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Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Titel: Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick
Autoren: Tina Caspari
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ein hervorragendes Springpferd. Trotzdem hatte sie wenig Erfolg gehabt, denn ihre Nervosität bei zu laut klatschendem Publikum oder ungewohnten Geräuschen ließ sie immer wieder Hindernisse verweigern oder unkonzentriert springen. Nun wollte Herr Tiedjen versuchen, ob die Mutterfreuden sie ruhiger machen würden.
    Bille wußte alles über die Pferde in Groß-Willmsdorf. Der alte Petersen beantwortete bereitwillig all ihre Fragen, und zu Hause waren die schrägen Wände ihres Dachzimmers tapeziert mit Fotos und Zeitungsartikeln, die von Herrn Tiedjen und seinen Erfolgen berichteten.
    Jetzt wurde es aber höchste Zeit, nach Hause zu fahren.
    „Tschüs, meine Schönen, macht’s gut!“
    Bille schob das Rad zurück auf den Weg und stieg auf. Die Stuten begleiteten sie ein Stück am Koppelzaun entlang und wandten sich dann wieder dem Gras zu.
    Bille richtete sich hoch auf und trat mit aller Kraft in die Pedale. Mit leicht vorgeneigtem Kopf und halb geschlossenen Augen, die Haltung eines Springreiters nachahmend träumte sie, sie flöge auf Donaus Rücken über die Hindernisse. Hier, der Wassergraben - weit hinüber - das Publikum klatscht -jetzt die Mauer — geschafft! Scharf angaloppieren, um vor dem nächsten Sprung noch ein wenig Zeit herauszuholen, ein zwei Sekunden schneller sein, als die anderen!
    Sie war inzwischen wieder auf der Straße, die blonde Mähne flog im Wind wie eine Fahne. Bille befand sich gerade im zweiten Stechen mit einem fehlerlosen Ritt auf dem Wege zum Sieg. Ein letzter Sprung noch . . .
    Schrilles Reifenquietschen riß sie aus ihren Träumen. Bille warf sich mit dem Rad zur Seite und landete in hohem Bogen im Straßengraben. Das linke Knie schmerzte heftig und in dem schönen neuen Sommerrock klaffte ein riesiges Loch. Blut tropfte am Bein hinunter und färbte die weißen Sandalen rot. Bille versuchte sich aufzurappeln. Über ihr erschien das entsetzte Gesicht von Herrn Tiedjen.
    „Um Gottes willen, Mädchen, was machst du denn für Sachen! Laß mal sehen, kannst du noch auftreten?“
    Herr Tiedjen war käseweiß im Gesicht und untersuchte vorsichtig Billes Bein.
    „Komm, stütz dich auf mich, ich bring dich zum Arzt.“
    Er führte sie zum Wagen und hob sie auf den Sitz. Dann packte er das verbogene Fahrrad in den Kofferraum.
    „Bist du nicht die Jüngste von Frau Abromeit? Die so viel bei uns im Pferdestall herumhockt?“
    Bille nickte stumm, der Schreck saß ihr noch in allen Gliedern.
    „Wie heißt du mit Vornamen?“
    „Sibylle — aber alle nennen mich Bille.“
    „Und wie alt bist du, Bille?“
    „Zwölf. Aber ich werde bald dreizehn.“
    Das Knie brannte scheußlich. Trotzdem genoß Bille es, in so einem tollen Wagen dahinzuflitzen — neben ihrem heimlichen Idol. Sie hätte so gerne mit ihm über ihre Zukunftsträume und Pläne geredet, aber vorerst brachte sie kein Wort heraus.
    Die Fahrt war viel zu schnell vorbei. Herr Tiedjen hob Bille aus dem Auto und trug sie zum Haus des Arztes.
    Zwanzig Minuten später standen sie wieder auf der Straße, Bille mit einem dicken Verband um das Knie.
    „Na, was hältst du von einer Limonade oder einem Eisbecher auf den Schreck hin, hm?“
    „Au ja!“ sagte Bille strahlend. Als sie in der Konditorei saßen und Bille sich hingebungsvoll über einen riesigen Eisbecher mit Früchten hermachte, kam Herr Tiedjen wieder auf den Unfall zurück.
    „Nun sag mir bloß einmal Mädchen, wo du deine Gedanken gehabt hast, als du da so die Straße entlanggeschossen bist. Du kamst mir ja wie eine Rakete entgegen!“
    „Ich — ich habe geträumt. Ich meine . . .“, Bille mußte allen Mut zusammennehmen, „ich habe mir vorgestellt ich sei auf einem Turnier und würde Donau reiten. Und gerade als ich im Stechen das letzte Hindernis vor mir hatte - alle anderen hatte ich fehlerlos geschafft — da . .
    „Moment mal. Du träumst du reitest, wenn du Fahrrad fährst?“ Herr Tiedjen lachte.
    Bille lief rot an. Wie konnte er darüber lachen?!
    „Was soll ich denn machen, wenn ich keine Möglichkeit habe zu reiten?“ sagte sie empört. „Sie haben gut Lachen, sie haben jede Menge Pferde und reisen von Turnier zu Turnier! Aber ich? Von meinem Taschengeld kann ich mir nicht mal eine Reitstunde im Monat leisten. Außerdem ist Mutsch dagegen. Sie meint, Reiten sei nur was für reiche Leute.“
    Herr Tiedjen sah Bille lange prüfend an. In ihrem Gesicht lag soviel Sehnsucht und Enttäuschung, aber auch Entschlossenheit und Leidenschaft, daß er
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