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Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Titel: Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
Autoren: Daniela Felbermayr
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ich dachte eigentlich schon, dass etwas aus euch wird, immerhin wolltest du ihn zur goldenen Hochzeit deiner Großeltern mitbringen!"
     
"Hab ich ja nicht", sagte Scarlett und versuchte, nicht allzu eingeschnappt zu klingen. Ihre Mutter hatte wirklich ein Händchen dafür, unangenehme Diskussionen vom Zaun zu brechen.
     
"Scarlett - Schatz, ich hatte noch gar nicht die Gelegenheit, dir Hallo zu sagen!" Ihr Stiefvater Anthony kam durchs Wohnzimmer in die Küche und drückte seine Stieftochter. Scarlett schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dafür, dass das unangenehme Gespräch mit ihrer Mutter unterbrochen worden war.
     
"Du siehst gut aus. Bei dir ist doch alles in Ordnung, oder?"
     
"Natürlich, alles bestens!"
     
"Es ist wirklich schön, euch Kinder wieder einmal alle unter einem Dach zu haben", sagte Anthony, während auch er sich ein Glas Wein eingoss, "auch wenn noch hundert andere mit unter dem Dach sind", fügte er dann schmunzelnd hinzu.
     
"Kinder, wir haben ein Problem!" Scarletts Großmutter Eve, eine kleine Frau von neunundsiebzig Jahren, die ausgesprochen rüstig für ihr Alter war und es sichtlich genoss, diesen Tag im Mittelpunkt zu stehen, kam in die Küche. "Das Bayside hat soeben auf dem Handy von Grandpa angerufen", sagte sie an Scarlett gerichtet, "sie können die Mini-Muffins nicht liefern!"
     
Scarlett sah ihre Großmutter verwirrt an.
     
"Welche Mini-Muffins?"
     
"Dein Onkel John liebt doch die kleinen Muffins, die es im Bayside zu kaufen gibt, da dachten dein Großvater und ich, wir bestellen welche, als Nachtisch für das Essen heute Abend. Morgen gibt es ja die große Hochzeitstorte. Für heute wären die Muffins ideal. Aber eben hat die Kellnerin angerufen und gemeint, der Lieferant hätte soeben auf einer Wellenliehn angerufen, sein Wagen würde streiken und er könnte keinen Ersatz auftreiben. Jemand muss hinfahren und die Muffins abholen!"
     
Scarlett blickte von ihrer Mutter zu ihrem Stiefvater.
     
"Ich werde Jake oder David hinschicken", meinte Anthony und wollte ins Wohnzimmer, um einen der beiden in die Küche zu holen.
     
"Scarlett könnte doch auch fahren", meinte Grace plötzlich.
     
"Was?" Scarlett hatte keine große Lust, gerade in das Cafe zu fahren, das eine schmerzhafte Erinnerung mit Charlie barg, um Mini-Muffins abzuholen.
     
"Ja - nimm meinen Wagen und hol die Muffins, Schatz. Es ist bestimmt spaßig, durch die Stadt zu fahren, in der du aufgewachsen bist!"
     
"Mom, ich bin ziemlich oft hier, es ist ja nicht so, als wäre ich das erste mal seit dreißig Jahren zurück. Ich kenne die Stadt. Auch wenn ich nicht mehr hier wohne."
     
"Hab dich nicht so - du bist ja gleich wieder zurück. Außerdem kommst du vielleicht auf andere Gedanken. Du wirkst so geknickt. Liegt wohl daran, dass dein..."Freund"...nicht hier ist!" Sie grinste.
     
"Gib schon den Schlüssel her", sagte Scarlett seufzend, "wenn ich damit deinem Geleiere entgehe, fahr ich liebend gern!" Scarlett grinste ebenfalls.
     
"Zweiunddreißig Jahre, und immer noch so frech wie mit sechzehn", sagte Grace und warf ihrer Tochter die Autoschlüssel zu.
     
"Von wem ich das wohl wieder habe", konterte Scarlett, fing die Autoschlüssel auf und verschwand durch die Hintertür.
     
     
     
Scarletts Mutter hatte recht gehabt. Obwohl sie wirklich oft zu Besuch war, war die Stimmung merkwürdig, als sie ganz allein die Straßen entlang fuhr, die jahrelang Teil ihres Lebens waren. Jede Ecke, jeder Laden, barg eine Erinnerung. Nicht immer war es eine gute. Nach etwa zehn Minuten hatten Scarlett das Bayside Cafe erreicht. Sie stellte den Wagen auf dem Parkplatz ab und stieg aus. Die Luft war wie üblich heiß und fühlte sich wie eine Ohrfeige auf ihrer klimaanlagenverwöhnten Haut an. Für den Bruchteil einer Sekunde fiel ihr ein, dass das Wetter an jenem Tag, als sie Charlie getroffen hatte - vor fünfzehn Jahren - ebenso heiß gewesen war. Sie erinnerte sich, wie sie verschwitzt ins Bayside gekommen war und gehofft hatte, sich etwas zu akklimatisieren, bis Charlie - Chuck - treffen würde. Sie schüttelte kurz den Kopf, wie um die Gedanken an ihn hinaus zu befördern. Sie wollte sich nicht mehr damit auseinandersetzen. Charlie Harisson war Geschichte. Mit all seinen Pseudonymen und Persönlichkeiten, die er ihr aufgetischt hatte, zu sein.
     
     
Scarlett lief über den Parkplatz zu den Stufen hinauf ins Bayside und trat ein. Die klimatisierte Luft fühlte sich angenehm auf ihrer heißen Haut an. Als sie
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