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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Martin Mucha
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ein Mädchen. So einfach war
das damals, für Mädchen war kein Platz in der Welt der Schokolade. Ich würde
nie in das Buch schreiben dürfen, kein Rezept von mir würde je Aufnahme finden,
ich würde nie auf einem kleinen Markt in Nigeria eine neue Sorte entdecken.«
    »Das
hat Sie verbittert?«
    »Nein.
Es hat mich angespornt. Was meinen Sie, warum ich so erfolgreich war?
Allerdings wurde mir über die Jahre auch bewusst, dass alles, was ich wirklich
wollte, mit unserer Firma zu tun hatte.«
    »Und
als dann Ftacek mit Duvenbeck verhandelte, hielten Sie den Zeitpunkt für
gekommen.«
    »So war
es. Sehen Sie, Pierre war ein beeindruckender Mann. Es dauerte nicht lange und
wir hatten ein Verhältnis miteinander. Vor ein paar Monaten, in einem schwachen
Moment, erzählte er mir von seinem Plan, in die Schokolade einzusteigen. Von da
an blieb ich wachsam.«
    »Wie
kamen Sie an Gütkens?«
    »Das
war eigentlich gar nicht geplant. Wir sind uns einfach über den Weg gelaufen,
vor ein paar Jahren schon, als mein Mann anfing, mit Pierre Geschäfte zu
machen.«
    »Als
Sie durch den Ehemann mit Duvenbeck ins Geschäft kamen, meinen Sie wohl.«
    »Vielleicht.
Kann sein.« Anne lächelte. »Auf jeden Fall blieben Klaus und ich in Kontakt,
mir war sofort klar geworden, dass so ein Sohn ein nützliches Werkzeug sein
könnte.« Dass ihr menschliches Werkzeug nur zwei Meter entfernt stand und alles
hören konnte, war ihr völlig gleichgültig. »Als mir Pierre von dem geplanten
Wochenende erzählte, war mir sofort klar, dass ich einen besseren Zeitpunkt
nicht finden könnte. So viele Leute im Haus, so viele Verdächtige und zu allem
Überfluss auch noch das Buch zum Greifen nahe.«
    »Sie
haben sich in die Bibliothek geschlichen, Duvenbeck nahm an, zu einem
Schäferstündchen, und in einem Moment der Unachtsamkeit – denn Männer tendieren
nun einmal dazu, unachtsam zu werden, wenn schöne Frauen ihnen die Hosen öffnen
– haben Sie den Elektroschocker rausgeholt.«
    »Woher
wissen Sie, dass sein Hosentürl offen war?«
    »Weil
ich die Leiche gefunden habe. Da ist mir das natürlich aufgefallen, kein Mann
würde jemals seine Hose falsch verschließen. Der Täter musste also eine Täterin
sein. Da sie wusste, dass er eine Herzoperation gehabt hatte, musste sie ihn
gut kennen. Da kamen eigentlich nur mehr Sie für mich infrage.«
    »Das
ist aber schön. Also waren Sie es, der die Tür von innen verschlossen hat?«
    »Ja.«
    »Warum?
Sagen Sie nicht, wegen Laura.«
    »Genau.«
    Wieder
lachte Anne. »Arno, wissen Sie, dass Sie verrückt sind?«
    »Frag
ihn das lieber nicht«, platzte in dem Moment Laura heraus. Ich konnte genau
sehen, dass ihre Augen lachten. Sie hatte etwas vor.
    »Warum
denn nicht, meine Liebe?«
    »Weil
ich ihn das auch schon gefragt habe, und die Antwort willst du sicher nicht
hören.«
    »So,
will ich nicht? Ich denke, ich will sehr wohl.«
    »Ich
habe dich gewarnt, Anne«, meinte Laura.
    »Also?«,
fragte mich Anne.
    »Gut,
um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich weiß, dass ich verrückt bin, allerdings
scheint es unmöglich zu sein, verrückt zu sein und es gleichzeitig zu wissen.
Entweder man ist verrückt oder man glaubt es zu sein, ist es aber nicht. Denn
hätte ich erkannt, dass ich verrückt bin, hätte ich ja schon den Wahn
durchbrochen. Denn Verrücktheit manifestiert sich doch nur in Taten, die für
die Außenstehenden sinnlos sind, für den, der sie begeht, aber vollständig sinnvoll
scheinen. Nun ist es unmöglich, eine Tat zu begehen, von der man zugleich
sicher ist, dass sie sinnvoll und unsinnig zugleich ist. Das Argument geht
zurück auf den ontologischen Gottesbeweis von Anselm von Canterbury in seinem
Proslogion, in dem der Gelehrte …«
    »Genug,
das reicht!«, unterbrach mich Anne streng. »Sie haben meine Frage ausreichend beantwortet.«
    »Sehen
Sie, ich bin also nicht verrückt.«
    »So
habe ich das nicht gemeint.«
    Lauras
kleiner Schmäh hatte uns gut fünf Minuten gebracht. Das scheint nicht viel,
aber wenn man auf dem Schafott liegt und das Fallbeil schon in der Morgensonne
glänzen sieht, dann können fünf Minuten eine Ewigkeit sein.
    »Sei
dem, wie es sei. Warum haben Sie das Buch nicht gleich mitgenommen, als
Duvenbeck noch warm auf seinem Stuhl gesessen ist?«
    »Arno,
so ein dumme Frage«, meinte Laura.
    »Ja?«
    »Ja!
Warum sollte Anne das Buch mitnehmen, das hätte doch nur eine mögliche Spur auf
ihr Motiv bedeutet. Da sonst niemand etwas von dem Buch wusste, konnte sie
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