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Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel

Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel

Titel: Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel
Autoren: Tina Caspari
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brüllte, als hätte ihn eine Hornisse gestochen, schien nicht ihn zu meinen. Auch nicht Zottel. Vielmehr richtete sich sein Zorn in die entgegengesetzte Richtung, auf etwas, das sich im Schilf hin und her bewegte.
    Jens! Jetzt erkannte Kuddel den Freund in seinem dunkelblauen Jeansanzug. Anscheinend hatte er sich durchs Schilf an Zottel heranschleichen wollen und nicht gesehen, was das Pony angestellt hatte. Der wütende Mann brach wie ein Auerochse durch das Gestrüpp direkt auf den armen Jens zu, der ihm ahnungslos und mit unschuldigem Lächeln entgegensah. Daß der Mann bei jedem Schritt tiefer im Morast einsank, und Jens so dämlich grinste, machte die Sache offensichtlich noch schlimmer. Jedenfalls tauchte jetzt aus dem Schilf auch noch ein weibliches Wesen auf, das abwechselnd „Polizei!“ und „Bring ihn nicht um! Mach dich nicht unglücklich, Mann!“ kreischte.
    Kuddel in seinem Versteck wurde es mulmig. Sollte er Jens zu Hilfe kommen? Oder erst mal sehen, was weiter geschah, und nötigenfalls aus dem Dorf Hilfe holen? Kuddel entschied sich fürs Abwarten.
    „Wo hast du die Sachen?“ Jetzt hatte der Mann Jens erreicht und packte ihn grob beim Arm. „Na! Raus mit der Sprache! Wo hast du die Tasche?“
    „Welche Tasche? Ich hab keine Tasche!“ verteidigte sich Jens. „Lassen Sie mich los, ich hab Ihnen überhaupt nichts getan!“
    „So? Auch noch lügen, wie? Alles ableugnen! Aber warte nur, die Flausen werden dir schon vergehen. Los, komm mit!“
    „Wohin denn?“
    „Zur Polizei - wohin sonst. Da wirst du schon den Mund aufmachen.“
    Der Mann schob Jens vor sich her auf den Weg und winkte der Frau, ihm zu folgen.
    „Nimm die Sachen mit. Wir gehen ins Dorf.“
    „Alles?“
    „Alles, was noch da ist, klar. Ich muß auf den Burschen hier aufpassen. Und beeil dich.“
    Die Frau bückte sich nach ein paar Kleidungsstücken, dann stemmte sie ein himbeerrotes Gummiboot hoch über ihren Kopf und trabte schwankend wie ein wandernder Fliegenpilz hinter ihrem Mann her. Kuddel in seinem Versteck schaute der Karawane mit offenem Mund nach.
    Warum war er nicht aufgestanden, hinübergelaufen und hatte die ganze Sache aufgeklärt? Zu dumm. Es war immer dasgleiche, sobald jemand brüllte — ob das nun sein Vater war oder der Lehrer — verwandelte sich Kuddel in das berühmte Kaninchen vor der Schlange. Er war einfach nicht in der Lage, sich von der Stelle zu rühren oder ein Wort herauszubringen. Hinterher fiel ihm dann alles ein, was er hätte sagen können. Wenn’s zu spät war!
    Kein Zweifel, er mußte Jens helfen. Polizeiwachtmeister Bode war zwar ein netter Kerl, aber wenn er erst mal richtig wütend wurde, war es aus mit seiner Gutmütigkeit. Kuddel mußte das Mißverständnis aufklären, ehe es zu spät war.
    Zunächst einmal begann er damit, den Inhalt der Campingtasche zusammenzusuchen. Und dann mußte er Zottel finden. Zum Glück war das nicht schwer. Zottel war - nachdem der erste Schreck sich gelegt hatte - umgekehrt, um den über den Weg verstreuten Inhalt der Tasche nach weiteren Leckerbissen abzusuchen. Und so stand er, friedlich über eine Tüte Malzbonbons gebeugt, mitten auf dem Weg, und ließ sich von Kuddel am Halfter nehmen, als hätte er nur auf ihn gewartet.
    Kuddel zog es vor, auf einem Umweg ins Dort zurückzukehren. Seine Mutter hätte sich wundern können, wieso er mit Billes Zottel aus der Kirche kam, es war besser, unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen. Was ihn bei Polizist Bode erwartete, war schlimm genug.
    Als Kuddel den Hof der Polizeiwache betrat, war das Verhör bereits in vollem Gange. Aus dem Fenster drang aufgeregtes Stimmengewirr. Kuddel wurden die Knie weich. Sollte er wirklich . . .? Doch! Er konnte Jens nicht im Stich lassen. Aber wenn er jetzt mit der Tasche auftauchte, würden sie ihn für den Dieb halten! Da half nur eins, er mußte den wahren Dieb präsentieren, sonst würden sie ihm nie glauben!
    Kuddel packte Zottels Halfter fester und zog ihn die drei Stufen zum Büro des Dorfpolizisten hinauf. Leise öffnete er die Tür. Die Vorsicht war unnötig, denn bei dem Lärm drinnen hätte ihn sowieso niemand gehört. Der Mann brüllte immer noch. Die Frau heulte, Jens zeterte dagegen an. und Polizeiwachtmeister Bode versuchte mit der Gewichtigkeit seiner Zweizentnerfigur Ruhe in das Tohuwabohu zu bringen.
    „Meine Armbanduhr!“ jaulte die Frau und verteilte die von Tränen aufgeweichte Wimperntusche gleichmäßig über ihr Gesicht, daß sie aussah, als hätte
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