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Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel

Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel

Titel: Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel
Autoren: Tina Caspari
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Striegel, Kardätschen und Kämme wie ein Regiment zum Appell angetretener Soldaten streng ausgerichtet im Schrank lagen, wischte den Staub von den Namenstafeln über den Boxen; Schwämme, Lappen und Eimer mußten in Reih und Glied antreten, sogar die Lampe wurde noch schnell von einer Schicht toter Fliegen befreit.
    „Kannst du sie sehen? Kommen sie schon?“ fragte Bille nervös. Sie fühlte sich wie vor einer Prüfung.
    „Scheinen noch im Schweinestall zu sein“, murmelte Karlchen und spähte in alle Richtungen.
    „Dann geh ich jetzt in den Fohlenstall.“
    Bille ergriff Besen, Mistgabel und Eimer und stiefelte zur Hintertür, von der aus es in die Sattelkammer und weiter in den geräumigen Stall ging, in dem sich die Absetzer tummelten. Hier war es hell und weitläufig, man fühlte sich wie in einem fröhlichen Kinderzimmer. Auf der linken Seite tobten die vier Hengstfohlen im Kreis herum, die Stutfohlen auf der anderen Seite des Ganges reckten die Köpfe und schauten neugierig herüber.
    „Sindbad!“
    Der hübsche Fuchs mit den gleichmäßig weißen Strümpfen spitzte die Ohren und trabte auf seine Pflegerin zu, als Bille den Laufstall betrat. Übermütig stupste er sie mit dem Kopf an.
    „Nein, nein, mein Sohn, wir können jetzt nicht spielen. Wir bekommen Besuch, da muß ich euch noch ein bißchen schön machen. Wie siehst du bloß wieder aus - voller Spreu und Staub!“
    Bille zupfte dem Hengstfohlen ein paar Strohhalme aus dem struppigen Fell. Fast acht Monate war Sindbad jetzt alt, ihr Flaschenkind, das sie mit so viel Liebe aufgezogen hatte, nachdem Sinfonie, seine Mutter, nicht mehr genug Milch für ihren Sprößling gehabt hatte. Und er hatte sich prächtig entwickelt!
    Jetzt drängte sich auch der drahtige kleine Jacky-Boy heran, übermütig wie ein schwarzes Teufelchen bockte er, bis die anderen zur Seite wichen. Man konnte dem kräftigen Kerlchen kaum noch ansehen, daß er das Sorgenkind dieses Sommers gewesen war. Karlchen, der sich sonst mehr für Motoren als für Pferde interessierte und lediglich wegen der willkommenen Aufbesserung seines Taschengelds im Stall arbeitete, hatte sich vom Tag der Geburt an in den kleinen Strolch verliebt und ihn hingebungsvoll gepflegt. Und die gute und reichliche Nahrung, die seine Mutter Jacaranda ihm verabreichte, hatte ihn den Vorsprung der übrigen Fohlen bald einholen lassen.
    Bille liebte es, bei den Fohlen im Laufstall zu sein, sich ihre Zukunft auszumalen, ihre künftigen Siege auf den großen Turnieren. Aber jetzt war keine Zeit für Träumereien. Auch die Kinderstube sollte blitzblank aussehen, wenn der hohe Gast sie besichtigte.
    Nach einer halben Stunde kehrte sie - zufrieden mit ihrer Arbeit - zu Karlchen zurück.
    „Na? Waren sie schon da?“
    „Ach was, sie sind erst raus auf die Felder gegangen.“
    „Auf die Felder? Der nimmt’s aber genau . . . was gibt’s denn da um diese Zeit noch zu sehen?“
    „Keine Ahnung. Da kommt Hubert, vielleicht weiß der was.“ Hubert, Karlchens großer Bruder und Pferdepfleger bei Herrn Tiedjen, dem berühmten Springreiter, dem das Gut Groß-Willmsdorf gehörte, kam von der Reithalle herüber.
    „Der Chef ist mit Nathan noch raus auf die Springbahn. Danach will er mit Black Arrow arbeiten. Kannst du ihn schon mal fertigmachen?“
    „Klar, mach ich. Sag mal, weißt du, wer der Typ ist, der hier mit Lohmeier auf dem Hof herumspaziert?“
    „Der so gescheit daherredet? Keine Ahnung.“
    Hubert öffnete die Futterkiste und begann, das Kraftfutter für das Abendbrot der „Schwerarbeiter“, wie er Herrn Tiedjens Turnierpferde nannte, zu mischen. Bille trat zu Black Arrow in die Box, wischte dem schönen Rappen mit einem weichen Tuch über den Rücken und legte den Sattel auf.
    „Was hat er denn gesagt?“ rief sie zu Hubert hinüber.
    „Na der Fremde
    „Was weiß ich ... so kluge Schnacks eben . . . von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, und. . . und über die Schweine - Versuche, die sie gemacht haben - wie intelligent ein Schwein ist, und ob Kühe bei Musik mehr Milch geben und so . . .“
    „Also doch ein Professor oder so was Ähnliches. Ein Wissenschaftler jedenfalls. Vielleicht so einer, der das Verhaken der Tiere studiert“, meinte Bille.
    „Und über die Intelligenz der Pferde und ihrer Reiter hat er nichts gesagt?“ stichelte Karlchen.
    „Hab ich nichts von gehört“, nuschelte Hubert, den der unbekannte Gast nicht sonderlich interessierte. „Vielleicht beschäftigt er sich nur
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