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Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Titel: Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick
Autoren: Tina Caspari
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zu toben anfangen würde. Aber es ging alles glatt, und bald darauf hielten sie in Groß-Willmsdorf vor dem Pferdestall.
    Petersen hatte für Zottel schon eine Box bereitgemacht. Zottel stieg bedächtig und voller Würde aus dem Transporter. Hatte Herr Tiedjen ihm ungewollt ein Zeichen gegeben oder hatte er nur das Gefühl, er müsse sich bedanken? Jedenfalls ließ Zottel sich auf die Knie nieder und senkte zweimal den Kopf. Bei den Groß-Willmsdorfern erntete er damit seinen ersten großen Lacherfolg. Petersen, Hubert, Karlchen und Bille klatschten Beifall, und Zottel erhob sich stolz und schritt auf den Stall zu, wo er Eßbares vermutete.
    Petersen betrachtete kopfschüttelnd das Innere des Transporters — oder vielmehr das, was davon übrig war.
    „Kann Pferden eigentlich auch schlecht werden?“ fragte Bille besorgt.
    „Dem sicher nicht. Wie ich sehe, ist das ein Profi auf diesem Gebiet. Der verdaut auch rostige Nägel und Schuhsohlen.“
    „Heute bekommt er jedenfalls nichts mehr“, sagte Herr Tiedjen bestimmt.
    Zottel mußte das geahnt haben. Er war ohne Aufenthalt die lange Stallgasse hinuntergeschritten, bis zum anderen Ende, wo sich die Futterkisten befanden. Jetzt steckte er mit der Nase tief im Hafer und ließ es sich schmecken.
    „Prost Mahlzeit!“ knurrte Petersen, als er mit Bille den Stall betrat. „Den darfst du keinen Augenblick allein lassen!“
    Bille nahm Zottel sanft am Halfter und zog ihn mit sich fort.
    „Komm, mein Junge, für heute reicht’s. Sonst kriegst du noch Bauchweh.“
    Zottel schüttelte heftig den Kopf, aber es half ihm nichts — Bille führte ihn in die helle, geräumige Box in einem Seitenflügel des Stalles.
    „Na, was sagst du, ist das nicht prächtig? Unser Fürstenzimmer, mein Lieber, darauf kannst du dir was einbilden! Hell, sauber, trocken, warm, gut gelüftet — morgens scheint dir die Sonne auf die Nase und oben in der Ecke läuft rund um die Uhr unser Fernsehprogramm: das Schwalbennest. Im Moment ein bißchen langweilig, sie brüten noch. Aber wenn die Kleinen erst mal ausgeschlüpft sind, dann kannst du hier was erleben!“
    Zottel war sofort zur Krippe gegangen, mußte aber feststellen, daß nichts darin war. Zur Prüfung leckte er sie noch einmal gründlich aus. Dann begann er, sein neues Heim zu studieren.
    „Es gefällt ihm“, sagte Bille glücklich. „Ob ich ihn jetzt gleich mal putze?“
    Petersen klopfte Zottel den Hals. Dicke Staubwolken stiegen auf. Karlchen markierte einen Hustenanfall und floh.
    „Na, ich würde sagen: heb dir das für morgen auf“, sagte Petersen. „Heute wirst du doch nicht mehr damit fertig. Geh lieber jetzt nach Hause, sonst gibt’s gleich am ersten Tag Ärger mit deiner Mutter. Und das wollen wir doch nicht, oder?“
    „Also schön.“ Bille seufzte tief. Es fiel ihr schwer, sich jetzt schon von Zottel zu trennen. Sie legte ihm die Arme um den Hals und rückte ihr Gesicht gegen das struppige, verschmutzte Fell.
    „Schlaf gut, mein Liebling“, flüsterte sie, „morgen früh bin ich wieder bei dir. Und ich bring dir auch was Schönes mit. Wir werden ein wunderbares Leben miteinander haben.“
    Sie konnte nicht sehen, daß Hubert zu Petersen getreten war und die beiden sich grinsend anstießen.
    „Dein Wort in Gottes Ohr, Mädchen“, brummte Petersen. „Ich glaube viel eher, daß du noch dein blaues Wunder mit dem da erleben wirst.“
    „Was unsere Bille ist, die fährt ihn noch im Puppenwagen auf dem Hof spazieren“, stichelte Karlchen.
    „Hör nicht auf sie, Zottel, die sind nur eifersüchtig. Denen werden wir’s schon zeigen!“
    Herr Tiedjen kam in den Stall, und Karlchen ergriff den Besen und begann eifrig, die Stallgasse zu säubern.
    „Bille? Gut, daß du noch da bist. Schau mal — hier habe ich einen Sattel und Zaumzeug für deinen Schützling gefunden. Nicht gerade neu, es stammt von einem Halb-Pony, das wir früher einmal hier hatten. Aber fürs erste wird es genügen. Und jetzt mach, daß du nach Hause kommst.“
    Als die Kirchturmuhr elf schlug und Billes Mutter ihre Nachttischlampe ausknipste, in dem beruhigenden Bewußtsein, ihre Tochter fest schlafend in ihrem Bett zu wissen, saß Bille auf dem
    Fußboden ihres Zimmers inmitten von Tuben und Schachteln mit allen möglichen Cremes und Pasten zur Pflege von Leder und Metall, und putzte und polierte, bis Sattel und Zaumzeug aussahen, als kämen sie eben aus dem Laden.

Die erste Lektion

    Das Putzen war eine harte Geduldsprobe für beide. Zum
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