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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Robotham
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Wassers in einen Abfluss.
    Ein Schild gegenüber vom Schwesternzimmer zeigt an, wie man zu den verschiedenen Stationen kommt. Ergotherapie und Krankengymnastik sind im zweiten Stock.
    Sami erreicht die Treppe, die im Dunkeln liegt. Er muss sich den Weg hochtasten, einen Schritt nach dem anderen. Im ersten Stock gibt es noch einen Korridor mit Türen auf jeder Seite. Die Röntgenstation ist geradeaus; ein Streifen Licht leuchtet unter der Tür hervor. Ein Schild besagt: Vorsicht Strahlung.
    Er drückt sie auf, jeden Muskel angespannt. Nadia sitzt auf einem Metallstuhl mit den Händen unter ihren Oberschenkeln, ihre Augen so rot wie Wunden. Die roboterartigen Arme eines Röntgenapparats scheinen sie gefangen zu halten, als sei sie Teil eines schrecklichen Experiments.
    Ihre Augen finden seine; bittend, verängstigt.
    Sami macht alles falsch. Er geht direkt auf sie zu. Zu seiner Linken bewegt sich etwas. Er kann die Beretta gerade halbwegs in die Horizontale bringen, bevor etwas hart auf seinen Arm trifft und die Waffe über den Boden schlittern lässt.
    Vor seinem geistigen Auge dreht er sich um und schwingt seine linke Faust, kämpft um sein Leben, aber er bekommt keine Gelegenheit dazu. Ein zweiter Schlag trifft ihn auf die Brust, und seine Rippen brechen mit einem Knacken. Seine Knie geben nach. Nadia schluchzt.
    Das Gesicht auf dem Boden dreht Sami den Kopf und sieht jemanden neben Nadia stehen. Ihr Haar um seine Faust wickeln. Ihren Kopf herumreißen. Ihr sagen, sie solle still sein. Es ist ein Gesicht, das er wiedererkennt, aber nicht die Person, die er erwartet hat.
    Es ist der Junge aus der Zelle nebenan. Der Kerl, der während Samis letzter Nacht im Knast große Töne spuckte, dass sein Vater ihm die Kaution bezahlen würde und wie er schon am nächsten Abend im Ivy dinieren würde.
    Er schlingt einen Gürtel um Nadias Unterarm. Zieht ihn fest. Er tippt auf das Ende einer Nadel und kneift in die Haut an ihrem Unterarm, sucht eine Vene.
    »Tu das nicht«, ächzt Sami durch zusammengebissene Zähne. »Du erinnerst dich doch an mich.«
    Ray junior hält inne. Das Wiedererkennen kommt mit einem schiefen Lächeln, als teilten sie einen Witz.
    »Na, Teufel aber auch!« Er hebt einen Revolver und kratzt sich damit eine juckende Stelle an der Wange. »Was machst du denn hier?«
    Sami blickt kurz auf Nadia, deren Gesicht eine Geschichte der Verwirrung erzählt.
    »Ich bin hier, um meine Schwester zu holen.«
    Ray junior reißt Nadias Kopf zurück, schaut ihr ins Gesicht und dann wieder zurück zu Sami. Er kann keine Familienähnlichkeit feststellen.
    »Bist du sicher, dass es das richtige Mädchen ist?«
    Sami nickt, holt tief Luft.
    Nadia sieht die Nadel beinahe verliebt an. Ihre Wangen sind eingefallen, und ihre Augen sehen riesig aus. Schwitzend und zitternd vom Entzug will sie einen Schuss.
    »Na, diesen Tag streiche ich mir im Kalender rot an«, sagt Ray junior, zieht sich einen Stuhl heran und setzt sich rücklings darauf. »Warum versuchst du, meinen Vater zu erpressen?«
    »Das tue ich gar nicht. Er hat mich hergeschickt.«
    Ray lässt ein geziertes, kleines Lachen hören, als gäbe es auf der Welt niemanden, der so eine Geschichte glauben würde.
    »Das ist wahr. Er ist irgendwo da draußen.«
    »Du versuchst, ihm Geld aus dem Kreuz zu leiern.«
    Sami schüttelt den Kopf und stemmt seinen Körper hoch.
    Jeder Atemzug entfacht ein Feuer in seinem Brustkorb. Er schließt die Augen und versucht, das Geschehene neu zu schneiden. Stellt sich ein anderes Resultat vor, in dem er keine Schmerzen hat, keine Probleme und in dem er nicht sterben wird. Als er sie wieder öffnet, schaut er Nadia an.
    »Wie geht’s dir, Prinzessin? Ich habe dich überall gesucht.«
    Sie macht den Mund auf. Kann keine Worte finden. Stattdessen fällt sie auf die Knie und schlingt ihre Arme um ihn. Sami kann die Ofenhitze ihrer Wangen spüren, die Feuchtigkeit ihrer Hände. Ihre Pupillen sind wie Stecknadelköpfe.
    »Du hast mir so gefehlt«, flüstert sie.
    »Jetzt bin ich ja hier.«
    Ray junior lässt die Pistole um seinen Finger kreiseln. »Warum hast du die Waffe gestohlen?«
    »Murphy hat es mir befohlen. Er hatte Nadia.«
    »Warum hätte er das tun sollen?«
    »Er musste die Waffe wiederbekommen.«
    Ray junior zwinkert langsam. Seine dünnen Lippen sehen rot gegen die Blässe seines Gesichts aus. Er fängt an, in sanftem, bedeutungsvollem Ton zu sprechen.
    »Erinnerst du dich an die Nacht im Gefängnis? Du hast mich reden lassen. Ich
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