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Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Titel: Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick
Autoren: Tina Caspari
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konnte sich kaum das Lachen verbeißen.
    Bille warf ihm einen mißbilligenden Blick zu.
    „Da siehst du, was dich erwartet“, sagte Herr Tiedjen. „Man nimmt nicht ungestraft ein Zirkuspferd in Pflege. Mir dämmert so was, warum der Kerl nicht halb so verhungert ist, wie die anderen Tiere, von denen Dörfler sprach. Er weiß sich zu helfen.“
    Bille fuhr dem Buntgesprenkelten mit beiden Händen durch die wollige Mähne.
    „Hast du solchen Hunger, mein Armer!“
    „Das ist eigentlich nicht gut möglich. Er hat gerade eine große Portion Hafer und zwei Dutzend gelbe Rüben verdrückt. Herr Tiedjen? Darf ich mich vorstellen: Müller, ich bin der Geschäftsführer des Vereins, wir haben heute schon miteinander telefoniert.“
    Sie hatten das Erscheinen des zierlichen Herrn Müller gar nicht bemerkt.
    Er gab erst Herrn Tiedjen, dann Bille die Hand, ohne die Augen von dem Pferd nehmen zu können.
    „Unbegreiflich. Wo läßt er das nur alles?“
    „Das sagt meine Mutter auch immer zu mir. Siehst du, mein Lieber, wir sind uns wenigstens ähnlich!“ sagte Bille zufrieden, und das Pferd hob für einen Augenblick den Kopf und schnaubte ihr zärtlich ins Ohr.
    „Liebe auf den ersten Blick, wie ich sehe. Ich glaube, wir sind hier überflüssig, Herr Müller. Gehen wir doch in ihr Büro und erledigen die nötigen Formalitäten.“
    Herr Tiedjen ging zum Haus hinüber, gefolgt von dem eifrigen Herrn Müller, der immer wieder zurückschaute, als könne er seinen Augen nicht trauen.
    „Ach, Herr Müller!“ rief Bille ihm nach, als er gerade die Tür hinter sich schließen wollte.
    „Ja bitte?“
    „Sagen Sie —wie heißt er eigentlich?“
    „Keine Ahnung - das hat man uns nicht gesagt. Vielleicht hat er gar keinen Namen.“
    „Das ist gut. Danke schön!“
    Herr Müller schloß bedächtig die Türe hinter sich, als hätte er Angst, sie durch eine zu heftige Bewegung zu beschädigen. Bille war mit ihrem neuen Freund allein.
    „Wie wollen wir dich denn nennen, mein Zotteltier, hm?“ Sie hatte keinen Augenblick aufgehört, ihm die Mähne zu kraulen, ihre Hände begannen, sich mit einer graubraunen, klebrigen Schicht zu überziehen, die sich zu kleinen schwarzen Röllchen formte, sobald sie die Finger aneinanderrieb.
    „He, du färbst ab! Also, als erstes werden wir dich mal gründlich reinigen, scheint mir. Vielleicht kommt darunter noch ein Schimmel zum Vorschein. Dann werde ich dir die Mähne und den Schweif ein bißchen stutzen. Und eine Maniküre könnte auch nicht schaden, wie?“
    Bille strich prüfend über Kruppe und Bauch.
    „Allzu verhungert siehst du wirklich nicht aus. Wie hast du das bloß gemacht? Und ein Fell“, Bille betrachtete belustigt die rostroten Flecken, „als ob du eine Malerleiter umgerissen hättest, auf der ein Topf mit roter Farbe stand! Zuzutrauen wär dir das.“ Das Pferd hatte das letzte Stückchen Zucker vertilgt und war dazu übergegangen, Bille eingehend zu beschnuppern. Offensichtlich gefiel ihm seine neue Pflegerin und deren Zärtlichkeit.
    „So, wir können starten.“
    Herr Tiedjen trat aus dem Haus und ging zum Wagen hinüber, um die Klappe des Anhängers hinunterzulassen.
    „Bring ihn her. Woll’n mal sehen, ob er ohne Protest in unsere Luxuskarosse steigt.“
    Bille löste die an den Fahrradständern befestigte Halfterkette und führte das willig folgende Pferd zum Wagen. Sie hatte ein wenig Herzklopfen, ob ihr Schützling vor dem schmalen Transportanhänger nicht scheuen und vielleicht ausbrechen würde. „Komm, mein Zottelchen, schön brav . .
    „Zottel.'' Da hast du einen hübschen Namen für ihn gefunden, ich könnte mir keinen besseren vorstellen.“
    „Eigentlich wollte ich — aber warum nicht? Bleiben wir bei Zottel, mein Kleiner, wie gefällt dir das?“
    Zottel beschnupperte neugierig den Eingang zum Transporter — dann sprang er ohne weitere Aufforderung mit einem kühnen Satz hinein und begann unverzüglich damit, die schützende Polsterung zu verzehren.
    „Ich glaube, der braucht einen Maulkorb!“ Herr Tiedjen schüttelte den Kopf. „Laß uns bloß schnell losfahren, ehe er mit dem Dach fertig ist und beginnt, die Wände runterzuknabbern.“
    Diesmal fuhr Herr Tiedjen so vorsichtig, als hätte er eine Ladung hauchdünner Glaswaren zu transportieren. Und Bille bekam einen steifen Hals vom vielen Nach-hinten-Schauen, aus lauter Angst, daß der Anhänger mit ihrem Liebling sich zu stark in die Kurven legen könnte oder Zottel aus unerfindlichen Gründen
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