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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein
Autoren: Vincent Kliesch
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einer der Verfolger sie zu fassen bekommen hatte. Adam war im letzten Moment dazwischengesprungen und hatte den Angreifer zu Boden geworfen.
    » Da vorn!«, hörten sie jetzt den Anführer der Gang rufen, der die Schatten der Flüchtenden hinter einem Heuschober hatte verschwinden sehen.
    » Rauf da!«, rief Adam und rannte, so schnell er noch konnte, zu der Leiter, die auf den Heuboden führte. » Wenn wir oben sind, ziehen wir sie einfach rauf.«
    Ohne dass es einer weiteren Absprache bedurfte, liefen die beiden zu der morschen Leiter, die in diesem Augenblick die letzte Rettung zu sein schien. Slim war gerade einmal zwei Sprossen hinaufgestiegen, als er stehen blieb und seine Augen schloss.
    » Das ist ganz schön hoch«, sagte er in einem Ton, der Adam vermuten ließ, dass er unter Höhenangst litt.
    » Und die sind ganz schön viele«, entgegnete der mutigere der beiden und deutete in die Richtung, aus der die wild durcheinanderschreienden Verfolger mit jeder Sekunde näher kamen.
    Slim nickte, nahm all seinen Mut zusammen und stieg, von Angst getrieben, Sprosse um Sprosse nach oben.
    » Ich bin hinter dir«, beruhigte ihn Adam, der in kurzem Abstand folgte.
    Gerade als sie es bis ganz nach oben geschafft hatten, stieß auch schon der erste ihrer Jäger das Tor auf, erfasste blitzschnell die Lage und lief zu der Leiter.
    » Schnell!«, rief Adam und begann sofort, sie hochzuziehen. Doch noch bevor die beiden es schafften, die lange, schwere Leiter in eine sichere Höhe zu bringen, hatte der andere sie auch schon am unteren Ende zu fassen bekommen.
    » Komm schon!«, drängte Adam, woraufhin die beiden unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte so stark zogen, dass sie ihren Gegner schließlich mitsamt der Leiter in die Luft hoben. Dieser ließ intuitiv los, und noch bevor die übrigen Mitglieder seiner Bande nah genug gekommen waren, hatten Slim und Adam es geschafft.
    Atemlos ließen sie sich nun auf ihrer sicheren Position ins Heu sinken und versuchten mit schnellen Zügen die verloren gegangene Kraft in ihre Körper zurückzuatmen. Ihre Verfolger berieten sich währenddessen über die Lage. Der Anführer rief den beiden schließlich zu:
    » Und jetzt, ihr Schlaumeier?«
    Slim sah Adam an. Beiden war bewusst, in welche Lage sie sich gebracht hatten.
    » Wie lange könnt ihr da oben aushalten?«
    Der Anführer wandte sich seinen Leuten zu und sagte so laut, dass Slim und Adam es hören konnten: » Wir lösen uns ab. Einer bleibt hier unten und hält Wache. Früher oder später müssen sie ja runterkommen.«
    Slim sah Adam daraufhin besorgt an.
    » Ich hab Angst«, gab er zu.
    Adam dachte kurz nach, setzte sich schließlich auf, fasste kräftig an Slims Schulter und sah ihm selbstbewusst in die Augen. Ohne jeden Unterton von Zweifel sagte er:
    » Heute Nacht besiegt uns keiner.«

1
    Das Kind hörte einfach nicht auf zu schreien.
    Julius Kern hatte das herzzerreißende Weinen schon im Hausflur gehört, noch bevor er das Apartment in dem anonymen Wohnkomplex im Berliner Stadtteil Wedding betreten hatte. Das unaufhörliche Wimmern des Kindes beeindruckte ihn sogar noch mehr, als es die Leiche der Mutte r ta t, die kreisend an einem Strick von der Decke baumelte.
    » Ich habe so was noch nie erlebt«, hatte Quirin Meisner am Telefon gesagt. Kern war daraufhin sofort in seinen Wagen gestiegen und zum Fundort gefahren.
    Meisner, Erster Kriminalhauptkommissar beim LKA Berlin, war einer von Kerns ältesten Freunden. Sie kannten einander, seit Kern vor vielen Jahren seinen Dienst in der Abteilung für Delikte am Menschen angetreten hatte. Meisner, das bedurfte zwischen den beiden keiner Erwähnung, hätte Kern nicht gerufen, wenn nicht etwas wirklich Außerordentliches vorgefallen wäre.
    Aufmerksam musterte Kern nun den Raum, in dem die junge Mutter Jaqueline Ertel ihrem Leben ein furchtbares Ende gesetzt hatte.
    » Wie lange hängt sie da schon?«, fragte er, während er die Leiche der Frau näher betrachtete. Ihr totes Gesicht war voll von getrocknetem Blut, das ihr aus Mund und Nase gelaufen war. Außerdem war ihr Speichel auf den Brustkorb geronnen und hatte einen dunklen Fleck auf ihrem T-Shirt hinterlassen. Unter der Toten hatte sich zudem eine Urinpfütze gebildet, nachdem die Schließmuskeln der Frau letztlich versagt hatten.
    » Sie sollte schon abgehängt sein. Aber ich wollte, dass du alles noch so siehst, wie wir es vorgefunden haben. Wir haben übrigens zuerst den Ehemann entdeckt, dann sie«, antwortete
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