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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Martin Mucha
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mit dir?«, fragte ich unbedarft in den Raum hinein.
    »Ich
kann mein Kleid nicht finden.«
    Sie
klang ein wenig aufgeregt. In ihrer dunklen Stimme schwang ein leiser Unterton
von Nervosität mit, die sich bereit machte, zur Panik anzuwachsen. Verdammt
dazu, ein Mann zu sein, überhörte ich den Unterton in ihrer Stimme und meinte:
»Da liegen ja eh ein Haufen rum. Sind alle hübsch …«
    Und
schon brach das Unwetter über mich herein. Geduldig ließ ich ihre Tiraden über
mich ergehen. Es hat unbestreitbar auch seine Vorteile, ein Mann zu sein. Wenn
man von einer wunderschönen Frau in Unterwäsche beschimpft wird, ist der
optische Reiz so stark, dass von den Beschimpfungen kaum was durchdringt. So
richtig bekam ich eigentlich nur den Schluss mit: »Wahrscheinlich hab’ ich das
Kleid in einen der Koffer getan. Kannst du sie mir noch einmal raufholen?«
    »Muss
das sein?«
    »Soll
ich so gehen?«
    Ich
grinste.
    »Könnte
dir so passen. Bring mir die Koffer rauf, ich hab’ wohl in der Eile das Kleid
mit eingepackt.«
    Sie
legte den Kopf schief und lächelte.
    »Die
Dinger sind verdammt schwer. Hast du da deine Traktorreifensammlung drin?«
    »Wer
gibt immer damit an, auf den Inzersdorfer Schlachthöfen Rinderhälften zu
schleppen? Bist du ein Kerl oder nicht?«
    Wohl
oder übel musste ich mich fügen, schließlich will man den ersten gemeinsamen
Wochenendausflug nicht mit einem Streit beginnen.
    Keine
20 Minuten später war das Problem auch schon erledigt. Laura, angezogen und zufrieden,
saß auf dem Fahrersitz und kutschierte uns kompetent durch die Stadt. Ihre
schwarzen Locken waren frisch geschnitten, sie trug ein braun-grünes Kleid,
recht eng sitzend, mit Siebzigerjahremustern, und sah hinreißend aus. Am Gürtel
bog sie ab, um zu tanken. Nachdem der Tankwart seine Arbeit erledigt hatte,
zückte Laura ihr Portemonnaie.
    »Verlang’
eine Rechnung«, flüsterte ich ihr zu, als der Tankwart in seinem Kabäuschen verschwunden
war.
    »Wieso?
Das mach’ ich nie.«
    »Eben
darum. Vertrau’ mir.«
    Der in
einen grauen Overall gekleidete Mann kam gerade wieder zurück.
    »Macht’
vierafuffzg dreissg.«
    Laura
beugte sich aus dem Fenster und meinte liebenswürdig: »Könnten Sie mir
vielleicht die Rechnung mitgeben?«
    Es war
schön zu beobachten, wie ein ausgewachsener Mann mit der bleichen Gesichtsfarbe
eines Luhrgrotten-urlaubers plötzlich rot wurde.
    »Kemma
moch’n«, meinte er und ging noch einmal zurück.
    »Was
zum Teufel …?«, flüsterte mir Laura fragend ins Ohr.
    »Wirst
du schon sehen.«
    Der
Tankwart kam zurück, den Blick stier auf den Zettel gerichtet und mit den Fingerknöcheln
der Linken an seiner Stirn reibend.
    »Tuat
ma lad, da is a Missgeschick passiert. Irgendwia san zwa Red Bull mit auf die
Rechnung g’rutscht. Die ziah i eahna aber wieder ab. Mocht fuffzg dreissg.«
    Laura
zahlte und fuhr los.
    »Der
wollte mich doch glatt um vier Euro bescheißen!« Laura war sichtlich
aufgebracht.
    »Der
Mann muss doch auch von was leben«, versuchte ich zu behübschen.
    »Woher
hast du das gewusst?«
    »Gewusst
nicht, nur geraten.« Wir hielten vor einer roten Ampel. »Weißt du, ich hab’ da
halt so ein Näschen …« Ich wollte mich gerade in der Hoffnung auf einen Kuss zu
ihr hinüberbeugen, aber meine Herzdame wollte davon nichts wissen.
    »Dass
du mir dein Näschen am Wochenende nur ja unter Kontrolle hältst.«
    »Aber
sicher doch.« Mittlerweile berührten sich unsere Nasenspitzen fast.
    »Arno,
ich mein es ernst. Wenn auch nur ein einziger Silberlöffel verschwindet, mach
ich dich voll dafür verantwortlich.«
    »Wenn
ich aber gar nichts dafür kann?«
    »Ist
mir das auch gleich. Wenn du deinen sechsten Sinn für Katastrophen nicht einmal
für ein Wochenende mit meinen Chefs im Griff hast …«
    »Ich
schau’ dir in den Ausschnitt, Kleines«, unterbrach ich sie.
    »Idiot«,
hauchte sie und ich kam doch noch zu meinem Kuss. Bis die hinter uns zu hupen anfingen.
    Laura
fuhr an und bog vom Gürtel in die Gumpendorfer Straße ein.
    »Ich
dachte, wir wollten ins Weinviertel?«
    »Sicher,
aber zuerst muss ich noch was holen.«
    »Was
denn?«
    »Schokolade.«
    II
    Wir bogen von der Gumpendorfer
rechts in eine kleine Seitengasse, um dann in die Mollardgasse zu kommen.
Schließlich gelangten wir zu einem grün-weißen Jugendstilbau und fuhren durch
die Einfahrt in seinen Hof. Der Bau war quadratisch und vier volle Stockwerke
hoch. Wie ich später erfuhr, wurde er von Anrainern und Bewohnern
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