. »Das sind weit mehr als einfache Stöcke. Ich bitte dich, ihnen den gebührenden Respekt zu erweisen. Dem Laird muss Einhalt geboten werden.«
    »Was sagen dir deine Stöcke? Was wird mir der Laird an- tun?« Die Neugier siegte über seine Entschlossenheit, dieser Unterhaltung so schnell wie möglich ein Ende zu setzen. Er konnte ihre finsteren Vorstellungen nicht vertreiben, wenn er nicht wusste, wie diese Hirngespinste aussahen.
    »Er wird sich bald eine Frau nehmen, die dir ein Leid an- tut. Ich glaube, sie wird dich töten.«
    Nevin öffnete den Mund und schloss ihn wieder, wie eine ans Ufer gespülte Forelle. Ihm war klar, dass sich hinter ihren unheilvollen Voraussagen nicht die Wahrheit verbarg; doch das bestärkte ihn nur in seinen Befürchtungen, dass ihr der zarte Faden, der sie mit der Wirklichkeit verband, aus der Hand glitt. »Warum sollte mich jemand töten wollen? Ich bin ein Priester.«
    »Ich kann den Grund dafür nicht erkennen. Vielleicht findet die neue Lady Gefallen an dir, und daraus erwächst nichts Gutes.«
    »Jetzt bildest du dir wirklich verrückte Dinge ein. Gefa l len an mir, wenn sie Drustan MacKeltar zum Mann hat?«
    Besseta sah ihn flüchtig an und wandte den Blick sofort wieder ab, »Du bist ein hübscher Junge, Nevin«, log sie mit mütterlicher Selbstsicherheit.
    Nevin lachte. Von Bessetas fünf Söhnen war er der Einzige mit einer schmächtigen Ges talt, feinen
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