Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Bis wir uns wiedersehen (German Edition)

Titel: Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
Autoren: Daniela Felbermayr
Vom Netzwerk:
konnte, dann wollte sie sich wenigstens auf literarischer Ebene damit umgeben. In der vergangenen Woche, seit die Sache mit Charlie - die Trennung von Charlie - stattgefunden hatte, hatte sie bereits fünf dieser romantischen Komödien gelesen und sich bei Amazon eine ganze Kiste von dreiundzwanzig weiteren bestellt. Sie hatte festgestellt, dass das Abtauchen in ihre Schnulzenromane und die damit verbundene Flucht aus der Realität ihr gut tat.
     
     
Als das Flugzeug am PWM in Maine landete, hatte sie ihr Buch beendet und befand sich in einer seltsamen Stimmung zwischen Herzschmerz und Motivation. Doch viel Zeit, sich darin zu suhlen hatte sie ohnehin nicht. Sie sah sich in der Ankunftshalle um und suchte nach ihrer Mutter, konnte sie aber nirgendwo entdecken.
     
"Toll, wenn sie mich jetzt auch noch vergessen haben, abzuholen, dann dreh ich ganz leicht durch", murmelte sie leise vor sich hin und bemerkte, dass eine ältere Dame sie skeptisch ansah. Vermutlich hatte sie zu laut gemurmelt.
     
Im nächsten Moment packte sie jemand von hinten, wirbelte sie herum und drückte sie an sich.
     
"Schwesterchen - da bist du ja!" Ihr Stiefbruder Jake umarmte sie, hob sie hoch und drehte sich einmal um die eigene Achse und setzte Scarlett wieder ab.
     
"Jake...ich dachte, Mum oder Dad holen mich ab!"
     
"Die sind beide dem Wahnsinn nah - die halbe Verwandtschaft ist heute Mittag bei uns eingefallen - meine Wangen sind schon taub, nachdem ich ungefähr eine Million mal reingekniffen wurde und man mir gesagt hat, wie groß ich geworden bin!" Ihr Bruder grinste sie an und Scarlett bemerkte, dass aus dem unscheinbaren kleinen Jungen, der sie so oft genervt hatte, mittlerweile ein ganz schön hübscher, sportlicher Kerl geworden war, der, wie ihre Mutter ihr erzählt hatte, jede Menge Mädchenherzen brach.
     
"Du bist ja aber auch groß geworden", scherze Scarlett und machte Anstalten, Jake in die Wange zu kneifen. "Wo ist nur die Zeit geblieben...."
     
"Willst du nach Hause laufen?", fragte Jake. "Denn wenn nicht, dann solltest du dir diese Sprüche besser verkneifen! Komm, lass uns gehen!" Mit diesen Worten schnappte er sich Scarletts Trolley und sie machten sich auf den Weg zum Auto.
     
     
Jake hatte nicht übertrieben. In dem schmucken Einfamilienhaus, in dem Scarlett aufgewachsen war, tummelte sich die halbe Verwandtschaft. Tanten und Onkeln, Cousins und Co einfach nicht die Richtige f Wochen. usinen, Ehepartner und Freunde, von denen Scarlett zum Teil über Jahre nichts mehr gehört hatte oder sie überhaupt zum ersten Mal sah, waren gekommen, um mit ihren Großeltern die goldene Hochzeit zu feiern. Im Vorgarten waren große Transparente mit Fotos der Großeltern aufgestellt worden, im hinteren Gartenbereich standen Stühle und Tische für die Zeremonie, die am nächsten Tag stattfinden sollte.
     
     
"Okay, ihr könnt jetzt meinetwegen Herzinfarkte und Schlaganfälle bekommen, die Ärztin ist da", rief Jake, als sie das Wohnzimmer betraten und sich ungefähr vierzig Köpfe nach ihnen umdrehten. Im nächsten Moment wurde Scarlett von einer Traube Menschen umgeben, die sie alle drückten, ihr - genauso wie Jake prophezeit hatte, in die Wange kniffen und ihr sagten, wie groß sie geworden war - und ihr die unausweichliche Frage stellten: wann sie denn nun endlich heiraten würde.
     
     
Nachdem ihre Wangen taub geworden waren, hatte sie es geschafft, sich mit ihrer Mutter auf ein Glas Wein in die Küche zurück zu ziehen. Grace war gerade dabei, einen Teig für kleine Canapees auszurollen.
     
"Schade, dass dein Freund nicht kommen konnte", brachte sie das Gespräch schließlich auf den Punkt.
     
"Ja, schade", antwortete Scarlett und versuchte, möglichst unbedarft zu sein.
     
"Ist er nett?" Grace schien nicht zu bemerken, dass das Thema ihrer Tochter unangenehm war, ein Talent, dass sie schon besessen hatte, als Scarlett noch ein Mädchen gewesen war.
     
"Ja."
     
"Erzähl mir doch etwas von ihm. Woher kennst du ihn, was macht er. Du hast mir gesagt, er wäre geschäftlich unterwegs. Ist er Staubsaugervertreter oder impft er kranke Kinder in Afrika?"
     
Scarlett wurde noch unwohler. Sie fand es verrückt, von ihrem "Ex" zu sprechen, als würde er bald durch die Hintertür herein marschieren und als ob nichts passiert wäre.
     
"Mom, ich möchte jetzt noch nicht allzu viel ausplaudern. Ich weiß ja selber noch nicht einmal, ob aus der Sache etwas wird", versuchte sie, sich aus der Affäre zu ziehen.
     
"Schatz,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher