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Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Titel: Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
Autoren: Daniela Felbermayr
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Erinnerungen dominieren, Abende, in denen sie sich fragte, warum ihr all die Erfahrungen, die andere in ihrem Alter machten, verwehrt blieben.

Scarlett war etwa einen Meter siebzig groß und wog an die einhundertundsiebzig Pfund. Mindestens. Sie hatte sich eine ganze Weile lang nicht mehr auf die Waage einfach nicht die Richtige f Wochen. gestellt, weil diese ohnehin immer nur deprimierende Ergebnisse lieferte und sie sich lieber sagte, dass sie sicher ein, zwei Pfund abgenommen hatte, anstatt das Gegenteil bestätigt zu bekommen. Ihr langes Haar, das eigentlich aus Extensions bestand, die etwas ausgefranst waren und schon einmal bessere Tage gesehen hatte, und das fast bis zu den Hüften reichte, hatte sie vor kurzem strohblond gefärbt, weil sie dachte, dass Blondinen eben "bevorzugt" würden, wirkte längst nicht mehr so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Man konnte die knubbeligen Übergangstellen erkennen und an den Spitzen waren sie so ausgedünnt, dass sie wirkten, als hätte ein Schwarm Spechte sich daran zu schaffen gemacht. Alles in allem würden Blondinen vermutlich auch bevorzugt werden, Blondinen jedoch, die mindestens einhundertundsiebzig Pfund wogen, wurden jedoch nur in Sachen Mobbing an der Schule bevorzugt, sonst aber auch nirgendwo.

Ihr Gesicht kam einem Schlachtfeld gleich. Es war übersät mit Pickeln und Narben von Pickeln, weil sie, als sie in die Pubertät gekommen war, unter keinen Umständen Pickelcreme und Gesichtswasser verwenden wollte. Pickelcreme und Gesichtswasser waren für sie, genauso wie BHs, eindeutig Zeichen des Erwachsenwerdens, sodass sie so lange wie möglich darauf verzichtete. Mittlerweile waren die Pickel aber gottseidank nicht mehr so schlimm. Klar, es waren immer noch jede Menge davon auf ihren Wangen, ihrer Stirn und seitlich am Kopf, aber im Vergleich zu früher sah sie nicht übel aus.

Scarlett lebte in den geordneten Verhältnissen einer Patchworkfamilie in einer ruhigen Wohngegend in der Nähe des Piers in Portland. Ihre Mutter Grace hatte vor zwei Jahren ihren Stiefvater Anthony geheiratet, der zwei Söhne im Alter von sieben und fünf mit in die Beziehung brachte. Für Scarlett, die die ersten fünfzehn Jahre ihres Lebens als Einzelkind verbracht hatte, war die Umstellung auf ein Leben als "Große Schwester" nicht immer einfach gewesen und vielleicht war auch die neue Familie mit ein Grund, warum sie sich so sehr nach einer Beziehung sehnte, in der sie die Nummer eins sein konnte und sich diesen Platz nicht mit ihren neuen Stiefbrüdern teilen musste.

Sie hatte lange auf den besonderen Tag des Treffens hingefiebert. Mit gemischten Gefühlen war sie an jenem Morgen aufgewacht, just in dem Moment, als Chuck sie anrief. Sie wollten beide nicht auf ihr Morgentelefonat verzichten, bevor Chuck sich auf den Weg nach Portland machte. Die Fahrt sollte an die sechs Stunden dauern. Um drei Uhr Nachmittags wollten sie sich im Bayside Cafe treffen. Immer wieder fragte sie sich während sie telefonierten, ob dies das letzte mal sein würde, dass sie und Chuck liebe Worte austauschten, miteinander lachten, scherzten und sich sagten, dass sie sich lieb hatten. Sie wischte die Gedanken beiseite und versuchte, sich selbst einzureden, dass es auch gut möglich war, dass sie schon bald in Chucks Armen aufwachen würde. Doch die kleine, schwarze Wolke in ihren Gedanken saß hartnäckig fest. Was, wenn Chuck enttäuscht von ihr war? War es wirklich schon der richtige Zeitpunkt für ein Treffen? Die ersten Wochen hatten sie und Chuck sich angenähert, wollten nichts überstürzen und sich von Grund auf kennen lernen. Für Scarlett war es anfangs schwierig gewesen, sich damit anzufreunden, Chuck tatsächlich zu treffen. Je lieber sie ihn gewann, umso lieber hätte sie sich nicht mit ihm getroffen. Ihr war klar, dass er von ihrem Aussehen enttäuscht sein würde, würde er sie zu Gesicht bekommen. Sie hatten beschlossen, sich keine Fotos zu mailen, weil sie sich eben immer und immer wieder prophezeiten, dass ihnen das Aussehen des jeweils anderen egal war. Und auch, wenn sie in den letzten Tagen oft darüber gesprochen hatten, dass es ihnen gar nicht mehr wichtig war, wie der jeweils andere aussah, so sah Scarlett dem T das Herz gebrochenteatreffen mit gemischten Gefühlen gegenüber.

Sie hatte die Pickel mit einer dicken Schicht des billigen Make ups überdeckt, das sie extra für dieses Date im Drugstore am Ende der Straße besorgt hatte und das Make up mit einer ebenso dicken
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