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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Robotham
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den Bahamas und den Cayman Islands.
    Ruiz mag Bones nicht besonders. Hat ihn noch nie gemocht. Er war immer ein bisschen zu ehrgeizig. Zu gierig. Aber als er in Pension ging, übergab Ruiz ihm seine alten Akten – einschließlich des Lanfranchi-Falls. Er bat Bones, die Sache im Auge zu behalten … nur für alle Fälle.
    Sie treffen sich in einem Pub an der Vauxhall Bridge Road. Union Jacks hängen von den Dachsparren.
    Bones sitzt an einem Tisch und trinkt einen Single Malt. Er hat seine jungenhafte Unschuld verloren, denkt Ruiz –Geheimratsecken lassen jeden alt aussehen –, aber er ist immer noch gut gekleidet in grauen Hosen, italienischen Slippern und Anzugjacke. Sein kupferfarbenes Haar – höchstwahrscheinlich gefärbt – ist scharf auf der Kopfhaut nach hinten gekämmt.
    »Wie sieht’s aus, Vincent?«
    »Mir geht’s gut, Colin.«
    Sie tauschen Belanglosigkeiten aus. Pensionierungen. Beförderungen. Prostatakrebs. Zwischen ihnen liegen zwanzig Jahre – fast eine Generation –, aber der Job ändert sich nicht, nur die Regeln.
    Endlich kommt das Gespräch auf Ray Garza. Es ist schon Jahre her, dass es irgendwelche Neuigkeiten im Fall Lanfranchi gegeben hat. Bei früheren Treffen hat Bones sich irgendwelchen Mist ausgedacht, um Ruiz eine Freude zu machen, und Ruiz wusste es, doch dieses Jahr hat er etwas Frisches, etwas Neues, etwas, das direkt aus der Druckerpresse stammt.
    »Ray Garzas Junge ist vor zwei Tagen festgenommen worden, nach einer rasanten Verfolgungsjagd. Sie haben acht Kilo Kokain im Kofferraum seines Porsche gefunden und eine halb automatische Waffe, mit der er vor den Cops rumgefuchtelt hat. Er hat geschossen. Einen Schuss abgegeben.«
    Ruiz denkt nach. Garzas Sohn – Ray junior –, wie alt ist der jetzt? Mit der Schule fertig. Neunzehn. Höchstens zwanzig.
    »Das ist eindeutig mehr als für den Hausgebrauch«, sagt Bones. »Dafür wandert das Kerlchen in den Bau.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Hat die letzte Nacht im Scrubs verbracht. Heute ist die Verhandlung.«
    Bones redet weiter. Offensichtlich will das Special Crime Directorate Ray junior einen Deal anbieten, wenn er gegen seinen Alten aussagt. Das wird nicht passieren, denkt Ruiz. Junior wird nicht die Hand beißen, die ihn füttert – es sei denn, er hätte größere Ambitionen. Aber es wird ihm trotzdem froh ums Herz bei dem Gedanken, dass Ray Garza wegen seines kostbaren Jungen schlaflose Nächte verbringt.
    Ray junior war noch nicht einmal geboren gewesen, als sein Vater Jane Lanfranchi vergewaltigt und ihre Wange aufgebissen hat. Ruiz hat immer gedacht, Garza hätte eine Tochter bekommen sollen. Dann hätte er sich Sorgen gemacht, wenn sie erst mal sechzehn Jahre alt geworden wäre und angefangen hätte, nachts auszugehen. Hätte sich fragen können, wo und mit wem sie unterwegs war. Hoffentlich ist er jetzt krank vor Sorge.
    »Was ist mit dem Lanfranchi-Fall?«, fragt er.
    Bones zuckt die Schultern.
    »Irgendwelche ähnlichen Vergewaltigungen?«
    »Nein.«
    »Irgendwelche vermissten Frauen mit Verbindungen zu Garza?«
    »Kannst du den verdammten Lanfranchi-Fall nicht einmal vergessen?«, sagt Bones. »Der ist verjährt. Uralt.«
    Ruiz ignoriert ihn. »Garza mag den gesunden Mädchen-aus-der-Nachbarschaft-Look. Vorstadtprinzessinnen. Er glaubt, sie verbergen nur ihre wahre Natur.«
    Bones schüttelt den Kopf. »Du bist verdammt noch mal besessen. Ich könnte ein sinnvolleres Gespräch führen, wenn ich mit der Wand da reden würde.«
    »Dann bekämst du aber keinen Drink spendiert«, sagt Ruiz und nimmt noch einen Schluck Guinness.
    Einen Moment lang ist die Atmosphäre angespannt. Bones möchte ihn zum Teufel jagen, doch etwas an Ruiz’ Schweigen hat ihn schon immer verunsichert.
    »Ich sag nur, was ich meine, Vince. Du musst ja nicht damit einverstanden sein«, murmelt er, wobei er langsam spricht, wie zu einem Kind. »Heute ist die Kautionsverhandlung. Die Polizei wird dagegen sein, weil Ray junior auf einen Cop geschossen hat.«
    »Sie werden ihn laufen lassen.«
    »Ja. Vielleicht. Aber Daddy muss dafür tief in die Tasche greifen.«
    »Wo ist Garza jetzt?«
    »Ist heute Morgen aus Genf eingeflogen. Man munkelt, er wird bei der Verhandlung dabei sein. Die Medien haben noch keinen Wind davon bekommen, aber der Sturm braut sich schon zusammen.«
    Ruiz trinkt sein Bier aus. Vielleicht ist dieser Tag alles in allem doch kein ganz so rabenschwarzer.

5
    Sami hat Nadias Freunde angerufen, ihre Arbeitskollegen und hat mit ihren
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