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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Robotham
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Polizeiarbeit lag schließlich auch keine Romantik. Deshalb hatte er sich pensionieren lassen – war abgesprungen, bevor man ihn herausdrängen konnte oder bevor er zum Ausstellungsstück im Black Museum von Scottland Yard wurde.
    Im Regent’s Park taucht er aus dem Untergrund auf und geht zu Fuß zur Harley Street. Heute steht sein alljährlicher Gesundheitscheck an. Er fällt gewöhnlich in die Zeit vor oder nach seinem Geburtstag, aber dieses Jahr fallen beide auf dasselbe Datum.
    Er sitzt im Wartezimmer. Greift nach einer Zeitschrift. Eines dieser Promiblättchen voller Paparazzifotos und »Zu Hause bei«-Extras, wo Fernsehstars verkünden, wie glücklich sie zusammen sind, und man weiß, dass sie sich innerhalb der nächsten sechs Monate scheiden lassen werden.
    Ruiz will sie gerade auf den Beistelltisch zurückwerfen, als er ein Foto von Ray Garza bemerkt, wie er auf dem roten Teppich in Covent Garden steht und den Kameras zulächelt. Er veranstaltet eine Wohltätigkeitsvorstellung der Nationaloper, um Spina-bifida-Kranken zu helfen. Auf der Seite sind noch mehr Fotos. Garza mischt sich unter die Großen und Wohltätigen. Die Sänger. Der Intendant. Der Minister für Kunst. Berühmtheiten.
    Die Medien haben ihm vor Jahren den Spitznamen »Chairman« – der Vorsitzende – gegeben, und der Name ist an ihm hängen geblieben. Es scheint beinahe so, als versuche Garza, diesem Spitznamen gerecht zu werden, in kohlegrauen Anzügen, leuchtenden Krawatten und nie ohne eine unangezündete Zigarre in der Hand, wenn er fotografiert wird.
    Drei Jahre nachdem Jane Lanfranchi gestorben war, heiratete Garza ein Oberschichtmädchen mit einem hochkalibrigen Nachnamen, dessen Vater in Wiltshire eine Menge geerbt hatte, es aber wegen Erbschaftssteuerschulden an die Regierung verkaufen musste. Garza rettete den alten Mann, als das Einzige, was er noch hatte, ein paar erbliche Adelstitel waren, die er versuchte, an reiche Amerikaner zu verscherbeln. Garza übernahm einen davon: Earl of Ipswich. Das musste eindrucksvoll auf einer Visitenkarte aussehen.
    Garza war nicht immer ein reicher Mann gewesen. Er hatte als Soldat angefangen – als Offizier, der sich auf Logistik und Transport spezialisiert hatte. Als solcher verstand er das Prinzip von Angebot und Nachfrage und wie wichtig es war, schnell handeln zu können.
    Eine Menge Legenden haben sich um den Chairman gebildet. Nicht alle sind wahr – was man aber nicht bestreiten kann, ist, wie er seine erste Million gemacht hat. Garza half im Ersten Golfkrieg, Kuwait zu befreien, und war dabei, als die Irakis über die Grenze zurückgedrängt wurden.
    Die Welt sah qualmende Fahrzeugkonvois, verkohlte Wracks von Luxusautos, die aus Kuwait erbeutet und von alliierten Flugzeugen bombardiert worden waren, als die Irakis durch die Wüste flohen. Aber das war nur ein Teil der Sachen. Hunderte von Luxuswagen waren einfach zurückgelassen worden. Unberührt. Mercedes, BMW s, Jaguars und Bentleys standen verlassen in der Wüste, die Schlüssel noch im Zündschloss.
    Hinzu kamen LKW -Konvois voller Computer, Waschmaschinen, Klimaanlagen und Mont-Blanc-Füllfederhalter. Die Irakis plünderten alles, was nicht niet– und nagelfest war, und die Kuwaitis wollten das Zeug nicht zurückhaben. Ölbohrmaschinerie, Planierraupen, Yachten, Hubschrauber, Privatflugzeuge – Garza fand einen Weg, sie außer Landes zu schaffen.
    Er machte da weiter, wo die Irakis aufgehört hatten. Er plünderte Kuwait, bestahl reiche Ölscheichs, die so erleichtert darüber waren, dass sie ihr Land zurückhatten, dass ihnen ein paar fehlende Autos, Boote oder Flugzeuge vollkommen egal waren.
    Keiner zog auch nur eine Augenbraue hoch. Keiner zuckte auch nur mit der Wimper. Der einzige Hauch eines Skandals deutete sich an, als eine englische Sonntagszeitung berichtete, der speziell für den kuwaitischen Handelsminister angefertigte, gepanzerte Mercedes sei auf einer Autoversteigerung in Croydon unter den Hammer gekommen.
    Für Garza war das erst der Anfang. Er schied aus der Armee aus und verschiffte schon bald im großen Stil Geräte aus Ländern, in denen Krieg, Hungersnot oder diktatorische Verhältnisse herrschten.
    Im Parlament kamen Fragen auf. Der MI 6 wurde neugierig. Nichts passierte. Jedes Mal, wenn es danach aussah, als geriete Garza ins Wackeln, schaffte er es, ungeschoren davonzukommen. Zeugen verschwanden. Wasserdichte Anklagen zerbröselten. Ein spanischer Mittelsmann sprang mit Ziegelsteinen in den
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