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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Robotham
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und hält seine Aktentasche wie einen Schild vor sich.
    »Wo fährt dieser Bus hin?«, schreit Sami ihn an.
    »Putney Common.«
    »Wie weit ist das?«
    »Noch zwei Stationen.«
    Der Doppeldecker verschwindet wieder. Sami sprintet hinterher, versucht, Sichtkontakt zu halten. Die Läden und Restaurants sind geschlossen, aber er kann das heiße Öl noch riechen und die Mülleimer dahinter. Plakatkleber haben die Straßenlaternen und die Fenster leerer Geschäfte überklebt.
    Der Bus ist jetzt dreihundert Meter entfernt, blinkt links. Er biegt ab. Sami wird allmählich müde. Seine Schuhe sind nicht zum Rennen gemacht. Die Reihenhäuser hören plötzlich auf, aber die Straße geht weiter, durch die Commons, verschluckt von der Dunkelheit. Es ist, als wäre ein Stück Stadt einfach in ein schwarzes Loch gefallen und nur die Straßenlaternen wären übrig geblieben.
    Sami biegt um die Ecke. Der Doppeldecker ist stehen geblieben. Er kann sehen, wie der Fahrer hinter dem Lenkrad hervorkommt. Die Bustüren sind offen. Sami schwingt sich hinein, seinen Protest überhörend. Er rennt durch den unteren Bereich, klettert die Treppe hoch, sucht vergeblich. Nadia ist nicht hier.
    »Haben Sie ein Mädchen gesehen? Wo ist sie ausgestiegen?«
    Der Fahrer ist dick, sein Bauch hängt über den Gürtel.
    »Sie ist weg.«
    »Wo ist sie hingegangen?«
    Er zeigt auf den Park auf der anderen Straßenseite. »Sie sind da langgegangen.«
    Sami späht in die Dunkelheit, auf die Straße, die matschigen Wege, die tieferen Schatten. Dann sieht er, wie sich etwas bewegt, vielleicht hundert Meter entfernt, kaum zu sehen gegen die dunklen Wände eines Gebäudes, das hoch über den Baumwipfeln aufragt.
    »Was ist das da?«, fragt er.
    »Das alte Putney-Krankenhaus.«
    »Warum ist es dunkel?«
    »Es ist schon vor Jahren geschlossen worden«, sagt der Fahrer. »Sie können sich nicht entschließen, was sie damit machen wollen.«
    Er erwähnt etwas von wegen Filmedrehen dort, aber Sami überquert bereits die Straße. Er nimmt die Beretta aus seinem Gürtel, löst die Sicherung. Hält sie mit beiden Händen. Er denkt nicht mehr. Logik, Verstand, Vernunft sind alle auf der Brücke geblieben, als er beschloss, seine eigenen Anweisungen fallen zu lassen und Tony Murphy die Geschehnisse diktieren zu lassen. Die Schranke vor dem Eingang zum Parkplatz ist mit einem Vorhängeschloss verriegelt, und in den Buchten für die Krankenwagen wuchert Gestrüpp aus zerbrochenem Asphalt. Vereinzelt liegen Sachen im Unkraut herum. Abfall, zerbrochene Möbel, alte Geräte, ein Plastiknachttopf, in dem sich Regenwasser sammelt.
    Das Krankenhaus aus rotem Backstein ist vier Stockwerke hoch und erscheint deplatziert am Rand der Commons, umgeben von Heide und Parklandschaft. Die Türen sind mit Holz- und Metallplatten verrammelt, mit Stahlriegeln versehen und von einem Maschendrahtzaun umgeben. Die unteren Fenster sind ebenfalls abgedeckt, aber die oberen Fenster sind ungeschützt, und viele sind mit Steinen eingeworfen worden. Verknotete, dreckige Vorhänge bauschen sich von innen.
    Scheinwerfer sind an den Außenwänden angebracht und erleuchten gelbe Warnschilder:
    GEFAHRENSTELLE
Privateigentum
BETRETEN VERBOTEN
    Sami bleibt stehen, und einen Moment lang kann er flüchtig den Schimmer von etwas sehen, einen Schatten vor ihm, der in ein Plätschern von Regentropfen verschwindet. Er horcht. Nichts. Als er zu einem Fenster im zweiten Stock hinaufsieht, bemerkt er den Schein einer Taschenlampe, der über zerbrochenes Glas blitzt und dann verschwindet.
    Eine Stahltür steht offen, zehn Meter zu seiner Rechten. Ein Schild an der Wand besagt: Unfälle & Notfälle – Bitte Haupteingang benutzen . Sami geht hinein, riecht Schimmel und Fäkalien.
    Seine Augen gewöhnen sich an die Dunkelheit. Er will stehen bleiben. Er will weitergehen.
    Durch eine zweite Tür kommt er auf einen breiten Flur. Notfallbeleuchtung mit Niedrigspannung hängt in gleichmäßigen Abständen an den Wänden, spendet gerade genug Licht, um bis zu einem zentralen Treppenaufgang sehen zu können.
    Deckenplatten liegen zerbrochen oder lose herum, von Kabeln durchlöchert, und Wasserpfützen sind getrocknet und haben Flecken auf dem grauen Linoleumboden hinterlassen.
    Es gibt Türen auf beiden Seiten des Korridors und hellere Quadrate in der Wandfarbe, wo einst Bilder hingen. Ausrangierte Rollwagen aus Eisen stehen verlassen und staubbedeckt herum.
    Sami sucht den Schauplatz ab; horcht auf das Tropfen braunen
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