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Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Titel: Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
Autoren: Daniela Felbermayr
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das er bald treffen sollte. Und dennoch hatten sie gemeinsame Ziele. Sie wollte nach der High School nach Harvard und dort Medizin studieren. Wenn Chuck, der zur Zeit auf der Columbia war, mit seinem Studium fertig war, würden sie in eine gemeinsame Wohnung irgendwo in der Nähe von Boston ziehen, wo er einige Zeit nach seinem Abschluss arbeiten würde und wenn sie ihr Studium abgeschlossen hatte, würde - sie hatten es damals kaum auszusprechen gewagt - einer Hochzeit nichts mehr im Wege stehen. Sie wollten beide keine Kinder und sich stattdessen auf ihre Karrieren konzentrieren, wollten in einem Vorort in einem netten Haus leben und sich die Welt ansehen. Chuck hatte gesagt, er hätte bereits jetzt den perfekten Heiratsantrag für sie im Hinterkopf und sie hatte geantwortet, dass sie es kaum abwarten konnte, in zu hören. Es war so perfekt, wie es nur sein konnte, und sie hatte sich vorgenommen, die Geschichte irgendwann einmal aufzuschreiben, weil sie etwas Besonderes war. Die Geschichte aufzuschreiben und sie binden zu lassen würde übrigens auch ein perfektes Hochzeitsgeschenk für Chuck abgeben. Und gleichzeitig in weniger aufwändiger, verkürzter Form ein nettes Give-away für die Hochzeitsgäste darstellen.

Sie hatte Chuck im Internet, im Heartbeat-Chat kennen gelernt, der Plattform, die sie am meisten zum chatten nutzte. Sie war dort als "Barbie-Baby1980" registriert, einen Nickname, den sie aus dem Grund gewählt hatte, weil er auf Jung das Herz gebrochenteats anziehender wirkte, als wenn sie sich selbst "übergewichtiges Pickelgesicht mit Plastikhaaren" genannt hätte. Für Scarlett Holloway war Barbie der Inbegriff von Schönheit und genau das Ideal, von dem sie selbst so weit entfernt war wie vom Mond. Barbie war schön, Barbie war schlank. Barbie hatte Freunde, sah immer gut aus, und jeder wollte mit ihr befreundet sein. Jeder Typ war scharf auf langhaarige, schlanke Blondinen und jeder Typ war scharf auf Barbie. Genau aus diesem Grund hatte sie sich zum Geburtstag auch die hellblonden Extensions gewünscht, gegen die ihre Mutter sich ewig lange verwehrt hatte und die mittlerweile zwar etwas ausgefranst aussahen, die sie aber immer noch ihrem Traum etwas näher brachten: sie hatte lange blonde Haare und musste zumindest in diesem Punkt nicht schwindeln, wenn sich sich im Chat selbst beschrieb.

Sie hatte an jenem Abend, der ihr junges trostloses Leben als pummelige Einzelgängerin so derart verändern sollte, eigentlich mit einem Columbia-Studenten namens Andrew Sutherfield gechattet, der langweilig zu sein schien, nur ganz langsam zurückschrieb und irgendwann dann völlig verschwunden war, ohne sich von ihr zu verabschieden. Um ihm noch ein letzte Chance zu geben, schrieb sie nach einer ganzen Weile "noch da" in das Chatfenster, das sie für den Privatchat mit Andy geöffnet hatte, doch es kam nichts mehr zurück. An diesem Abend würde sie wohl niemanden mehr kennen lernen, registrierte sie und klickte das Chatfenster weg. Es war schon nach neun und der Chatroom war wie leergefegt - was zum einen wohl daran lag, dass Frühsommer war und fast jeder etwas draußen mit Freunden unternahm, und zum anderen, dass am nächsten Tag Schule, und es gerade die Zeit der Abschlussklausuren war. Jeder zweite hatte hier und dort noch eine Prüfung, musste diesen oder jenen Test schreiben oder stand in dem einen oder anderen Fach auf einer Note, die es noch zu verbessern galt. Sie war gerade dabei gewesen, den Computer herunter zu fahren, als das Chatfenster von Andrew Sutherfield wieder aufpoppte.
"Hy" stand da geschrieben.
"Andy?" tippte sie zurück. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte sie. Vielleicht könnte sie diesem Andy die Telefonnummer entlocken und später noch etwas mit ihm telefonieren. Sie hatte herausgefunden, dass sie am Telefon irrsinnig anziehend auf Jungs wirkte und fast jeden zu einem Date überreden konnte. Und irgendwann würde sie den einen Richtigen auf diese Art und Weise bestimmt finden. Den einen, dem es nicht so wichtig war, dass sie nicht rank und schlank war. Den einen, der in ihr sah, wer sie war, und nicht, wie sie aussah. Irgendwo da draußen würde er sein. Vielleicht war es Andy.
"Nicht Andy", stand wenige Sekunden späte in dem kleinen Feld vor ihr. Sie war überrascht, wie schnell die Antwort gekommen war.
"Sondern?" schrieb sie zurück. Sie setzte sich wieder auf ihren Schreibtischsessel und zog ihn zum Tisch heran.

Anfangs hatten sie sich über ganz belanglose Dinge
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