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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Robotham
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möglich ab. Hielt sich fern von Sexualstraftätern und Pädophilen. Schloss sich weder den ernsthaften Schwerverbrechern noch den komplett Verrückten an. Fünfundneunzig Prozent der Insassen waren komplette Vollidioten mit IQ s, die nicht einmal an ihre Schuhgröße heranreichten, weswegen sie immer wieder geschnappt wurden.
    Jetzt ist Sami draußen. Frei. Er geht nach Hause. »Sparkles« ist toter als Andy Palmer.
    Und egal, was sonst noch in seinem Leben passiert, er wird nie wieder in den Bau gehen. Darauf kannst du Gift nehmen.
    Eine Busfahrt. Zwei Züge. Sogar die Tube riecht gut im Vergleich zum Knast. Sami kommt aus der U-Bahn und sieht sich nach etwas Bekanntem um. Es hat sich nicht viel verändert in Brixton, soweit Sami das sagen kann. Es ist immer noch voller zweistöckiger, kleiner Reihenhäuser in schmalen Straßen, die trostlos, grau und farblos sind. Die Eckläden sind mit Metallgittern verrammelt, mit Vorhängeschlössern und Alarmanlagen, Natodraht auf den Dächern.
    Mittelklassehypotheken-Sklaven, die sich Balham und Clapham nicht leisten können, haben ein paar Straßen aufgemotzt, Blumenkübel bepflanzt und ihre Reihenhäuser in Pastellfarben gestrichen, um den hiesigen Kids mit ihren Spraydosen eine bessere Leinwand zu verschaffen.
    Ton-of-Brix ist kein Ort zum Verlieben, sondern ein Ort zum Überleben. Hatte sein Vater immer gesagt, was ironisch ist, wo er doch jetzt tot ist.
    Als er bei Nadias Wohnung ankommt, prüft er sein Spiegelbild im Nachbarfenster. Eine Frau macht auf, als er klopft. Sie ist Mitte dreißig mit einem Gesicht wie eine Tortenplatte. Sami guckt an ihr vorbei, erwartet, Nadia zu sehen.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich wohne hier. Wer sind Sie?«
    Sami guckt auf die Nummer an der Tür.
    »Wo ist Nadia?«
    »Wer?«
    »Meine Schwester.«
    »Woher soll ich das wissen?« Sie versucht, die Tür zu schließen. Sami erspäht Umzugskartons und prall gefüllte Plastiktüten im Flur hinter ihr. Sie ist gerade erst eingezogen.
    »Die Frau, die hier gewohnt hat – hat sie eine Nachsendeadresse hinterlassen?«
    »Nein.«
    »Hat sie gesagt, wo sie hingezogen ist?«
    Sie versucht, Sami davon abzuhalten, an ihr vorbeizusehen.
    »Ich hatte ein paar Sachen hier«, sagt er. »Kleider, CD s, einen Fernseher.«
    »War leer hier.«
    »Ich hatte eine Gitarre.«
    »Hab ich keine gesehen.«
    »Eine Gibson Fender.«
    »Wer ist das?«
    Sami kann im Hintergrund Oprah hören. Er schiebt sich an der Frau vorbei ins Wohnzimmer. Sie ist nicht froh darüber. Schreit. Sie beschimpft ihn. Sagt, sie holt die Polizei, den Vermieter, das Sozial- …
    »Das ist mein Fernseher«, sagt Sami.
    »Beweisen Sie das!«
    »Wie soll ich das machen?«
    »Ich hab ihn dem Vermieter abgekauft«, sagt sie, in der Defensive. »Er ist einbehalten worden. Mietrückstand.«
    Sami sieht auf ihre Hände, die von Arthritis gekrümmt sind. Er bewegt sich auf unsicherem Boden. Zwei Stunden aus dem Knast und schon gegen die Bewährungsauflagen verstoßen.
    Nadia ist vor die Tür gesetzt worden. Sie wäre nicht umgezogen, ohne es ihm zu sagen. Sie hätte ihn benachrichtigt.

4
    Ruiz steigt in Baron’s Court in die U-Bahn. Dieser Tage fährt er nie mit dem Auto nach Central London – nicht seit der Innenstadtmaut. Er hat nichts gegen Mautgebühren oder Bußgelder, solange jemand anders sie bezahlt.
    Der Zug fährt durch Tunnel, die seine Ohren zum Knacken bringen, bevor er ins Licht hinauskommt und dann wieder verschwindet.
    Die Hauptverkehrszeit ist vorbei. Die Anzugmänner sitzen in ihren Büros. Nicht alle tragen heutzutage mehr Anzüge. Manche tragen Jeans und Chinos. Was tun sie, fragt sich Ruiz. Sitzen vor Bildschirmen. Ein armseliger Ersatz fürs Jagen und Sammeln, scheint es ihm.
    Es liegt keine Romantik in der Büroarbeit. Kein Jagdfieber. Ruiz war vor ein paar Wochen bei einem Rugby Dinner und hat mit fünfzehn Männern an einem Tisch gesessen. Erfolgreiche Fachkräfte. Ein Neuer unter ihnen war gefragt worden, was er für seinen Lebensunterhalt täte. Er sagte, er stelle Betonblocks her.
    Das Gespräch erstarb. Niemand wusste, was er sagen sollte. Dann wies Ruiz darauf hin, dass dieser Mann der Einzige am Tisch sei, der tatsächlich etwas herstellte. Der Rest verschob Papiere, machte Termingeschäfte, handelte Deals aus, addierte Erträge und kassierte Gewinnbeteiligungen. Sie bauten nichts, retteten niemanden, hinterließen keine Spur auf der Welt außer in einer Bilanz.
    Ruiz fühlte sich schuldig, weil er so kritisch war. In der
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