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Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Titel: Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick
Autoren: Tina Caspari
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an den Tisch.
    Es war schwer, sich in so einem Augenblick auf einen Hausaufsatz zu konzentrieren. Aber es mußte sein!
    Sie hatte gerade den ersten Satz geschrieben, da hörte sie Mutschs Stimme auf dem Flur.
    „Also schön, Herr Tiedjen, aber wie gesagt: nur zur Probe! Eigentlich bin ich ja gar nicht dafür, und Sie werden mich auch nicht so leicht überzeugen können . . .“
    „Ich hole Bille gegen fünf Uhr ab, wenn es Ihnen recht ist.“
    „Ist gut, ich sag es ihr. Auf Wiedersehen, Herr Tiedjen.“
    „Auf Wiedersehen, Frau Abromeit. Und —vielen Dank.“
    Bille beugte sich schnell über ihr Heft und schrieb eifrig. Mutsch kam in die Küche und stellte sich ans Fenster. Eine
    Weile sah es so aus, als sei sie ganz in den Anblick ihrer Johannisbeersträucher versunken und rechnete in Gedanken aus. wieviel Gläser Gelee sie dieses Jahr kochen könne, aber dann sagte sic unvermittelt: „Da habt ihr mir ja was Schönes eingebrockt: Also meinetwegen darfst du das Pferd pflegen, solange die Schule nicht darunter leidet.“
    Sie schaute über die Schulter zu Bille hinüber.
    „War eine gute Übung für Selbstdisziplin und Zuverlässigkeit hat er gesagt. Na ja. wir werden ja sehen. Jedenfalls: im Prinzip bin ich dagegen.“
    Bille wäre ihr am liebsten stürmisch um den Hals gefallen, aber sie wußte, daß Mutsch allzu heftige Liebesbezeugungen nicht mochte.
    So stand sie langsam auf, ging zu ihr hinüber und lehnte ihren Kopf an ihre Schulter.
    „Danke, Mamutschka“, sagte Bille leise, „ich bin sehr, sehr froh, weißt du . . .“ Und nach einer Weile fügte sie hinzu: „Ein bißchen habe ich natürlich auch Angst - ob ich es schaffe.“
    „Du?“ sagte Mutsch fast entrüstet. „Aber klar! Wärst doch sonst nicht meine Tochter!“

    Pünktlich um fünf Uhr hielt Herr Tiedjen vor dem Haus. Bille war gerade mit den Hausaufgaben fertig geworden. Der Aufsatz war gewiß nicht einer ihrer besten, aber dafür sollte der nächste absolut Spitze werden, nahm sich Bille vor.
    Herr Tiedjen hielt ihr die Tür auf, sie schlüpfte auf den Beifahrersitz, vor Aufregung brachte sie kein Wort hervor. Durchs Ladenfenster sah sie Mutsch winken, Herr Tiedjen winkte zurück und drückte kurz auf die Hupe, dann brauste er mit Bille davon.
    Das Verdeck des Wagens war offen. Der Wind pfiff ihnen um die Ohren und der Anhänger hüpfte und klapperte auf der Chaussee, daß es unmöglich war, sich dabei zu unterhalten. Bille war froh darüber, sie hätte nicht gewußt, was sie sagen sollte. Zu unwirklich kam ihr vor, was sie an diesem Tag alles erlebt hatte und noch erleben sollte.
    Bis Neukirchen brauchten sie kaum zwanzig Minuten. Fast genausolange dauerte es, bis sie sich zum örtlichen Tierschutzverein durchgefragt hatten, niemand schien den Lupinenweg zu kennen.
    Schließlich hielten sie vor einem roten, flachen Backsteingebäude, einer Mischung zwischen Baracke und Bungalow, an dessen Tür ein Schild mit der Aufschrift „Verein gegen den Mißbrauch der Tiere“ hing.
    „Na endlich!“ stöhnte Herr Tiedjen. „Ich habe schon geglaubt, den Verein gäbe es gar nicht.“
    „Seh’n Sie doch mal, da!“
    Bille hatte es kaum ausgesprochen, da sprang sie schon aus dem Auto und rannte zum Fahrradschuppen hinüber. Das mußte es sein: rotgesprenkelt wie das verrostete Dach des Schuppens und mit dem zottigsten Fell, das Bille je bei einem Pferd gesehen hatte. Ein buschiger, zerzauster Schweif hing bis zur Erde hinunter, und die Mähne war so dicht, daß Bille an einen ungarischen Hirtenhund erinnert wurde, den sie einmal gesehen hatte.
    Herr Tiedjen mußte den gleichen Gedanken gehabt haben. „Um Himmels willen, wo haben sie dich denn losgelassen. Bei dir kann man wohl auch sagen: wo’s wedelt, ist hinten, wie?“

    Bille war nahe an das Zirkuspferd herangetreten und streichelte ihm Kopf und Hals. Ihr neuer Schützling verlor nicht viel Zeit mit der Bekanntmachung, er schnupperte einmal kurz an Bille hinauf und hinunter, dann hatte er das Gesuchte gefunden. Mit erstaunlicher Schnelligkeit zog er mit den Lippen eine Tüte aus Billes Jackentasche, legte sie auf die Erde zwischen seine Vorderhufe, ergriff mit dem Maul den unteren Zipfel der Tüte und schüttelte, bis alle Zuckerstücke, die Bille vorsorglich für die Fahrt mitgenommen hatte, herausgefallen waren. Zur Prüfung schwenkte er die Tüte noch einmal hin und her, bevor er sie zur Seite fallen ließ, dann machte er sich zufrieden über den Inhalt her.
    „Aha.“ Herr Tiedjen
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