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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Martin Mucha
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das war mir egal. Man kann Todesangst sehen, und
Gunzmar hatte sie in den Augen. Ich habe noch nie einen Menschen so schreien
gehört, obwohl er vollkommen stumm blieb.
    »Steh
auf«, sagte ich noch einmal und drückte den Lauf der Waffe gegen Gunzmars
Gaumen.
    Er
nickte, und als ich von ihm aufstand, tat er es mir gleich. Natürlich hatte er
mittlerweile keinen Lauf mehr im Mund. Laura trat zu ihm und fesselte seine
Hände mit einer Strumpfhose. Ich blickte fragend.
    »Hab’
immer eine zweite dabei. Scheiß Laufmaschen.«
    »Für so
was hast du sie aber noch nie gebraucht, oder?«
    »Fesseln
kann schon auch ein bisschen Spaß machen«, meinte sie grinsend.
    Danach
bückte sie sich und hob das Buch auf. Wir standen vor den Türen.
    »412
oder 414?«, fragte Laura.
    »412«,
sagte Gunzmar, wobei sich seine Zunge Artikulationsversuchen widersetzen zu
wollen schien. Vielleicht war sie ein wenig geschwollen, so genau kann ich das
nicht sagen, ich hatte noch nie einen Lauf im Mund.
    »Gibt’s
ein Zeichen?«, fragte ich.
    »Mir
san auf kaner Kinderjausn!«, explanierte Gunzmar.
    »Gut.«
    Ich
klopfte. Von drinnen kam jemand und ich hob die Waffe. Anne schaute uns recht
verwundert an.
    »Kommen
Sie doch rein«, forderte sie uns auf und trat einen Schritt von der Tür zurück.
Der Kontrast zwischen der Situation und ihrem klaren, distinguierten Tonfall
wirkte grotesk.
    Ich
schob Gunzmar durch die Tür, Laura folgte mit dem Buch. Jetzt hatten wir eine
Knarre und das Buch. Alles sprach für uns.
    IV
    Kaum waren wir eingetreten,
drückte ich die Tür ins Schloss und stellte sicher, dass wir keine unliebsamen
Überraschungen erleben würden, so wie Gunzmar zuvor mit uns.
    Annes
Raum war zwar mehr als nur ein Zimmer, aber Suite war es keine. Es gab ein
großes Bett mit buntgemusterter Tagesdecke, zwei Fenster, eine blassgrüne
Sitzgruppe, einen Ebenholzschrank und zwei Türen. Die eine in den Vorraum,
durch den wir gerade eingetreten waren, die zweite wahrscheinlich in ein
Badezimmer. Ich öffnete die Tür und linste hinein. Es war tatsächlich ein
Badezimmer und niemand drinnen. Fein.
    Anne
setzte sich auf einen gepolsterten Sessel, Gunzmar stellte sich hinter sie.
Laura und ich nahmen auf der Couch Platz. Sie hielt das Buch, ich die Knarre.
    »Sie
werden doch niemanden erschießen wollen, Herr Linder?«, fragte mich Anne
distanziert, nachdem sie sich eine Zigarette angesteckt hatte.
    »Eigentlich
nicht.«
    »Dann
passen Sie bloß auf, dass Sie keinen Krampf kriegen.«
    »Wird
schon klappen.«
    Anne
inhalierte tief, blies den Rauch aus und aschte in einen großen
Kristallaschenbecher, der auf der Glasplatte des Couchtisches stand. Daneben
lagen ein paar Magazine, so wie sie im Wartezimmer eines Arztes zu finden sind.
    »Wir
haben das Buch, und ihr habt Goldzung und Gütkens«, begann Laura. »Glaubst du,
dass wir zu einer Einigung kommen können?«
    »Vielleicht.
Darf ich etwas zu trinken anbieten?«, fragte sie haargenau so, wie sie zu Hause
Gäste gefragt hätte.
    »Gern.«
    »Sei so
gut, mix uns ein paar Drinks, ja?«, wandte Anne den Kopf nach hinten, wo
Gunzmar stand.
    »Sicher«,
sagte der und ging zu einer Minibar, die ich vorhin übersehen hatte. Ich
beobachtete ihn genau, man kann nie wissen, was Leute so in ihrer Bar haben.
Doch in dieser befanden sich wirklich nur Feuerwasser, Eis, Gläser und ein paar
Flaschen Ginger Ale.
    Gunzmar
stellte vier Gläser auf ein Silbertablett, goss in jedes zwei Fingerbreit
Bourbon, ließ in jedes zwei Eiswürfel hineinfallen und füllte dann mit Ginger
Ale auf. Neun Uhr früh und Highballs sind eine feine Sache, vor allem in so
einer Situation. Flüssigen Mut kann man da immer brauchen. Chirurgen können ein
Lied davon singen. Was man so hört, haben die noch höhere Alkoholikerraten als
die Braumeister.
    Gunzmar
kam mit dem Tablett zurück an den Tisch, warf geschickt vier Untersetzer auf
die Glasplatte und stellte die Drinks darauf. Einen gab er Anne, die
zurückgelehnt mit übereinandergeschlagenen Beinen dasaß, als hätten wir gerade
über das Wetter geplaudert. Gunzmar setzte sich ungezwungen auf die Lehne ihres
Polstersessels. Sie nahm das Glas, schwenkte es, sodass die Eiswürfel klirrten,
und nahm einen Schluck. Ich hätte lieber einen Tee gehabt, aber was soll man
machen? Nachdem jeder getrunken hatte, herrschte weiterhin vollkommenes
Schweigen.
    »Wenn
ich euch Goldzung und Gütkens gebe, bekomme ich dann das Buch?«, unterbrach es
Anne.
    »Wenn
sie unverletzt sind, dann
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