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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Robotham
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war feuersicher, erdbebensicher, bombensicher, aber aus irgendeinem Grund war er nicht Andy-Palmer-sicher gewesen.
    Sami konnte das kaum glauben. Derselbe Andy Palmer, der mit beiden Händen seinen eigenen Hintern nicht finden konnte, sollte den allersichersten Safe der Welt geknackt haben. Das war unbegreiflich – ein ewiges Rätsel.
    Samis Anwalt erkannte den Witz an der Sache nicht. Sein Klient saß in einem Lieferwagen und spielte Luftgitarre, als man ihn für den größten Juwelenraub des Jahrzehnts kassierte. Gleichzeitig wurde aus Andy Palmer – dem unwahrscheinlichsten Safeknacker der Welt – ein Reifenabdruck auf einer Autobahnausfahrt.
    Der Prozess war eine Farce. Der Beamte, der ihn festgenommen hatte, bezeugte, dass er Sami erst einen halben Kilometer weit verfolgen musste, bevor er ihn überwältigen konnte. Der fette Arsch wog sicher über hundert Kilo. Der hätte nicht mal einen Verkehrsleitkegel eingeholt.
    Die Staatsanwaltschaft bot Sami einen Deal an. Wenn er sich des Besitzes gestohlenen Eigentums schuldig bekannte, dann würden sie die Anklage wegen Raubüberfall fallen lassen. Samis Anwalt hielt das für ein gutes Angebot. Samis Anwalt hatte eine Villa in der Toskana und wollte ab ins lange Wochenende.
    »Sie glauben doch, dass ich unschuldig bin, oder?«, fragte ihn Sami.
    »Mr Macbeth, ich würde noch an den Weihnachtsmann glauben, wenn er nicht damit aufgehört hätte, mir Geschenke zu bringen.«
    »Können Sie nicht auf etwas Geringfügigeres plädieren?«
    »Was denn? Pinkeln in einem Telefonhäuschen?«
    »Könnten Sie das?«
    »Seien Sie nicht sarkastisch, Mr Macbeth. Nehmen Sie den Deal an.«
    »Ich habe aber nichts gestohlen.«
    »Gestohlenes Gut zu besitzen ist ein ernstes Vergehen.«
    »Ich habe das Zeug aber nicht besessen. Ich wusste nicht mal, dass es im Wagen war.«
    »Dann ist das eben ein weiteres schönes Beispiel dafür, dass Sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Nehmen Sie den Deal an.«
    Der Gerichtssaal war viktorianisch, riesig, mit hoher Decke und Holztäfelung. Der Richter in seiner Perücke befahl Sami aufzustehen. Dann begann er, davon zu reden, wie die Gesellschaft vor Übeltätern wie ihm geschützt werden müsse.
    Der kann nicht mich meinen, dachte Sami.
    Nadia weinte auf der Zuschauertribüne.
    Fünf Jahre. Sami war wie betäubt. Sie brachten ihn nach unten, mit Handschellen an einen Polizisten gefesselt. Draußen wartete ein Wagen, um ihn ins Gefängnis zu bringen. Er hatte eine Nummer. Er war im Computer. Er gehörte jetzt in das ausgedehnte Menschentransportsystem, das still und unsichtbar Männer in England herumschob, von einem Gefängnis zum nächsten. Erst war es Wormwood Scrubs, dann Parklea, dann Leicester, bevor es wieder zurück in die Scrubs ging.
    In der ersten Nacht hatte Sami Angst. Er kannte all die Geschichten über Gefängnisbullying und die Gangs, die Schwestern, die Motorradfahrer, die Sadisten.
    Aber auf dem Weg zum Sportplatz geschah etwas Lustiges. Sami kümmerte sich um niemanden, versuchte, jeglichen Augenkontakt zu vermeiden, als ein fetter Kerl auf ihn zukam und ihm eine Zigarette anbot.
    Der Kerl nannte ihn »Sparkles« – Glitzer. Das wurde Samis Spitzname.
    Sami hatte einen Ruf. Die Häftlinge hielten ihn für einen Juwelendieb. Nicht für irgendeinen Juwelendieb, sondern für den Mann, der den größten, übelsten Safe der Welt geknackt hatte. Er hatte ihn wie eine Banane geschält, wie einen Motor auseinandergenommen, wie eine Sardinenbüchse geöffnet.
    Und so hatte es Sami fast drei Jahre lang geschafft, im Knast weder angemacht noch zu jemandes Matratze zu werden. Andere Neulinge machten sich Sorgen, wenn die Lichter ausgingen oder sie sich vorbeugen mussten, um an die Seife zu kommen, aber nicht Sami; er wurde von Knackis als ihresgleichen behandelt, die andernfalls seinen Körper durch den Hof gekickt hätten, nur so zum Spaß.
    Trotz seines neu entdeckten guten Rufes lernte Sami allerdings, dass die kriminelle Bruderschaft nichts Brüderliches an sich hatte. Das Einzige, was zählte, war die Angst, die man verbreiten konnte, oder der Respekt, der einem gezollt wurde. Entweder war man ein skrupelloser Scheißkerl, oder man hatte ein besonderes Talent.
    Sami war ohne sein Wissen, durch Zufall ein Talent zugeschrieben worden. Er war ein geschickter Einbrecher, ein Safeknacker, ein Meister seines Fachs, einer von den ganz Großen.
    Trotzdem gab er sich Mühe, sein Talent herunterzuspielen. Er saß seine Zeit so still wie
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