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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein
Autoren: Vincent Kliesch
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bekommen, und schon hatte sie eine minutiös ausgearbeitete Anleitung dazu, wann, wo und wie sie sich Tanja gefahrlos schnappen konnte.«
    Olivia stellte ihren Rotwein jetzt lieber beiseite, um Severins Ausführungen konzentriert folgen zu können.
    » Drexler hat mir zu keinem Zeitpunkt den Eindruck eines Mannes vermittelt, der eigenständig so eine brutale Mordserie durchzieht. Er hat die ganze Zeit über gezittert und geschwitzt, das alles hat ihm eigentlich gar nicht gelegen. Er stand unter Druck, das war offensichtlich. Natürlich, er war jemand, der so etwas minutiös plant. Aber eben keiner, der es auch wirklich umsetzt. Das war nicht sein Charakter. Er war kein Macher, er war ein Mitläufer, ein Scherge – im Gegensatz zu Bartholy, die Drexler monatelang nach Belieben manipuliert und aufgestachelt hat, um ihn dann durch Tanjas Entführung schließlich zum Handeln zu zwingen. Nun fragt man sich, warum Linda so etwas Grausames überhaupt getan haben soll. Die Antwort liefert wieder einmal die Erkenntnis, dass die Berührung mit dem Bösen einen Menschen infizieren kann. Linda ist nicht Expertin für Serienkiller geworden, weil sie so ein starkes Interesse an Blumen und Kaninchen hatte. Sie war vermutlich immer schon vom Bösen fasziniert, ihre Berufswahl war kein Zufall, sondern das Ergebnis eines inneren Triebes. Sie hat Hunderte Gespräche mit den gefährlichsten Killern geführt, und das über Jahre – und sie hat dabei herausgefunden, wie sie zu manipulieren sind. Sie hatte Macht über die Mörder, und irgendwann wollte sie auch Macht über den Tod haben. Linda hat nicht im Kopf der Killer gesteckt. Die Killer waren in ihrem! Linda Bartholy und Anselm Drexler – jeder für sich nur ein perverser Spinner. Gemeinsam aber wie Feuer und Benzin!«
    » Wann kommt die Stelle, an der ich den Fall gelöst habe?«, warf Olivia jetzt ein, der der Quercus bereits leicht zu Kopf gestiegen war.
    » Anselm hätte nach Lindas Warnung abhauen können, aber er hat dir stattdessen aufgelauert. Das hat mir zwei Dinge verraten: Erstens, er war kein Einzeltäter. Man vertraut sich nicht seinem Feind an, wenn man mit ihm keinen gemeinsamen Gegner hat. Zweitens, sein Komplize stammte aus unseren Reihen. Warum sonst hätte er dir den Auftrag geben sollen, die Nachricht nur mir allein auszurichten? Hinzu kommt der Inhalt seiner Botschaft: Ich werde ihn noch am selben Tag finden. Drexler, der durch Bartholy über unsere Schritte auf dem Laufenden war, wusste offenbar, dass er mir mittlerweile alles mitgeteilt hatte, was ich wissen musste.«
    » Und warum hat er dir nicht ganz offen gesagt, dass Linda Tanja in ihrer Gewalt hat?«
    » Er musste bei aller Sorge um Tanja immer noch aufpassen, wem er vertraut. Es stand ja nicht nur Tanjas Leben auf dem Spiel– sondern auch die Verbreitung seines Lebenswerks. Damit, dass er mir seine Botschaften nur kodiert gegeben hat, hat er mir gleichzeitig zu verstehen gegeben, wie geheim sie bleiben mussten.«
    Olivia genoss es sichtlich, Boesherz zuzuhören, der ebenso genießerisch fortfuhr: » Nach unserem Gespräch an deinem Krankenbett war ich also auf mich allein gestellt. Drexlers Kollegin Sonja konnte ich zu diesem Zeitpunkt leider nicht mehr retten, das hatte er natürlich bereits so arrangiert.«
    » Du vergisst aber etwas«, warf Olivia ein. » Bartholy hat uns ein passgenaues Täterprofil von Drexler erstellt. Damit hat sie ihm nicht gerade geholfen.«
    » Das stimmt nur bedingt«, widersprach Severin. » Sie hat uns von Moldenhauer abgelenkt, indem sie ihn wegen seines Alters als mögliches Opfer ausgeschlossen hat. Das war zu diesem Zeitpunkt der Mordserie auch noch nachvollziehbar und wäre daher im Nachhinein unverdächtig gewesen. Außerdem hatte sie gar keine andere Wahl, denn wäre ihr Täterprofil vollkommener Unsinn gewesen, hätte das hinterher Fragen aufgeworfen, die sie nur ungern beantwortet hätte.«
    » Sie konnte aber doch gar nicht wissen, dass Castella sie überhaupt zu dem Fall hinzuziehen würde«, wandte Olivia ein.
    » Das musste sie auch nicht. Nach Anselms Tod hätte sie als die Frau dagestanden, die ihn beruflich kannte, Gespräche mit ihm geführt hatte und die aus irgendeinem guten Grund im Besitz seines Kinderbuchs war, über das sie– natürlich nur aus journalistischer Verantwortung heraus– schreiben würde. Nach Castellas Anruf konnte sie sich dann sogar als Beteiligte an seiner Jagd darstellen– noch besser!«
    » Und der Zeitungsbericht mit dem
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