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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug
Autoren: Gudenkauf
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die Situation zu überblicken. Mrs Oliver liegt verletzt auf dem Fußboden. Ein Junge und ein Mädchen stehen zu meiner Linken, sie wirken unverletzt. Ein weiterer Junge wird durch Stuart mit der Waffe bedroht.
    »Innerhalb weniger Monate habe ich meine Frau, meine Kinder und meinen Job verloren, und das habe ich alles nur dir zu verdanken, Meg.« Stuart umfasst den Nacken des kleinen Jungen etwas fester und drückt den Lauf des Revolvers an seine Schläfe.
    »Stuart«, sage ich so ruhig ich nur kann. »Lass die Kinder gehen, und dann erzähl mir alles. Bitte, sie haben hiermit nichts zu tun.«
    »Ich hab dich ganz schön hinters Licht geführt, nicht wahr?« Er lässt ein diabolisches Grinsen aufblitzen. »Du hast wirklich gedacht, dass dein Exmann hier drin ist, oder?«
    »Nein«, erwidere ich. »Nicht für eine Minute habe ich geglaubt, dass Tim so etwas tun würde. Warum hast du mir gesagt, er wäre einer der Verdächtigen?«
    »Weil er das war. Für ungefähr fünf Minuten. Meine Quelle …« Er sieht den Zweifel in meinem Gesicht. »Ja, ich habe eine Quelle im Büro des Sheriffs, und die hat mir gesagt, dass deine Schwiegermutter angerufen und erzählt hat, Tim wäre plötzlich verschwunden. Meine Quelle hat ihn daraufhin als Verdächtigen vorgeschlagen. Ich fand das irgendwie lustig.«
    »Tim würde so etwas nie tun«, wiederhole ich und füge dann hinzu: »Und ich hätte nie gedacht, dass du zu so etwas in der Lage wärst.«
    »Meine Frau hat mich rausgeworfen. Weil sie hinter unsere Affäre gekommen ist.« Stuart spricht einfach weiter, als hätte ich nichts gesagt. Ich will seine Behauptung geraderücken, will ihm sagen: Nein Stuart, du hattest eine Affäre. Nicht ich. Ich wusste nicht, dass du verheiratet bist und drei Kinder hast, weißt du noch ? Aber ich schweige. Meine Aufgabe besteht darin, ihn nicht aufzuregen und ihn so lange am Reden zu halten, bis das Tac-Team sich in Position gebracht hat oder ich eine Chance habe, an meine Waffe zu kommen und einen Schuss abzugeben.
    »Ich habe deiner Frau nicht von uns erzählt, Stuart. Großes Ehrenwort.«
    Stuart schnaubt abfällig. »Tja, außer uns hat es keiner gewusst, Meg. Also muss sie es von dir haben. Zweiundzwanzig Jahre Ehe, und jetzt hat sie mich rausgeworfen.«
    Ach was, hätte ich am liebsten gesagt, hebe aber stattdessen nur kapitulierend die Hände. »Es tut mir leid, Stuart, aber ich habe den Kontakt mit deiner Frau nicht initiiert. Sie ist zu mir gekommen.«
    »Meine Kinder reden nicht mehr mit mir. Ich wohne in einem miesen Hotel. Meine Frau hatte sich einen Anwalt genommen, der mir nur zu gerne die Eier abgeschnitten hätte, um zu kriegen, was sie …«
    Dass Stuart in der Vergangenheitsform von seiner Frau sprach, jagt mir einen Schauer über den Rücken. »Stuart«, frage ich, obwohl ich mich vor der Antwort fürchte, »was hast du getan? Was meinst du, wenn du sagst, deine Frau hatte einen Anwalt? Hat sie den Scheidungsantrag fallen lassen?« Stuart lächelt mich nur herablassend an und hebt die Hände, als wolle er sagen: kann sein.
    »Als ich dann gestern in die Redaktion kam, wartete der Chefredakteur schon auf mich. Offensichtlich hatte irgendwer eigene Recherchen angestellt.«
    »Stuart, ich habe keine …«
    »Halt die verdammte Klappe, Meg«, brüllt er. Der Junge in seiner Gewalt fängt an zu wimmern. »Jemand hat herumtelefoniert und Fragen bezüglich meiner Arbeit gestellt. Sie haben beschlossen, dass ich die Wahrheit in meinem Artikel über das Mädchen, das vergewaltigt wurde, ausgeschmückt habe, und jetzt glauben sie, ich hätte mir die ganze Geschichte über meine Zeit in Afghanistan ausgedacht.«
    Während Stuart und ich uns unterhalten, hat der Junge, der als Geisel dient und den ich von Marias Winterkonzert an der Schule wiedererkenne, seinen Blick fest auf mich gerichtet gehalten. Seine Brille sitzt ihm schief auf der Nase, und seine Haare stehen in alle Richtungen ab, aber sein Blick ist unerschütterlich. »Stuart, wieso lässt du R J. nicht los?« Ich rate einfach, dass es sich bei dem kleinen Jungen um Will Thwaites Enkel handelt. »Du weißt, dass seine Mutter schwer verletzt ist, oder? Sie hat sich bei einem Feuer schlimme Verbrennungen zugezogen. Komm schon, der Junge hat genug durchgemacht. Lass die Kinder gehen. Ich bin hier, das ist es doch, was du wolltest. Du glaubst, ich bin diejenige, die die Anrufe getätigt und damit dafür gesorgt hat, dass du gefeuert wurdest.«
    Während ich versuche, Stuart Vernunft
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