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Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel

Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel

Titel: Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel
Autoren: Tina Caspari
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Gestalten umringten die Bahre, die sich schwankend vorwärtsbewegte.
    „Ich muß noch mal raus“, sagte Bille in Richtung auf das Nachbarbett, aber die alte Bäuerin schlief bereits.
    Auf dem Flur war kein Mensch zu sehen. Bille lief den Gang hinunter bis zum Fahrstuhl und drückte auf den Knopf. Was sollte sie sagen, wenn jetzt jemand aus dem Fahrstuhl stieg? Sie würde so tun, als sei sie ein wenig auf dem Flur spazierengegangen, um sich die Beine zu vertreten. Und sagen, sie hätte nicht schlafen können.
    Bille hatte Glück, der Fahrstuhl war leer. Schnell schlüpfte sie hinein und drückte auf den Knopf mit dem Buchstaben „K“. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Tür sich schloß.
    Was um Himmels willen, wenn sie jetzt unten auf die Stationsschwester traf? Oder auf den Arzt? Bille kam sich vor, als befände sie sich auf einem aufregenden Dschungel-Abenteuer -ständig in Gefahr, von wilden Tieren entdeckt und angefallen zu werden. Oder als wäre sie mit einer Postkutsche voller Geld im Wilden Westen unterwegs, und hinter jedem Fels konnte eine Meute gieriger Indianer oder Banditen lauern. Der Ausflug begann, ihr ein kribbelndes Vergnügen zu bereiten.
    Wenn sie nun einfach aus dem Krankenhaus ausbrechen würde? Die Nacht in Groß-Willmsdorf bei den Pferden verbringen und am frühen Morgen zurückkehren würde, als sei nichts gewesen? Wäre es Sommer gewesen, sie hätte der Versuchung nicht widerstehen können.
    Der Fahrstuhl hielt mit einem Ruck im Kellergeschoß, die Türen öffneten sich langsam.
    Du liebe Zeit — der Krankentransport! Dort standen die weißbekittelten Gestalten, die sie eben vom Fenster aus beobachtet hatten, eng um die Krankentrage geschart. Wo sollte sie sich verstecken? Was sagen? Vielleicht erkannten sie sie im Halbdunkel gar nicht? Sie schienen sehr mit dem Kranken beschäftigt. Sicher war es etwas Ansteckendes, denn sie trugen alle einen Mundschutz. Und dann die vielen weißen Laken, die bis auf den Boden hingen. Fast gespenstisch!
    Bille trat aus dem Fahrstuhl heraus und drückte sich an der Wand entlang von der Gruppe fort.
    „Da ist sie ja!“ hörte sie einen der Pfleger unter dem Tuch, das sein Gesicht verhüllte, ausrufen. „He, Bille!“
    Bille zuckte zusammen. Erst langsam ging ihr ein Licht auf. „Menschenskind, Simon! Was zum Teufel treibt ihr denn da? Was soll die Maskerade?“
    „Komm her, schnell, eh wir erwischt werden und rausfliegen!“
    „Leise!“ mahnte Daniel. „Trampel nicht so!“
    Bille hätte schwören können, daß sie nicht getrampelt hatte. Es klang auch nicht wie Getrappel von Füßen. Und es kam unter den Tüchern hervor. . .
    Daniel schlug das weiße Laken am Kopfende zurück und gab den Blick auf den vermeintlichen Schwerkranken frei.
    „Zottel!“ schrie Bille.
    „Psssss! !!“ kam es fünfstimmig von allen Seiten. „Bist du verrückt, so zu schreien!“
    „Er wollte dir gern persönlich gratulieren“, sagte Bettina kichernd. „Da haben wir uns das mit der Verkleidung ausgedacht. Die Idee kam uns, als wir nach unserem vorletzten Besuch aus Versehen in den Keller gefahren sind und den Hinterausgang durch den Garten benutzt haben.“
    Bille hing an Zottels Hals und wußte nicht, wo sie ihn zuerst streicheln sollte. Sie fuhr ihm durch die Mähne, klopfte Hals und Rücken, kraulte ihm die Nase und die Ohren und fütterte ihn zwischendurch mit den Zuckerstücken, die der aufmerksame Florian eigens zu diesem Zweck für sie mitgebracht hatte.
    „Mein Liebling, bald bin ich wieder bei dir zu Hause - und dann werden wir herrliche Ausritte machen“, flüsterte sie. „O Kinder, ich kann euch überhaupt nicht sagen, wie glücklich ich bin! Eine tolle Idee von euch!“
    „Wir wußten doch, daß du’s vor Sehnsucht nicht mehr aushältst“, meinte Daniel grinsend. „Und dann haben wir herausgefunden, daß um diese Zeit hier kaum noch Betrieb ist.“
    „Ja, denkste - da kommt einer!“ flüsterte Karlchen und zog seinen Gesichtsschutz noch ein wenig höher. „Licht aus!“
    Simon war mit einem Satz an der Glühbirne, die neben ihnen von der Decke baumelte und löste sie so weit, daß es dunkel wurde.
    „Verdammt, ich hab mir die Finger verbrannt!“ fluchte er leise.
    Die vermummten Gestalten nahmen Bille in die Mitte und wichen bis an die Wand zurück. Zottel stand regungslos, als wüßte er, was auf dem Spiel stand.
    Aus der Küche schlurfte eine der Köchinnen herein und griff nach dem Schalter. Sie murmelte ärgerlich, als es dunkel
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