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Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Titel: Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
Autoren: Daniela Felbermayr
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unterhalten, wie, wo sie zur Schule ging, woher sie kamen und was sie in ihrer Freizeit machten. Chuck hatte auf sie gleich wie jemand gewirkt, der sie unglaublich interessierte. Er kam irgendwie so...selbstbewusst, fast ein wenig arrogant herüber, sodass sie zu Anfang beinahe darum kämpfen musste, mit ihm zu chatten. Er meinte, er wäre nicht hier, um zu chatten sondern um etwas für eine Arbeit zu recherchieren, dass er auf ein Buch wartete, das gerade ein Kommilitone verwendete, und dass er offline gehen würde, sobald das Buch frei wäre, und außerdem hätte er nachher noch eine Verabredung. Er sagte ihr unverholen, dass er eigentlich kein Interesse an einem so jungen Mädchen wie ihr hatte, immerhin war sie erst siebzehn und er bereits fünfundzwanzig.

Sie hatten sich anfangs über ganz unverfängliche Dinge unterhalten, wie etwa, dass Charles William Andrew Harrisoniehnsie beide gerne ins Kino gingen und dass sie beide Reeses Peanutbuttercups (die mit weißer Schokolade) liebten, dass sie den Film "Independence Day" cool fanden und dass sie beide mit den Green Bay Packers beim Superbowl mitgefiebert hatten. Irgendwann hatten sie festgestellt, dass sie ziemlich viel gemeinsam hatten und nach zwei Stunden im Chat hatten sie Telefonnummern ausgetauscht. Chuck hatte ihr erzählt, dass die Bibliothek, von der aus er chattete, in Kürze schließen würde, dass das Buch, weswegen er gekommen war, mittlerweile von einem anderen Studenten mitgenommen worden war und dass er das Date mit dem Mädchen schon vor einer Stunde abgesagt hatte. Als die Bibliothekarin durch die Gänge marschierte und die wenigen verbliebenen Leser aufforderte, zusammen zu packen und aufzubrechen, hatten Chuck und sie bereits Telefonnummern und E-Mail-Adressen ausgetauscht und vereinbart, noch am selben Abend - bzw. in derselben Nacht, immerhin war es schon fast Mitternacht - zu telefonieren.

Nach einigen Tagen hatten sie begonnen, ihre "Beziehung" zu vertiefen. Hatten sich zuerst zaghaft gesagt, dass sie einander wirklich mochten und die Telefonate genossen, sich schließlich mit "Ich hab dich lieb" verabschiedet, sich Nachrichten, wie "du fehlst mir" gesmst und jeden Morgen nach dem Aufstehen kurz miteinander telefoniert. Obwohl sie es hasste, morgens früh raus zu müssen, war sie für Chuck immer schon um halb sieben aufgestanden. Er musste um sieben zu seinem Job im Kopierladen und zu den Vorlesungen, sodass sie praktisch nur diese halbe Stunde am Morgen, und natürlich die Abende zum telefonieren hatten. Sie richteten ihre Tagesabläufe nach den Telefonaten aus, Chuck legte Kopierladendienste und Vorlesungen so, dass er abends Zeit hatte, sagte sämtliche Dates und Verabredungen ab und traf sich nur noch selten mit seinen Freunden. Sie selbst lernte den Nachmittag über, ging abends mit den wenigen Freundinnen, die sie hatte, kaum noch weg und hielt sich die Abende für Chuck frei. Es war schön, frühmorgens mit ihm zu telefonieren, während sie beide noch in ihrem Betten lagen. Es war fast so, als würden sie nebeneinander aufwachen, nachdem sie auch jeden Abend vor dem Einschlafen miteinander telefoniert hatte. Es war schön, jemanden zu haben, von dem man wusste, dass er an einen dachte, und wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie das Treffen noch eine Weile vor sich hergeschoben. Immerhin war es nicht das erste Mal, dass sie jemanden aus dem Internet traf, und es war auch nicht das erste Mal, dass sie für jemanden intensivere Gefühle hatte, so wie für Chuck jetzt. Klar, er war wirklich etwas Besonderes. Allein schon, weil er ein Student und klein High School-Junge war, ein Mann, der mitten im Leben stand, einer, der kein Problem damit hatte, seine Gefühle auszusprechen und ihr seine Zuneigung zu zeigen. Doch alles in allem kam ihr das aktuelle Szenario ziemlich bekannt vor. Und, würde es so enden, wie bisher, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als das Treffen noch etwas hinauszuschieben.

Scarlett Holloway war in diesem Sommer siebzehn Jahre alt und würde im Herbst ihr letztes Jahr an der Casco Bay High School in Portland antreten. Sie war nicht gerade das, was man als einen Traumteenager bezeichnen würde und sie konnte in späteren Jahren auch nicht auf Pyjamaparties mit Freundinnen, den ersten Kuss auf dem Schulball oder das erste Mal Sex auf der Rückbank des Autos des Quarterbacks zurückblicken. Stattdessen würden einsame Abende zu Hause vor dem Computer oder dem Fernseher, oder hinter einem Buch einmal ihre
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